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Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Titel: Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
Autoren: Susan Schartz
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Menschenwelt aber war sachlich und nüchtern, ihre Stille natürlichen Ursprungs.
    Nadja hörte das Pfeifen und Rauschen des Windes; damit wusste sie wenigstens, dass sie nicht plötzlich taub geworden war. Kein ferner Auto- oder Flugverkehr, und das Meer war zu weit weg, als dass sein Rauschen an ihr Ohr gedrungen wäre. Keine einzige Vogelstimme. Kein Anzeichen von Leben – nur Geröll und Steine. Eine Lavawüste.
    Wenn sie nur nicht so frieren müsste! Nicht einmal alle Schmerzen, die der Getreue ihr jemals zugefügt hatte, waren zusammengefasst so schlimm wie die Pein, welche ihr die Kälte und der scharfkiesige Boden bereiteten. Die Sohlen ihrer zierlichen Schuhe waren im Nu durchgelaufen, da brauchte sie sich nichts vorzumachen. Deshalb sah sie nicht nach, sondern ging einfach weiter.
    Was sollte sie sonst tun? Propheten, Heilige, Götter anflehen? Würde Fanmór sie irgendwie hören, wenn sie laut genug nach ihm schrie? War der Elfenkanal in dieser Einöde offen oder nicht?
    Das bringt alles nichts
, dachte sie wütend.
Ich muss mich an jemanden wenden, der da ist
.
    »Liebe Sonne«, sagte sie laut, »lieber Mond, liebe Sterne und liebes Universum da draußen. Ich hätte da eine kleine Bestellung. Nein, kein Wunsch, denn das ist mir mit zu vielen Risiken behaftet, da geht jedes Mal etwas schief. Außerdem will ich etwas haben, nicht wünschen. Und zwar jetzt.«
    Während ihre Füße weiterwanderten, kratzte Nadja sich den Kopf mit steifen Fingern und suchte den Faden, den sie gerade im Schmerz verloren hatte.
    »Ähm … ich hoffe, ich muss euch jetzt nicht noch mal alle anrufen, ihr habt mich bestimmt gehört. Danke für eure Aufmerksamkeit, und anbei kommt meine Bestellung.«
    Sie holte tief Luft. »Ich bestelle ein Bett, und zwar so schnell wie möglich. Und um das Bett ein warmes Zimmer, und um das Zimmer ein freundliches Haus, und in dem Haus eine Küche mit einem Kühlschrank, der voll ist, und einem Herd, der heiß ist. Und jemanden, der ihn bedienen kann. Jemanden, der mich aufnimmt, freundlich zu mir ist und der verhindert, dass ich hier draußen elend verrecke. Ich weiß nicht, woran ich als Erstes sterbe – am Durst, am Hunger oder vor Kälte, und den Schmerz dürfen wir auch nicht vergessen. Deshalb muss die Bestellung bitte umgehend ausgeführt und als Eillieferung versandt werden. Bevorzugt, wenn’s recht ist. Abbuchung von meinem Konto. Gezeichnet, Nadja Oreso, an irgendeinem Tag irgendeines Herbstes irgendeines Jahres, Island. Ende des Auftrags.«
    Das musste genügen. Mit dieser Rede hatte sie sich etwas Wärme verschafft, und der Schmerz in den Füßen ließ nach, weil sie inzwischen völlig taub geworden waren.
    Sie kam gut voran. Wie weit sie schon gegangen war, ließ sich nicht feststellen, da die Straße in beiden Richtungen genau gleich aussah, ohne besondere Markierungspunkte. Schnurgerade ging es dahin, in Senken hinunter und wieder hinauf. Zwar gab es kaum einen Höhenunterschied, dennoch konnte sie nicht weit vorausblicken.
    Nadja bildete sich ein, im Rücken leicht wärmend die Sonne zu spüren, und rieb ihren Bauch, um Reibungshitze zu erzeugen. Ihr Sohn rührte sich nicht mehr, wahrscheinlich hatte er sich in den Schlaf geflüchtet. Das war das Beste, was er machen konnte, und bedeutete für Nadja ein leichteres Vorankommen.
    Die nächste Senke und wieder hinauf, und da … da war ein Schild. Ein Straßenschild, das eine Abzweigung anzeigte. Anders als bei den Straßenschildern des Kontinents wurden an diesem Ort nicht die Wege nach Orten angezeigt, weil es so gut wie keine gab, sondern zu den einsam gelegenen Farmen abseits der Hauptstraße. Und nicht weit entfernt gab es eine solche Farm!
    Melasól
, stand als Name neben der Abzweigung nach links. Leider ohne Entfernungsangabe und die Auskunft, ob das Gehöft überhaupt bewohnt war. Sollte Nadja es riskieren? Die Entscheidung mochte Leben oder den Tod bedeuten.
    Ihr Schuhwerk wurde einzig von gutem Willen zusammengehalten. Vom Oberstoff lösten sich Fetzen, die im Wind Fangen über dem Boden spielten.
    Nadja entdeckte neben der abzweigenden Schotterpiste, die kaum als Straße erkennbar war, ein paar Flechten und Moose. Und einen weiß blühenden Strunk Leimkraut.
    Überhaupt sah es in dieser Richtung grüner aus als geradeaus.
    Also bog sie ab und stolperte den unebenen Weg entlang. Vor ihr ragte der riesige Gletscher auf, auf den sie zuhielt.
    Schon in der nächsten Senke wurde es tatsächlich grün. Kurzes raues Gras, mit
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