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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe
Autoren: Lex Beiki
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Wohnung selbst enttäuschte mich. Jedes Domizil gibt zwingenderweise Aufschluss über seine Bewohner; ob verspielt oder zugerümpelt, chaotisch oder penibel; oder in diesem Fall kühl und unpersönlich. Das Penthouse sah aus wie aus dem Möbelkatalog: unbenutzt, neu, gänzlich unbelebt. Die Wohnzimmergarnitur war aus neu aussehendem Leder, die dominierenden Farben schwarz und silber. Steril war das erste Adjektiv, das mir einfiel, als ich durch die hellen, großzügigen Zimmer streifte. Das einzige, das benutzt wirkte, waren der riesige Fernseher und die daran angeschlossene Videospielanlage. Das offizielle Spiel zur letzten Fußballweltmeisterschaft lag geöffnet auf dem Boden, ein Controller daneben; ein einsames Bild. An der Wand im Flur hing ein grauenhaftes, modernes Monstrum, das sich niemand, der auch nur einen Funken Stilgefühl besaß, in die Wohnung kommen lassen würde. Tobias Weizenfeld schien keinerlei Geschmack, Wärme oder modisches Empfinden zu haben. Ich stellte ihn mir als kühl berechnenden, unpersönlichen Bankangestellten vor, der zufälligerweise Profifußballer geworden war. Jemand, der in seiner Freizeit elegante Anzüge trug, weil alles andere unter dem Niveau seiner Espressomaschine lag.
    „Ich find deine neue Wohnung irgendwie kalt“, murmelte Cem im Vorbeigehen. „Die passt überhaupt nicht zu dir.“
    Soviel zu diesem Bild.
    Mein Teamkollege deutete auf ein gerahmtes Photo, das auf der Küchenanrichte stand. Nur das, meinte er, sei Tobias wie er ihn kenne. Das Photo zeigte den jungen Weizenfeld, selig spielend mit einer schwarzen Babykatze. Das Tier hatte zufälligerweise den gleichen weißen Fleck auf dem Kopf wie der Kater, mit dem Holly seit einiger Zeit umherzog. Vielleicht eines dieser Rassemerkmale, wie Schielaugen und Knickschwänze.
    „Hab sie!“, unterbrach Cem meine Erkundigungen ein paar Minuten später. Er hielt triumphierend eine Sporttasche hoch, die meines Erachtens für eine Reise unbestimmter Dauer viel zu klein war. Männer waren gerade in den wichtigen Dingen manchmal so unpraktisch nihilistisch veranlagt. Ich nahm ihm sanft aber bestimmt die Tasche aus der Hand, fand nach nur einem Fehlversuch das Schlafzimmer und stopfte alles, was ich noch im Schrank finden konnte, mit dazu. Ich musste schließlich auf jede Eventualität vorbereitet sein. Glücklicherweise, stellte ich bei dieser Gelegenheit fest, schien Tobias Weizenfeld kein Boxershortsträger zu sein; das hätte mir gerade noch gefehlt.
     
     

Kapitel 5 – Einwechsel
     
    So tief hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Als ich aufwachte, dachte ich erst total panisch, ob ich den Wecker nicht gehört hatte. Aber Mama hätte mich auf jeden Fall geweckt, wenn ich verschlafen hätte. Also nahm ich an, dass es noch früh genug war. Komischerweise war ich hellwach. Ausgeruht und putzmunter, als hätte ich endlange gepennt.
    Als ich aufstehen wollte, fiel mir aber auf, dass irgendwas nicht stimmte. Das Bett war nicht meines. Klar, ich hatte ja bei meinen Eltern geschlafen. Aber das war auch nicht das Bett von meinen Eltern. Fieberhaft überlegte ich, ob ich gestern was vergessen hatte. War ich noch irgendwo hingegangen? Ich konnte mich nicht erinnern. War auch egal erstmal, denn auf dem Nachttisch stand eine alte Uhr, so noch mit Zifferblatt, und wenn die richtig ging , war es schon fast elf! Ich hatte nicht nur Cems Mitfahrgelegenheit verpasst, sondern den ganzen Bus!
    Ich sprang aus dem Bett, das war übrigens echt gemütlich, mit ganz vielen Kissen und Decken – vielleicht was stickig, weil es so überfüllt war, aber kuschelig. Zwar wusste ich immer noch nicht wo ich war, aber das war mir auch egal, ich brauchte erstmal ein Telefon! Ich musste Cem anrufen. Und Peter. Und Nikola am besten auch gleich.
    Mein Handy war weg, aber ein Telefon fand ich unten im Wohnzimmer, noch so ein gemütlicher Raum. Überhaupt, ein schönes Haus, das sah man auf den ersten Blick. Nur der Garten vor der Terrassentür war vernachlässigt. Als ob da nie einer rausgehen würde.
    Weil Cems Nummer die einzige war, die ich auswendig kannte, wählte ich die zuerst.
    „Ich bin’s!“, rief ich, nachdem er abgenommen hatte. „Tut mir leid, ich hab total krass verpennt!“
    „Wer ist da?“, fragte er. Hatte wohl meine Stimme nicht erkannt. Morgens ist man ja manchmal noch so heiser.
    „Na, ich! Hör mal, ich weiß nicht so genau, wo ich bin.“
    Aber Cem war ganz komisch schlecht gelaunt: „Das find ich garnicht witzig! Woher
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