Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
kleine Junge lachte nicht. »Ihr braucht auch so einen Schläger.«
    Â»Wir brauchen keinen Schläger, wir sind froh, wenn wir die los sind«, antwortete Poke. Es gefiel ihr nicht, dass er weiterredete und nicht aufgab. Gleich würde sie ihm wehtun müssen.
    Â»Jeden Tag müsst ihr Essen an solche Typen abgeben. Gebt lieber einem etwas und bringt ihn dazu, die anderen zu verjagen.«
    Â»Glaubst du etwa, daran hätte ich noch nicht gedacht, Blödmann?«, fragte sie. »Aber wie soll ich ihn denn an uns binden, wenn ich ihn bestochen habe? Er würde nicht für uns kämpfen.«
    Â»Dann bring ihn eben um«, sagte der Junge.
    Das machte Poke wütend, diese lächerliche Absurdität, die Anziehungskraft einer Überlegung, von der sie wusste, dass sie zu nichts führte. Wieder schubste sie ihn, und diesmal trat sie zu, als er am Boden lag. »Vielleicht sollte ich dich umbringen.«
    Â»Vergiss nicht, ich schere dich einen Dreck«, keuchte der Junge. »Bring doch so einen Brutalski um und sorge dafür, dass ein anderer für euch kämpft. Er wird dein Essen wollen und Angst vor dir haben.«
    Sie wusste nicht, was sie zu einem so absurden Vorschlag sagen sollte.
    Â»Sie fressen euch alle auf«, zischte der Junge. »Also bring einen um. Liegt er erst am Boden, ist er auch nicht größer als ich. Steine zertrümmern Schädel von jeder Größe.«
    Â»Du nervst«, sagte sie.
    Â»Weil du daran noch nie gedacht hast, stimmt’s?«
    Er riskierte den Tod, so mit ihr zu sprechen. Wenn sie ihn auch nur ein bisschen verletzte, war es aus mit ihm – das durfte er nicht vergessen.
    Andererseits lauerte das Siechtum schon in seinem fadenscheinigen kleinen Hemd. Es machte wohl keinen großen Unterschied mehr, wenn er dem Tod noch ein wenig näher rückte.
    Poke sah ihre Bande an. Sie konnte ihre Mienen nicht deuten.
    Â»Ich lasse mir doch nicht von einem Baby sagen, wen ich umbringen soll.«
    Â»Ein kleines Kind bückt sich hinter ihm, du schubst ihn, er kippt über«, raunte der Junge. »Du hast schon große Steine vorbereitet. Backsteine. Zertrümmere sie auf seinem Schädel. Siehst du das Hirn, ist er erledigt.«
    Â»Tot nützt er mir nichts«, erwiderte sie. »Ich will einen Schläger, der auf uns aufpasst. Was soll ich mit einem toten Schläger?«
    Der Junge grinste. »Jetzt gefällt dir meine Idee also.«
    Â»Schlägern kann man nicht trauen.«
    Â»Er kann vor der Suppenküche auf euch aufpassen«, schlug der Junge vor. »Dann kommt ihr in die Küche rein.« Er sah ihr weiter in die Augen, sprach aber so laut, dass auch die anderen ihn verstehen konnten. »Er kann euch alle in die Küche bringen.«
    Â»Wenn kleine Kinder in die Suppenküche gehen, schlagen die großen sie«, warf Sergeant ein. Er war acht und verhielt sich meistens so, als sei er Pokes Stellvertreter, obwohl sie gar keinen Stellvertreter hatte.
    Â»Hast du einen Schläger, verjagt er die anderen.«
    Â»Wie soll ein Schläger zwei andere aufhalten? Oder drei?«, fragte Sergeant.
    Â»Wie gesagt«, antwortete der Junge, »schubst sie um, dann sind sie nicht mehr so groß. Besorgt euch Steine. Seid bereit. Du bist doch Soldat! Nennen sie dich nicht Sergeant?«
    Â»Rede nicht mit ihm, Sarge«, sagte Poke. »Was kümmert uns das Geschwätz eines Zweijährigen?«
    Â»Ich bin vier«, berichtigte der Junge.
    Â»Wie heißt du?«, fragte Poke.
    Â»Hab keinen Namen.«
    Â»Du meinst wohl, du bist so dumm, dass du dich nicht daran erinnern kannst.«
    Â»Hab keinen Namen«, wiederholte er. Immer noch sah er ihr in die Augen, obwohl er weiter am Boden lag, umgeben von der Bande.
    Â»Du scherst mich einen Dreck«, sagte sie.
    Â»Glaube ich nicht«, entgegnete er.
    Â»Allerdings«, sagte Sergeant. »Weil du dumm wie Bohnenstroh bist.«
    Â»Bohnen?«, lachte Poke. »Dann hast du deinen Namen weg. Du heißt jetzt Bean. Setz dich wieder auf den Mülleimer, und ich lass mir durch den Kopf gehen, was du gesagt hast.«
    Â»Ich brauche was zu essen.«
    Â»Wenn ich einen Schläger habe und dein Plan funktioniert, gebe ich dir vielleicht was.«
    Â»Ich brauche jetzt etwas.«
    Sie wusste, dass das stimmte.
    Sie steckte die Hand in die Tasche und holte sechs Erdnüsse heraus, die sie aufgehoben hatte. Er setzte sich hin und nahm nur eine aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher