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Eiszart

Eiszart

Titel: Eiszart
Autoren: Kerstin Dirks
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sie brauchte bloß zu springen. Veruschka nahm all ihren Mut zusammen, stürzte los, stieß aber unerwartet gegen etwas Hartes. Ein schallendes Lachen erklang. »Zu spät«, sagte der Herr, zu dem Veruschka nun aufblickte. Er hatte sich gerade noch rechtzeitig in die Kutsche geschwungen und ihr somit die letzte Fluchtmöglichkeit verbaut. Grinsend schob er sie in die Kutsche zurück, nahm seinerseits neben der edlen Dame Platz, deren Hand er sogleich ergriff, um ihr einen Kuss auf diese zu hauchen.
    »Nein!«, schrie Veruschka verzweifelt auf und rüttelte abermals am Knauf der Kutschtür. Natürlich war die Tür wieder verschlossen.
    »Ich wollte aussteigen!«
    »Tut mir leid, mein Fräulein.«
    Wütend blickte Veruschka aus dem Fenster, die Kutsche rauschte erneut durch den Wald, vielleicht sogar schneller als zuvor. Resigniert ließ sie sich in ihren Sitz zurücksinken, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu dem seltsamen Paar hinüber. Der Mann streifte den Mantelärmel der Frau zurück, und seine Lippen glitten nun gemächlich über ihr Handgelenk und über ihren Unterarm. Die Frau lachte leise, es war mehr ein Kichern, und wedelte sich mit ihrem Fächer noch emsiger als zuvor frische Luft zu.
    »Ich bitte Euch, mein Lieber, wir sind hier doch nicht allein.«
    »Na und? Das Fräulein kann derweil doch aus dem Fenster schauen.« Die beiden sprachen von ihr, als wäre sie gar nicht wirklich anwesend.
    »Zu welchem Schloss fahren wir denn?«, fragte sie noch einmal schüchtern nach.
    »Zum Schloss des Grafen Zima. Weißt du denn gar nichts?«, entgegnete der Mann gereizt. Offensichtlich wollte er sich viel lieber ganz anderen Dingen zuwenden.
    Graf Zima? Das war wohl ein Scherz. Der Kutscher hatte sie doch nach Hause bringen sollen.
    Seufzend blickte Veruschka aus dem Fenster und versuchte, sich auf die Landschaft zu konzentrieren, in den Schatten etwas zu erkennen. Sie hatten den Wald bereits hinter sich gelassen, nun rückten endlose weiße Felder in ihr Blickfeld. Sie glitzerten, als bestünden sie aus Sternenstaub. Wie lange mochten sie wohl schon unterwegs sein? Die Zeit in der Kutsche tickte nach ihren eigenen Regeln, Stunden wurden zu Minuten. Ein leises Stöhnen drang an ihr Ohr. Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, wie sich die Frau plötzlich rücklings auf die Sitzbank gleiten ließ, der Mann sich auf sie legte und sein Gesicht im üppigen Dekolleté der Mitreisenden versank. Ein glockenhelles Lachen erklang, und die Dame strampelte wild mit den Beinen, als wäre ihr das Ganze unangenehm. Zugleich legten sich jedoch ihre Arme besitzergreifend um ihren Liebhaber und hielten ihn fest an sich gepresst. Tiefer und tiefer versank sein Mund in der Spalte zwischen ihren Brüsten, die ihrerseits fast aus dem Mieder zu fallen drohten. Derartig runde, pralle Äpfel hatte Veruschka noch nie gesehen. Sie wirkten fast unnatürlich groß und schienen mit jedem Atemzug der Dame noch weiterzuwachsen, regelrecht anzuschwellen.
    Veruschka räusperte sich und blickte konzentriert aus dem Fenster der Kutsche. Doch die seltsame Atmosphäre ließ sich nicht so einfach ignorieren. Das Stöhnen der Frau wurde lauter und lauter, die Luft warm und schwül, von Schweiß und Lust durchtränkt.
    Veruschka räusperte sich nochmals etwas lauter, aber das Paar reagierte nicht. Im Gegenteil. Der Mann wich ein Stück nach hinten aus und warf die Rockschöße der Dame zurück, so dass deren Beine sichtbar wurden. Veruschka spürte, wie ihr nun das Blut in die Wangen schoss. Auch wenn sie noch nie einen Mann geküsst hatte, so wusste sie mit ihren 18 Lenzen doch, was zwischen Mann und Frau entstehen konnte. Nie aber hatte sie es aus solcher Nähe sehen dürfen.
    Der Mann schob die Beine der Frau auseinander, tauchte nun auch zwischen diese, und ein seltsamer, süßlicher Geruch breitete sich in der Kutsche aus, der Veruschkas Sinne vernebelte. Es war ein blumiger Duft. Weiblich. Ein leises Schmatzen erklang. Es machte Veruschka nervös, unruhig rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her, versuchte sich abermals abzulenken. Ohne Erfolg. Und dann ertappte sie sich bei der Frage, wie es sich wohl anfühlen mochte, von einem Mann an dieser Stelle geleckt zu werden. Doch solche Gedanken ziemten sich nicht für eine wohlerzogene junge Frau!
    »Ich will aussteigen! Auf der Stelle! Bitte!«, rief sie in ihrer Verzweiflung, denn allzu schnell merkte sie, dass das Liebesspiel der beiden etwas mit ihr machte. Etwas, das sie nicht wollte,
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