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Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Titel: Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
Autoren: Susan Schartz
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weil er sich verbrannt hatte, und suchte einen Topflappen. Als er keinen fand, nahm er irgendein Tuch, das greifbar war, und goss auf.
    Nadja musste lächeln. »Wie oft am Tag passiert dir das?«
    Er grinste. »Mindestens zweimal. Öfter, wenn ich mir Kaffee aufbrühe.« Er stellte die Kanne auf den Tisch, dazu zwei Tonbecher, Zucker, Milch und Löffel. »Vermutlich hast du Hunger.«
    Ingolfir goss Tee in ihren Becher, sah sie fragend an. Nadja nickte zaghaft. »Einen Löffel Zucker, keine Milch.« Dankbar nahm sie den dampfenden Becher entgegen, nun konnte sie sich auch von innen wärmen.
    »Ich kann dir nur ein Stück Brot geben. Heute Abend kommen nämlich Gäste, und da gibt es jede Menge Essen.« Ingolfir reichte ihr mit seiner großen, schwieligen Hand eine dicke Scheibe saftiges Brot. »Du bist eingeladen. Kannst du so lange durchhalten?«
    »Ja, das hilft mir schon bis dahin«, sagte sie tapfer.
    Der Isländer deutete auf ihren Bauch. »Alles in Ordnung mit dem da drin?«
    Nadja nickte.
    »Ist bald so weit, was?«
    »Ja.« Sie wagte nicht, nach dem Datum zu fragen, es war alles schon seltsam genug für den guten Mann. »Ich kann dir gar nicht genug danken …«
    Er winkte ab. »Vergiss es.« Dem Tonfall nach meinte er es auch so, daher hielt sie besser den Mund.
    Der Hund bewachte jeden Bissen Brot, den sie zu sich nahm. Nadja hätte die Scheibe am liebsten ganz in den Mund geschoben, aber sie zwang sich dazu, langsam zu essen. Der Tee tat seine Wirkung, und allmählich fühlte sie sich wieder als Mensch. Allerdings meldeten sich ihre Füße mit heftig pochenden Schmerzen zurück. Als sie sie leicht anhob und betrachtete, erschrak sie. Sie waren rot und geschwollen.
    Ingolfir bemerkte das ebenfalls, verschwand in der Kammer nebenan, kramte und suchte nach etwas in einem Schrank. Zurück kam er mit einem Tiegel dicker weißer Paste. Vorsichtig zupfte er die letzten Schuhfetzen von den malträtierten Füßen und schmierte die angeschwollenen Körperteile dick mit der Paste ein.
    Nadja merkte schon beim Einreiben, wie sich zuerst wohltuende Kühle, dann Wärme auf ihrer Haut ausbreitete und den Schmerz dämpfte.
    »Lass es einziehen«, brummte er, schob Nadja so über die Bank, bis sie den Rücken an der Wand anlehnen konnte, steckte ein kleines Kissen hinter ihren Kopf und lagerte ihre Füße hoch. Ein Kater lag in der Lücke zwischen ihrem Kreuz und der Wand; er bewegte sich keinen Millimeter, sondern fing im Gegenteil zu schnurren an. Und er verbreitete ebenfalls wohltuende Wärme über Nadjas Rückgrat, die bis hinauf in die verspannten Schultern zog.
    »Ein Katzenfell wirkt Wunder«, bemerkte der Isländer, schob die Pfeife vom rechten in den linken Mundwinkel und stieß nach Kräutern und Lakritze duftenden Rauch aus.
    Er verließ die Küche. Nadja hörte ihn draußen im Gang telefonieren, verstand aber wegen des Schnurrens kein Wort und war gleich darauf eingeschlafen.
    Mit einem Ruck kam Nadja wieder zu sich. Sie fuhr verstört hoch, als sie Stimmen hörte. Der Hund gab draußen im Gang freudig jaulende Laute von sich; gleich darauf kam Ingolfir herein und hinter ihm eine schlanke junge Frau von neunzehn bis zwanzig Jahren, mit kurzen, wirr um den Kopf stehenden, schwarz gefärbten Haaren, blauen Augen und spitzbübischem Grinsen. Sie war beladen mit zwei großen Tüten, der struppige Hund hüpfte wie ein Gummiball um sie herum.
    »Hallo, Nadja«, sagte sie auf Deutsch. »Ich bin Jónína Ingolfirsdóttir.«
    »Du kannst meine Sprache?«, fragte Nadja erstaunt.
    »Wahlfach in der Schule. Ich war sogar für ein halbes Jahr als Austauschschülerin in Köln. War lustig.«
    »Könntet ihr in meiner Anwesenheit so sprechen, dass ich euch verstehe?«, machte Ingolfir sich bemerkbar.
    »Natürlich, entschuldige.« Jónína lachte.
    Nadja kam sich furchtbar schäbig vor – wie jemand, der schon lange auf der Straße lebte, und wahrscheinlich sah sie genau so aus. »Tut mir leid, dass ich einfach bei euch hereinplatze«, sagte sie verlegen. »Wenn ihr mir die Nummer einer Autovermietung gebt, bin ich schneller als …«
    Sie unterbrach sich und spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. »Ach, verdammt …«, flüsterte sie. »Ich habe ja überhaupt nichts bei mir …«
    »Nach einem ordentlichen Bad wirst du erst einmal anständig eingekleidet«, sagte Jónína und hielt die Tüten hoch. »Papa hat mir deine Größe durchgegeben.«
    Verwundert hob Nadja die Brauen. »Aber … ich kann das nicht bezahlen, ich habe
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