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Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Titel: Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
Autoren: Susan Schartz
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nun ja, Schotterpiste, aber trotzdem. Da mussten doch irgendwann einmal Autos vorbeikommen! Zumindest sollte die Straße irgendwohin führen. Aber in welcher Richtung traf sie schneller auf Menschen – links oder rechts?
    Nach Osten
, dachte Nadja,
der aufgehenden Sonne nach. Das ist das Leben und der Westen der Tod
.
    In Gedanken klopfte sie sich für diese Idee auf die Schulter. Während ihrer Aufenthalte in den Anderswelten hatte sie schon sehr viel gelernt und auch auf früheren Reisen einiges über Begräbniszeremonien in Menschenländern erfahren, wo der Osten immer eine wichtige Rolle spielte. Und schließlich war dies eine mystische Reise. Also nach Osten.
    So … eine wichtige Entscheidung gefällt. Wo war die Sonne? Ein wenig links vom Zenit.
    Und Freude wandelte sich zu Frustration und Zorn, denn damit war Nadja genauso weit wie zuvor. Sie wusste die Tageszeit nicht! Ihr Aufenthalt währte noch nicht lange genug, dass sie hätte beobachten können, ob die Sonne im Auf- oder Absteigen begriffen war.
    Sie war versucht, sich die Haare zu raufen und auf dem Boden herumzutrampeln. Dann rief sie sich zur Ordnung. Wahrscheinlich war es die Kälte, die ihr so sehr zusetzte und ihr den Verstand vereiste. War sie nicht Journalistin, eine Spürnase? Also nachgedacht!
Augenblick! Wo liegt das Meer? Kann ich es sehen?
    Sie drehte sich langsam im Kreis, und da, ganz weit am Horizont, gab es eine dünne blaue Linie, die sich vom blaugrauen Himmel unterschied. Das musste das Meer sein! Es lag entgegengesetzt zu dem Gletscher, der, so weit sie schauen konnte die gesamte Horizontlinie vor ihr einnahm. Wenn sie von ihrem Standpunkt aus das Meer sehen konnte, konnte das nur eines bedeuten: Sie stand vor dem Vatnajökull, der bei dieser relativ kurzen Entfernung zum Meer von dort aus gesehen im Norden lag.
    Also – rechts. Und sie sollte sich beeilen: Wenn es Nacht wurde, fielen die Temperaturen sicherlich auf ein Niveau, dem sie in diesem Aufzug nicht lange standhalten konnte. Immerhin war es nicht Winter, sonst wäre es sehr kalt und dunkel und ihr Kind bereits geboren. Damit blieben ihr noch viele Sonnenstunden über das Limit hinaus, das sie gewohnt war, aber trotzdem würde es sehr schnell bedrohlich kalt werden.
    Ich vertraue darauf, dass alles gut geht
, dachte Nadja energisch.
Schließlich sind wir Elfen, und die kann nichts so leicht umhauen. Es gibt immer einen Weg. Und der Getreue würde mich niemals leichtfertig der Gefahr überlassen, das ist nicht seine Art. Es muss irgendein Zweck, eine weitere Prüfung dahinterliegen. Nicht wahr, mein Sohn?
    Sie legte behutsam die Hand an ihren Bauch. Eine richtige Kugel, straff und prall. Es konnte nicht mehr lange dauern. Nadja lauschte eine Weile in sich hinein, aber sie spürte keinen Impuls ihres Kindes. Seine Bewegungen allerdings schon, es war im Moment sogar ziemlich munter. Wahrscheinlich war ihm auch kalt, und es wärmte sich durch ein bisschen Jogging.
    Zärtlichkeit erfüllte Nadja. Noch immer konnte sie kaum glauben, dass sie Mutter wurde. Sie hatte nie darüber nachgedacht, ob sie jemals Kinder wollte – und nun bekam sie sogar ein Elfenkind!
    Ihr Leben stand kopf. Es raste so schnell an ihr vorüber, dass sie kaum Zeit hatte, innezuhalten. Nur auf Sizilien hatte es ein paar Wochen Erholung gegeben, aber seither ging alles mehr denn je drunter und drüber.
Nicht nachdenken
, ermahnte Nadja sich,
laufen
.
    Ihre Finger waren inzwischen schon steif vor Kälte, die Zehen taub. Forsch schritt sie aus, presste allerdings schon nach wenigen Schritten die Lippen vor Schmerz zusammen. Genauso gut hätte sie barfuß gehen können, es hätte keinen Unterschied gemacht. Neben dem Straßenrand war es zudem schlimmer.
Weiter, weiter
.
    Sie legte die Hände wärmend an ihren Bauch, verdrängte den Schmerz und erhöhte sogar das Tempo. Wenn sie sich recht an die Lage des Vatnajökull erinnerte, befand er sich an der Südostküste Islands, und nun ging sie Richtung Osten über das weitgehend flach bleibende Gelände. Da gab es Ortschaften in Richtung der Küste. Irgendwo.
    Die Sonne in ihrem Rücken sank allmählich hinter den Horizont, wenngleich ihr Scheinbild noch viel länger am Himmel stehen würde.
    Nadja bekam es mit der Angst zu tun. Wie viele Stunden blieben ihr wohl? Es war so still an diesem Ort, das kannte sie überhaupt nicht. Ganz anders als ihr mystischer Weg in Jangala, wo die Lautlosigkeit eine Prüfung dargestellt hatte, die gelöst werden musste. Die
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