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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten
Autoren: Alfred Bekker
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dessen Zügen grimmige Entschlossenheit stand.
    Branagorn lachte heiser. »Was bleibt uns anderes, da wir doch mit dem Rücken zur Wand stehen?«
    Keandir machte einen Schritt vor. Er ließ dabei die Klinge so schnell durch die Luft schnellen, dass sie von einem bläulichen Leuchten umflort wurde. Die Angreifer stutzten und wichen zunächst wieder einen halben Schritt zurück.
    »Seht Ihr, Branagorn?«, rief Keandir. »Wenigstens einen Verbündeten haben wir noch auf unserer Seite. Die Furcht nämlich, die der bisherige Verlauf des Kampfes bei den hässlichen Kreaturen ausgelöst hat.«
    »Diese Furcht wird aber kein kampfentscheidender Trumpf sein, mein König«, murmelte Branagorn düster.
    Im nächsten Moment stieß einer der Geflügelten einen barbarischen Schrei aus, der für die gesamte Horde das Signal zum Angriff war. Mit unglaublicher Wut fielen sie über die beiden Elbenkrieger her. Dutzende von Speerspitzen stachen auf Keandir und Branagorn ein, doch die scharfen Elbenschwerter hieben die hölzernen Schäfte einfach durch – und oft genug auch den Arm, dessen Hand sie führte. Schreie gellten, und der Tod fuhr schon nach wenigen Augenblicken erneut reiche Ernte ein. Grünliches schleimiges Blut spritzte, während Keandir seinen Trolltöter führte.
    Doch die Übermacht war zu groß. Die beiden Elben verteidigten sich mit der Wut der Verzweiflung; von ihren durch die Luft schneidenden Klingen konnte man kaum mehr als den bläulichen Lichtflor sehen, so schnell wurden sie geführt, und sie sangen dabei ein sirrendes Todeslied.
    Der Raum, der den beiden Verteidigern blieb, wurde jedoch immer enger. Ihre Rücken und Schultern drängten gegen den glitschig kalten, teilweise von übel riechendem Moos bewachsenen Fels – und dieser gab plötzlich nach!
    Keandir taumelte und glaubte zu fallen. Nach ein paar Schritten aber hatte er wieder das Gleichgewicht gefunden. Mit Trolltöter in beiden Händen stand er da, während sich seine schräg stehenden Augen verengten. Sein Gesicht verlor für einen kurzen Moment die harten, wie in Stein gemeißelten Züge und zeigte den Ausdruck grenzenlosen Staunens.
    Branagorn erging es nicht anders. Im ersten Moment stand der junge Elbenkrieger fassungslos da, das schmale, leicht gebogene Schwert bereits zum nächsten Schlag erhoben.
    Sie hatten beide die Felswand durchdrungen, als wäre sie nichts!
    Das Licht des trüben, nebelverhangenen Tages schimmerte von außen durch das auf magische Weise transparent gewordene Felsgestein. Für Keandir und Branagorn hatte es seine Festigkeit anscheinend aufgegeben ― für die geflügelten Affen hingegen stellte es nach wie vor ein unüberwindliches Hindernis da. Durch das transparente Gestein war zu sehen, wie sie tobten und mit ihren Waffen sinnloserweise auf die Steinwand eindroschen. Sie konnten es einfach nicht fassen, dass ihre sicher geglaubte Beute, ihre schon dem Tod geweihten Gegner für sie plötzlich nicht mehr erreichbar waren.
    Die Durchsichtigkeit des Gesteins ließ innerhalb weniger Herzschläge nach. Schon bald wurde der Blick hinaus milchig und verschwommen, bis von den tobenden Bestien mit ihren wild flatternden Lederflügeln und den barbarischen Hauern nichts mehr zu sehen war.
    »Wo sind wir hier?«, stieß Keandir verwirrt hervor.
    »Ich hoffe nur, dass es nicht die Magie des Bösen ist, die hier herrscht«, sagte Branagorn skeptisch.
    Keandir zuckte mit den Schultern. »Es soll mir gleichgültig sein, welche Art der Hexerei hier wirksam ist. Sie hat uns das Leben gerettet, Branagorn. Daran sollten wir immer denken.«
    »Gewiss, mein König.«
    Es war auch dunkel geworden, als sich das Gestein wieder verfestigt hatte. Vollkommene Finsternis umgab die beiden Elben. Selbst ihre übersensiblen Augen hatten nicht mehr genug Helligkeit, um etwas erkennen zu können. Keandir berührte mit der Hand die kalte Felswand, die wieder vollkommen massiv und undurchdringlich war. Es war kaum zu glauben, dass dieser Stein noch vor wenigen Augenblicken dem Druck eines grazilen Elbenkörpers nachgegeben hatte.
    Plötzlich hörten Keandir und Branagorn Schritte aus der dunklen Tiefe hinter ihnen. Schritte in absoluter Dunkelheit.
    Die beiden Elben hielten den Atem an.
    Die Schritte näherten sich, ehe sie schließlich stoppten.
    »Wer ist da?«, fragte Keandir. Aber das Wesen in der Dunkelheit antwortete nicht. Nur sein Atem war zu hören, und der Geruch unvorstellbaren Alters breitete sich aus. Ein Geruch, der nichts zu tun hatte mit
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