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Ella und der Neue in der Klasse

Titel: Ella und der Neue in der Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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freute sich Pekka. »Den wollte ich schon lange mal treffen. Und den anderen auch, der immer sagt: ›Der gewünschte Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar.‹ Was meint ihr, ob die zwei verwandt sind?«
    Pekka kapierte es natürlich nicht, aber wir anderen wussten, dass wir ganz schön in der Patsche saßen. Wenn Paavo seinem Vater nur was auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte, war es nicht mal sicher, ob er uns überhaupt abholen kam.
    »Wie wär’s, wenn du gleich zugibst, dass du die ganzen Geschichten über deinen Vater nur erfunden hast?«, schlug Timo vor. »Du brauchst dich dafür auch nicht zu schämen. Du gibst nur zu, dass ich die Wette gewonnen habe, dann steigen wir in den nächsten Zug und fahren zurück nach Hause.«
    Das fanden wir alle einen fairen Vorschlag, vor allem als Timo auch noch versprach, dass Paavo von Zeit zu Zeit mit auf den Felsen kommen dürfe, zum Beispiel wenn jemand anders krank sei und nicht könne. Das fanden wir sogar sehr fair. Nur Hanna nicht.
    »Aber dann kommen wir ja gar nicht ins Filmstudio, und ich ...«, sagte sie entsetzt. Aber dann redete sie nicht weiter. Oder vielleicht redete sie weiter, und wir hörten es nur nicht, denn auf einmal hörte man es nur noch singen. Und laut! Wir schauten uns nach allen Seiten um, wer da wohl sang und wo . Paavos Vater war es jedenfalls nicht, denn es waren mehrere Stimmen. Und sie kamen von irgendwo hoch oben.
    Wir brauchten noch eine Weile, aber dann bemerkten wir den Heißluftballon über dem Bahnhofsplatz. Auf dem Platz gab es eine Statue, um die Statue gab es ein Geländer, und an dem Geländer war mit einem langen dicken Seil der Heißluftballon festgebunden. Er musste schon die ganze Zeit da oben schweben, wir waren nur erst jetzt darauf aufmerksam geworden, als in seinem Korb ein Kinderchor zu singen begann. Die Kinder sangen schrecklich laut, und in dem Lied, das die Kinder sangen, ging es um einen Vater, der mit seinem Auto nicht so schnell fahren soll.
    »Was machen die da?«, wunderte ich mich, obwohl die Antwort am Korb stand. Der Kinderchor Purzelbaum singt für Sie, hieß es da auf einem handgemalten Schild.
    »Von da oben könnte man Paavos Vater bestimmt gut sehen – natürlich nur, wenn er hier ist«, überlegte Tiina.
    Als das Lied zu Ende war, gingen wir hin und stellten uns genau unter den Korb. Der Ballon darüber war riesig.
    »He, ihr da oben!«, rief Hanna.
    Und schon lugten sieben Köpfe über den Rand des Korbes. Es waren vier Mädchen und drei Jungen, genau wie bei unserer Clique, außer dass wir ein Mädchen weniger und ein Junge mehr waren. Das heißt, so war es gewesen, bevor Paavo dazugekommen war.
    »Könnten wir mal kurz hochkommen? Wir müssten nach jemand Ausschau halten?«, rief Tiina.
    »Vergesst es!«, rief ein rothaariger Junge zurück.
    »Wir müssten nach Pekkas Vater Ausschau halten«, erklärte Hanna.
    »Aber nicht von hier oben. Der Korb ist voll«, rief ein rundgesichtiges Mädchen. »Außerdem halten wir selber Ausschau. Nach unserem Chorleiter. Er wollte mit dem Zug kommen.«
    Bei denen da oben war es anscheinend genauso eng wie auf unserem Felsen.
    »Von hier unten sieht man nichts bei den vielen Menschen«, rief ich.
    »Dann besorgt euch einen eigenen Ballon«, rief der Chor im Chor.
    Dann begannen sie wieder zu singen, obwohl ihr Chorleiter immer noch nicht da war. Diesmal handelte das Lied von einem kleinen Schornsteinfeger, der immer höher hinauswill.
    Wir sahen einander an, und dann sangen wir auch. Wir sangen das Lied von dem Mann, der Ziegel aufs Dach ziehen will, aber dann bricht der Boden aus dem Ziehkorb, und die Ziegel fallen ihm auf den Kopf, und es ist alles ein riesengroßer schrecklicher Schlamassel. Es war lange das einzige Lied, das wir konnten, und obwohl wir seit Neuestem noch ein anderes können, ist es immer noch unser Lieblingslied. Wenn wir es singen, singen wir es schön laut, so ist es nämlich am lustigsten.
    Der Kinderchor im Korb war dann ein bisschen schneller fertig als wir.
    »Könntet ihr bitte still sein!«, rief der rothaarige Junge. »Das hier ist unser Auftritt, und außerdem könnt ihr nicht mal singen.«
    »Könnten wir nicht doch kurz hochkommen und Ausschau halten?«, bettelte Tiina.
    »Oder wir wetten, dass wir Ausschau halten dürfen, wenn wir lauter singen können als ihr«, schlug ich vor.
    »Abgemacht! Ihr habt keine Chance«, rief der Rothaarige.
    »Nicht schon wieder!«, schniefte Mika. »Meine Mutter hat mir doch
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