Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum
Autoren: Frances G. Hill
Vom Netzwerk:
Anstrengung.
    Inzwischen hatte der Waffenmeister Torkal damit begonnen, die Knappen der Burg unbarmherzig über den Hof zu jagen, deshalb gab Nikal mir ein Zeichen aufzuhören und verstaute die Übungsschwerter wieder ordentlich in ihrem Gestell.
    »Jetzt haben wir uns wirklich ein anständiges Frühstück verdient«, sagte er. »Kommst du mit in die Halle?« Ich war begeistert. Die Halle hatte ich bisher erst einige wenige Male betreten, immer nur zu hohen Festtagen, wenn sie feierlich geschmückt im Schein von tausend Lichtern erstrahlte. Ihr alltägliches Gesicht erschien mir sogar noch aufregender. Die Soldaten der ersten Wache hatten die Nachtwache vor kurzem abgelöst, daher saßen hier sowohl einige übernächtigt wirkende Männer bei einem Schlummertrunk, als auch dienstfreie Soldaten, die herzhaft dem deftigen Frühstück zusprachen.
    Nikal setzte sich mit mir an einen der langen Holztische und winkte einem der Küchenjungen, die durch die Halle wieselten. Der brachte uns kurz darauf eine Kanne mit dampfendem Tee, duftendes braunes Brot, das von Honig troff, und einen Berg von gebackenen Eiern, Schinken und salzigem Käse. Ich griff zu, als wäre ich vom Hungertod bedroht, und Nikal stand mir in nichts nach. Ein vierschrötiger älterer Soldat setzte sich zu uns und sah mir beim Essen zu.
    »Hat 'nen ordentlichen Appetit, der Kleine, was?« lachte er und hob seinen Humpen. »Ein strammer kleiner Kerl. Ist das deiner, Nik? Ich wußt gar nicht, daß du Bälger hast.« Er fuhr mir mit seiner groben Hand durchs Haar, und ich wurde rot.
    Nikal schüttelte fast bedauernd den Kopf. »Leider nicht, Cal. Elloran ist Moraks Sohn.«
    Der andere hob die Brauen, ich spürte seine Neugier. Er beugte sich zu Nikal hinüber und fragte leise, allerdings nicht so leise, daß ich ihn nicht verstanden hätte: »Stimmt's, was man sich über den Kleinen erzählt? Daß er ein T'svera ist?« Er machte eine verstohlene Handbewegung, deren Bedeutung mir verborgen blieb. Nikal sah plötzlich sehr wütend aus, ein Ausdruck, der zu seinem freundlichen Gesicht nicht recht passen wollte.
    »Halt dein dummes Maul, Soldat, und erzähle nicht so einen verfluchten Unsinn!« Seine Stimme klang scharf und böse.
    Der Soldat schrumpfte förmlich zusammen und begann hastig, sich zu rechtfertigen. »'s kommt nicht von mir, Nik. Alle sagen das.«
    »Und du mußt es natürlich nachplappern, du Fliegenhirn.« Nikal war alles andere als besänftigt. Ich sah ihn ängstlich an. Er legte seine Hand auf meine, und sein Gesicht glättete sich. »Bist du fertig, Kleiner?«
    Ich nickte, und er stand auf. Ich beeilte mich, ihm aus der Halle zu folgen, hatte dabei allerdings Mühe, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. Er bemerkte es und ging langsamer.
    »Morgen hole ich dich um die selbe Zeit ab, ist das in Ordnung? Ich muß jetzt die Unterkünfte meiner Leute prüfen, das ist langweilig für dich.« Er sah mein enttäuschtes Gesicht und legte eine Hand in meinen Nacken. »He, Rotschopf, guck nicht so traurig. Morgen sehen wir uns doch wieder.« Er schüttelte mich sanft. »Kannst du schwimmen?« Ich verneinte beschämt. »Gut, dann gehen wir morgen, sobald ich Freiwache habe, zum Teich hinunter, und ich bringe es dir bei. Ist das ein Angebot?« Meine begeisterte Antwort schreckte die Tauben auf, die sich auf der Überdachung des Wehrganges gesonnt hatten. Nikal lachte sein ansteckendes Lachen und scheuchte mich die Treppe zu den Frauengemächern hinauf.
    Erst viel später fielen mir die Worte des Soldaten Cal wieder ein. Sie beunruhigten mich, weil ich sie nicht verstand. Aber irgend etwas hinderte mich daran, einfach meine Amme zu fragen, wie ich es sonst immer tat. Vielleicht, weil Nikal so ärgerlich darauf geantwortet hatte. Ich beschloß, die Begebenheit fürs erste zu vergessen. Eine Gelegenheit, bei der ich jemanden danach fragen konnte, würde sich gewiß ergeben.
    Nikal holte mich von da an jeden Morgen pünktlich zum Wachwechsel bei Malima ab und ging mit mir in den Waffenhof. Danach frühstückten wir gemeinsam in der großen Halle, und er brachte mich wieder heim. Nach einer Woche meinte er, ich sei wirklich alt genug, den Weg zum Waffenhof alleine zu finden, ohne mich zu verlaufen.
    Zu meiner Freude lockerte meine Mutter nun auch meine Zügel und erlaubte mir endlich, frei und auf eigene Faust auf dem Burggelände herumzustrolchen. So lernte ich nach und nach die anderen Kinder kennen, die hier lebten. Es gab eine Schar etwas älterer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher