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Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök

Titel: Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
Autoren: Susan Schartz
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dauerhaft in die Gestalt des Mondelfen zu wechseln. Schließlich waren diese geheimnisvollen Wesen bei vielen Frauen beliebt, und das wäre doch eine angenehme Abwechslung.
    Bis auf den Umstand, dass keine von ihnen jemals Bandorchu sein würde.
    Gofannon atmete tief durch. Was war bloß an dieser Frau, das ihn so abhängig von ihr machte? Warum war er ihr derart verfallen? Warum konnte er niemals aufhören, sie anzuschmachten, ihr hinterherzuhecheln, sich ihr auf Gedeih und Verderb auszuliefern? Es war nicht normal und vor allem nicht nur eines Gottes unwürdig, sondern im Grunde auch unmöglich. Nicht einmal Fanmórs Fluch konnte so tief greifen. Ein Geheimnis musste dahinterstecken, das vielleicht damit zusammenhing, was aus Gwynbaen einst Bandorchu gemacht hatte. Aber was?
    Mit einem kräftigen Brummen atmete Gofannon aus. Dann ging er weiter auf dem goldenen Pfad zum Baumschloss.

2 Mitternachtssonne
    Verflucht, verdammt, Mist!«, schimpfte Nadja, wechselte zum Italienischen und spulte sämtliche derben Flüche herunter, die sie kannte. Diese waren sehr viel blumiger und anspruchsvoller als die faden deutschen Kraftausdrücke. Sie schlug dabei die Arme um sich und hüpfte auf und ab.
    Wahrscheinlich hatte sie in ihrem ganzen Leben nicht so gefroren wie in diesem Moment. Aus mindestens fünfunddreißig Grad brütender, schwüler Hitze ohne Vorwarnung überzutreten in … Ja, was? Frost? Oder knapp darüber? Es war jedenfalls entsetzlich. Und sie hatte nicht den geringsten Schutz dagegen. Eine indische Elfe, Angehörige des Tiefenlands Jangala, hatte ihre Sachen verbrannt – ihre Designerklamotten, die eine Stange Geld gekostet hatten! – und ihr einen Hauch von Nichts verpasst. Hautsache bunt und schimmernde Schleier. Nadjas Füße steckten in leichten Sandalen, ihr Bauch und ihre Arme waren völlig nackt und dem frostigen Wind, der ihr entgegenschlug, um sie herumfauchte und ihre Haare aufwirbelte, gnadenlos ausgeliefert.
    Nadja spürte den rissigen, scharfkantigen und eiskalten Boden durch die dünnen Sohlen, und ihr Gewicht wog auf einmal viel schwerer. Vor allem ihr Bauch, der enorm gewachsen war, zog nach unten.
Wie lange war ich fort?
    Aber das war derzeit nicht die zentrale Frage. Diese lautete vielmehr:
Wo bin ich?
    Schlotternd sah sie sich um. In der Ferne dräute ein Schneegebirge oder Gletscher, davor gab es einen schmalen Streifen Grün, der nicht weit entfernt in einer Senke begann. Dazwischen ragten immer wieder schwarze Brocken auf, die wie Vulkanschlacke aussahen.
    Sie kannte dieses einzigartige, unverwechselbare Panorama aus Filmen und Büchern. Dieses ganz bestimmte Licht, die Struktur der Landschaft. Fehlten nur noch die kleinen Pferde. »J…j…jede Wette, d…das ist Island«, stieß sie zähneklappernd hervor. Die Sonne schien, kam aber nicht gegen den Wind an. Lediglich das Licht schaffte es hindurch, nicht die Wärme.
    Nadja gingen die Flüche aus, dafür war sie plötzlich den Tränen nahe. Man hatte ihr die Heimreise versprochen! Nach München, wie sie es sich gewünscht hatte! Es war ein Handel gewesen, entsprechend den Regeln – wie also konnte es möglich sein, dass sie in Island gestrandet war? Was für einen böser Streich tat man ihr nun wieder an?
    Zurück ging es nicht mehr, das Portal war geschlossen. »Getreuer, wo bist du?«, schrie sie in die Einöde hinaus. »Du hast gesagt, mir darf nichts passieren! Du hast mir das alles eingebrockt, also hol mich gefälligst ab und bring mich in Sicherheit!«
    Ihre Freunde hätten sie wahrscheinlich für verrückt erklärt, ausgerechnet nach dem Erzfeind zu rufen. Aber welche Wahl blieb ihr? Niemand wusste, wo sie war, und vermutlich hatte selbst der Getreue ihre Spur längst verloren. Wo war er überhaupt die ganze Zeit gewesen? Er hatte sie schlicht in Indien abgesetzt und blieb seither verschwunden. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich!
    Erneut kochte Wut in ihr hoch und verschaffte ihr kurzzeitig Linderung gegen die beißende Kälte. Seit Monaten beherrschte der Getreue ihren Lebensweg, mischte sich in alles ein, und dann überließ er sie einfach ihrem Schicksal? »Nur du bist wichtig«, hatte er zu ihr gesagt, bevor er sie aus Irland entführt hatte. Wenn das zutraf, hatte er eine seltsame Auffassung davon, wie man jemanden beschützte!
    »Was mach ich nur, was mach ich nur?«, stieß sie bibbernd hervor.
    Bewegung. Sie musste sich bewegen, bevor sie sich den Tod holte. Der Boden, auf dem sie stand, sah aus wie eine Straße …
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