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Ella und der Neue in der Klasse

Titel: Ella und der Neue in der Klasse
Autoren: Carl Hanser Verlag
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andere übrig, der neue, wie bei den Zähnen, verstehen Sie?«, erklärte Pekkas Vater.
    »Meiner wackelt schon«, sagte Mika weinerlich.
    »Und wenn es ein Holzkopf ist? Was wächst für den nach?«, wollte Pekka wissen.
    Da hielt es der Onkel mit dem weißen Schnurrbart nicht mehr aus und lachte los, dass er von seinem Sitz und dem Schaffner genau vor die Füße fiel.
    »Ich hab’s genau gesehen, dass da zwei Kinder sind!«, rief die Tante. Dann sprang sie auf und fuchtelte wieder mit dem zittrigen Finger.
    »Ich muss aufs Klo«, sagte Mika.
    »Nicht jetzt!«, sagte Pekkas Vater.
    »Lassen Sie den Jungen doch!«, sagte die Tante und lächelte Pekkas Vater hinterhältig an.
    »Hören Sie, ich fühle mich plötzlich auch wieder wie ein Kind. Könnte ich meine Fahrkarte bitte auch in eine Kinderfahrkarte umtauschen!«, ächzte der Onkel mit dem weißen Schnurrbart, während er sich vom Boden aufrappelte.
    »Du bist ein Kindskopf, Jussi!«, sagte die Tante.
    »Sag ich doch«, wieherte der Onkel und hielt sich den Bauch.
    Da guckte die Tante böse und trat ihm gegen den Knöchel, aber das hätte sie besser nicht gemacht. Der Onkel kam nämlich ins Straucheln und wäre bestimmt wieder hingefallen, wenn er sich nicht im letzten Moment an einem roten Griff festgehalten hätte. Jetzt wussten wir auch, wo Timo das komische Wort Notbremse her hatte: Es stand auf dem Schild über dem roten Griff. Außerdem stand da, dass man für das unnötige Ziehen der Notbremse eine Strafe bezahlen musste und nicht mehr mit dem Zug weiterfahren durfte.
    Wir fanden es schade, dass die grauhaarige Tante und der Onkel mit dem weißen Schnurrbart eine Strafe bezahlen und gleich am nächsten Bahnhof aussteigen mussten. Das heißt, bei dem lustigen Onkel waren wir trauriger als bei der Tante, aber er selbst schien kein bisschen traurig zu sein, dass er aussteigen musste. Er sagte, das sei die lustigste Zugfahrt seines Lebens gewesen, und er habe schon immer mal sehen wollen, was passiert, wenn man die Notbremse zieht.
    Pekka, Mika und Pekkas Vater hatten dann für den Rest der Reise ihre Ruhe, weil Mika sich in dem Durcheinander nach der Notbremsung aufs Klo geschlichen hatte.
    Als der Zug wieder losfuhr, warf der Schaffner im Vorbeigehen nur noch schnell einen Blick auf Pekka, der jetzt allein in der großen Jacke steckte.
    »Ist der Milchkopf also ausgefallen«, sagte der Schaffner. »Herzlichen Glückwunsch! Da legt dir die Kopffee heute Nacht bestimmt was Schönes unters Kissen.«
    Für den Rest der Reise ließ er sich dann nicht mehr blicken.

Der Sängerkrieg auf dem Bahnhofsplatz
    Am Bahnhof in der Stadt gab es unheimlich viel zu sehen: Züge, Reisende, Reisebegleiter, Abholer, Koffer, Schilder, Gleise und jede Menge Gebäude – alles, nur keinen berühmten Filmregisseur. Dabei hielten wir alle nach ihm Ausschau, das heißt, alle außer Pekkas Vater, der schaute immer nur auf die Uhr. Er musste zu einer wichtigen Besprechung, und wenn Paavos Vater nicht bald auftauchte, kam er zu spät.
    »Wie sieht dein Vater eigentlich aus?«, fragte Hanna.
    »Blendend«, sagte Paavo, aber es klang ein bisschen zerstreut. Er sah auch die ganze Zeit um sich, als hätte er irgendwas Wichtiges verloren. Dann bemerkte ich, dass er einen ganzen Stapel Vatertagskarten in der Hand hielt. Es mussten alle sieben sein, die er in der Schule gebastelt hatte.
    »Blendend sieht er aus. Habt ihr’s gehört?«, fragte Hanna, obwohl wir alle eng beieinanderstanden.
    »Kannst du ihn noch ein bisschen genauer beschreiben?«, fragte Tiina.
    »Wozu?«, fragte Paavo. »Er ist so berühmt, dass ihn auch ohne Beschreibung jeder erkennt.«
    »Habt ihr’s gehört?«, fragte Hanna.
    Und dann musste Pekkas Vater los.
    »Hört zu, ich muss jetzt«, sagte er. »Ich bin sowieso schon zu spät dran, und bei der Besprechung heute geht es ausgerechnet um Terminkalender für Menschen, die dauernd zu spät zu Besprechungen kommen. Versprecht ihr mir, brav zu warten, bis Paavos Vater kommt?«
    Das versprachen wir natürlich, und er rannte davon. Danach warteten wir ganz brav und wirklich lange. Bestimmt mindestens eine Minute.
    »Was hat dein Vater denn gesagt, als ihr euch verabredet habt?«, fragte ich Paavo.
    »Nichts«, sagte Paavo.
    »Er wird doch wohl irgendwas gesagt haben?«, wunderte sich Hanna
    Da fiel es Paavo wieder ein.
    »Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton«, sagte er.
    »Der hat sich mit dem Anrufbeantworter verabredet«, stöhnte Timo.
    »Klasse«,
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