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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann
Autoren: Aprilynne Pike
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darüber nachdenken. Er wird es uns schon sagen, oder?«
    Nachdem Laurel ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue angesehen hatte, bekamen sie nach kurzem Zögern einen Lachanfall.
    »Tja, damit meinst du wohl, dass wir uns nicht unbedingt darauf verlassen sollten, was?« David nahm ihre rechte Hand, drückte sie an seine Lippen und betrachtete das Silberarmband mit Kristallen, das er ihr vor knapp zwei Jahren geschenkt hatte, als sie erst kurz zusammen waren. »Schön, dass du es noch trägst.«
    »Jeden Tag«, sagte Laurel. Sie wünschte so sehr, sie hätten noch mehr Zeit zu reden, und zog David für einen letzten Kuss an sich, ehe sie in ihren Politik-Kurs eilte und den letzten Platz an der Fensterfront ergatterte. Die Fenster waren klein, aber sie nahm alles Sonnenlicht, das sie bekommen konnte.
    Ihre Gedanken schweiften ab, während Mrs Harms das Unterrichtsprogramm verteilte und über die Anforderungen ihres Kurses sprach. Warum war Tamani hier? Falls sie irgendwie in Gefahr war, welcher Art sollte die sein? Sie hatte keinen einzigen Ork mehr gesehen, seit sie Barnes im Leuchtturm zurückgelassen hatte. Oder hatte es etwas mit Klea, der undurchschaubaren Orkjägerin zu tun, die ihn getötet hatte? Sie hatte sich seitdem
auch nicht mehr blicken lassen; soweit Laurel wusste, war sie in andere Jagdgefilde gezogen. Möglicherweise unterschied sich diese Krise jedoch von allen vorherigen.
    Dennoch hatte David recht – Laurel freute sich, Tamani zu sehen. Mehr noch, seine Anwesenheit tröstete sie. Außerdem hatte er ihr zugezwinkert ! Als hätte es die letzten acht Monate nicht gegeben, als wäre er nie fortgegangen und als hätte sie ihn niemals fortgeschickt. Sie erinnerte sich an die wenigen kurzen Augenblicke in seinen Armen, den weichen Druck seiner Lippen auf ihrem Mund, wenn sie die Kontrolle verloren hatte. Laurel hatte es so lebhaft vor Augen, dass sie unwillkürlich einen Finger auf ihre Lippen legte.
    Doch plötzlich wurde die Tür des Klassenraums aufgerissen und Laurel schreckte aus ihren Gedanken. Mr Robison kam mit Tamani im Schlepptau herein.
    »Bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung«, sagte Mr Robison. »Jungs und Mädels?« Laurel konnte es nicht ausstehen, wie Erwachsene zwei brauchbare Wörter zu einem solch herablassenden Ausdruck kombinierten. »Vielleicht haben Sie schon gehört, dass wir in diesem Schuljahr Besuch von Austauschschülern aus Japan haben. Tam …« Laurel wurde blass, als der Vertrauenslehrer ihren persönlichen Kosenamen für Tamani aussprach, »dagegen nimmt nicht im eigentlichen Sinn am Austauschprogramm teil, sondern ist vor Kurzem aus Schottland hergezogen. Ich hoffe, dass Sie ihm mit derselben Höflichkeit begegnen, die wir unseren Austauschschülern entgegenbringen. Tam? Wie wäre es, wenn Sie uns ein wenig über sich erzählen?«

    Als Mr Robison Tamani einen Klaps auf die Schulter gab, warf er ihm einen scharfen Blick zu, und Laurel konnte sich gut vorstellen, wie Tamani normalerweise darauf reagiert hätte. Doch im nächsten Augenblick war von seiner Verärgerung nichts mehr zu sehen, und Laurel bezweifelte, dass außer ihr jemand etwas gemerkt hatte. Er grinste schief und zuckte die Achseln. »Ich bin Tam Collins.«
    Die Hälfte der Mädchen musste bei seinem kehligen Singsang seufzen.
    »Ich komme aus Schottland. Aus einem Vorort von Perth … also nicht dem in Australien … und …« Er machte eine Pause, als fiele ihm nichts mehr ein, das die Schüler interessieren könnte.
    Laurel hätte da einige Vorschläge zu machen.
    »Ich wohne bei meinem Onkel. Schon seit meiner Kindheit.« Er wandte sich der Lehrerin zu. »Und von Politik habe ich keinen blassen Schimmer«, fügte er mit einem lachenden Unterton hinzu. »Jedenfalls nicht von Ihrer hier.«
    Damit hatte er den ganzen Kurs für sich eingenommen. Die Jungen nickten knapp, die Mädchen tuschelten und selbst Mrs Harms musste lächeln. Dabei übte er nicht einmal seinen Lockzauber aus. Laurel hätte beinahe laut aufgestöhnt, als sie sich vorstellte, was für Schwierigkeiten er sich damit einhandeln konnte.
    »Dann setzen Sie sich doch bitte«, sagte Mrs Harms und reichte ihm das passende Lehrbuch. »Wir haben gerade erst angefangen.«
    Es gab drei leere Plätze und fast alle Schüler in ihrer
Nähe begannen, leise um Tamanis Gunst zu buhlen. Nadia, eins der hübscheren Mädchen im Kurs, war am frechsten. Sie schlug die Beine übereinander und wieder auseinander, warf ihre braunen Locken zurück und
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