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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe
Autoren: Lex Beiki
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dem Zimmer, ich war ja froh, dass er da war. Ich schlaf nicht gerne alleine, da fühl ich mich immer so… na ja, alleine eben.
    Den Wecker an meinem iPhone stellte ich auf sechs, genug Zeit also, hier zu frühstücken und dann mit der Sechzehn nach Köln zu fahren . Cem wollte ich auf keinen Fall warten lassen – und die anderen Jungs natürlich auch nicht. Um neun war Abfahrt vom Trainingsplatz aus.
    Irgendwann kriegte ich mit, wie unser Kater durch die angelehnte Tür verschwand und dann schlief ich wohl auch schon ein. Es war schon komisch bei meinen Eltern zu übernachten, aber kein Zimmer mehr zu haben. Obwohl Mama sich sogar die Mühe gemacht hatte, mein altes David Beckenrand Poster hier aufzuhängen.

Kapitel 4 – Schiedsrichterball
     
    Trotz Mondschein und erstaunlicher Kühle für Juni, schien ich fest geschlafen zu haben, denn als ich aufwachte war ich so desorientiert wie man nur nach einer ordentlichen Tiefschlafphase sein kann , aus der man brutal herausgerissen wird.
    Brutal war auch das richtige Wort: E in infernalischen Piepsen zerstörte den Traum, an den ich mich einen Herzschlag später schon nicht mehr erinnern konnte. Ohne die Augen zu öffnen jammerte ich gequält auf unter dem Kopfkissen, das unmöglicherweise noch immer auf meinem Gesicht lag. Ich wartete.
    Ich wartete gefühlte hundert Ewigkeiten, bis das Geplärre endlich verstummte. Schlafen konnte ich dann allerdings auch nicht wieder, also schubste ich Kopfkissen und Bettdecke fort, genoss noch einen Augenblick die Dunkelheit vor meinen Augenlidern und fasste dann den Entschluss, dem Tag entschlossen ins Antlitz zu blicken.
    Heute würde ich arbeiten .
    Heute würde ich schreiben!
    Ich öffnete die Augen.
    Heute war irgend etwas anders.
    Von einer Schriftstellerin erwartet man vielleicht eine plastischere Umschreibung der Umstände, aber ich wüsste nicht, was plastischer sein sollte als der gellende Schrei, den ich ausstieß, als mir mit schlafverkrusteter Verzögerung aufging, dass ich nicht in meinem Bett lag. Wobei – Bett ja, nur nicht meines. Und wo ich gerade dabei war, die Situation klar und treffsicher zu durchschauen: Haus ja, nur nicht meines.
    Im Haus meines Großvaters war ich aufgewachsen seit meine Eltern bei einem Autounfall starben als ich acht war. Jeder Winkel, jede Bodendiele, jeder Kratzer im Parkett war mir gut Freund. Alle nur erdenklichen Gerüche waren mir bekannt; jeder Schatten, den die Einrichtung in unterschiedlichstem Licht warf, war Vertrauter mir.
    Das war nicht mein Haus! Nicht mein Bett, nicht meine Decke, nicht mein Kopfkissen, das ich entsetzt von mir schleuderte als sei es ein Fischkadaver.
    In meiner Hysterie fiel mir nichts besseres ein, als nach Holly zu rufen, die sich vermutlich, selbst wenn sie sich in Hörweite befunden hätte, nicht weiter um mich gekümmert hätte.
    Der erste Gedanke , der mir kam, so nutzlos wie unrichtig, war: Drogen in meinem Trinkwasser!
    Weitere Theorien vor mich hin murmelnd stand ich auf und stolperte gegen einen Mann im Fußballtrikot. Nach näherem Hinsehen entpuppte es sich allerdings doch nur als Poster von David Beckenrand, den ich mit Hemd fast nicht erkannt hätte. War wohl schon etwas älter, das gute Stück (das Poster, nicht David Beckenrand – obwohl, der mittlerweile natürlich auch).
    Ich wusste nicht, dass ich hoffte, jenseits der Zimmertür würde ich wieder in meine eigenen vier Wände gelangen, ehe ich hinaus in einen mir unbekannten Flur trat und aus tiefster Seele enttäuscht seufzte. Erneut rief ich nach Holly. Erneut wurde ich ignoriert. Das heißt, sämtliche Katzen des Universums ignorierten mich, doch in dem Flur öffnete sich eine Tür und der verpennte Kopf einer weiß gelockten Frau erschien, um mich anzublinzeln.
    „Engelchen, dein Vater und ich schlafen noch, sei so gut, mach dich leise fertig, ja?“
    Ich war so perplex, so verstört, dass ich nichts darauf erwidern konnte. Bewegen war auch nicht möglich; für den Moment bestand ich nur aus hausgroßen Augen, an denen wie ein Fremdkörper meine Gliedmaßen baumelten, so schwer als wären sie aus Massivholz. Ohne reagieren zu können, beobachtete ich, wie der Kopf verschwand und die Tür sich schloss. Wieder allein auf weitem Flur.
    Ein Alptraum, beschloss ich kurzerhand. Nur dies konnte die tatsächliche Erklärung sein. Am Abend vorher hatte ich Trübsal blasend an meine Eltern denken müssen, und nun befand ich mich in einem bizarren Traumfilm, in dem eben jene im Zimmer nebenan
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