Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire
Autoren: Henry Quinn
Vom Netzwerk:
sinngemäß soviel bedeutet wie: Kalte Leiber, die die Wärme hassen. Haben Sie davon schon gehört?«
    »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Ich glaube kaum, daß mir die Eskimo-Mythologie bei meiner Arbeit behilflich sein kann.«
    Logan machte ein ernstes Gesicht. »Ich befürchte, Mister McClosen, daß wir Ihre Männer niemals mehr wiedersehen werden. Das Rumsfield-Plateau wird von den Einheimischen gemieden. Nur im Sommer wagen sie sich dahin, aber auch nur dann kurz und nur bis zu den Rändern. Sie haben Angst. Sie sagen, es gibt dort Wesen, die den Menschen die Wärme aus den Körpern saugen und sie zu Eisklötzen erstarren läßt.«
    Ein lautloses Gelächter schüttelte die dicke Gestalt des Gebietsdirektors. Dann beruhigte er sich wieder.
    »Ich will Ihnen mal was sagen, Logan«, fuhr er den Polizeichef an. »Sie denken wohl, ich lasse mich von Ihren Ammenmärchen und dem Gefasel über diese – diese Eisvampire einseifen. Aber da haben Sie sich verdammt getäuscht.
    Sie werden meine Leute suchen, das ist Ihre Pflicht. Und der Teufel soll Sie holen, wenn Sie es nicht tun. Die Alyeska besitzt genügend Einfluß beim Gouverneur, um Sie von Ihrem angenehmen Posten abzurufen. Ich hoffe, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt.«
    Logan spielte unbeeindruckt mit seinem Kugelschreiber. Als McClosen geendet hatte, sah er wieder auf.
    »Sie haben mich offenbar falsch verstanden«, sagte er sanft. »Selbstverständlich werde ich nach den Vermißten suchen, sobald der Schneesturm nachläßt. Nicht nur, weil ich dazu verpflichtet bin, auch nicht, weil Sie versuchen, mir zu drohen, sondern ganz allein aus dem Grund, weil es um das Leben von drei Menschen geht. Ich hoffe, daß ich mich ebenfalls deutlich genug ausgedrückt habe.«
    Arthur T. McClosen starrte ihn feindselig an und erhob sich dann. »Werden Sie mich benachrichtigen, sobald Sie etwas erfahren haben?«
    »Ja, natürlich.«
    »Gut. Wir sehen uns dann.«
    Der Gebietsdirektor schlüpfte wieder in seine dicke Kleidung und verließ mit dröhnenden Schritten Logans Büro.
    Logan sah ihm nicht nach.
     
    Der Sturm tobte mit unverminderter Heftigkeit. Martin Rubett hockte in der schützenden Wärme des Zeltes, trank Unmengen heißen, starken Kaffee und wartete.
    Erst wenn der Sturm nachließ, konnte er es wagen, das Zelt zu verlassen und den Eisrover startklar zu machen.
    Jetzt hinauszugehen, bedeutete Selbstmord. Nicht unbedingt wegen der Kälte oder dem Schneetreiben – nein, das war es nicht, was Rubett fürchtete und was ihn zittern und beben ließ.
    Irgend etwas schlich dort draußen hungrig und voller Gier herum, und diesem Etwas waren bereits Ephraim Szargosh und Steve Drunkley zum Opfer gefallen. Nun hatte es ihn gewittert.
    Nackte Angst hielt Martin Rubett umklammert, die Angst vor einem grauenvollen Tod.
    Er zuckte erschreckt zusammen. Etwas machte sich am Zelt zu schaffen. Ein leises Kratzen und Schaben wurde lauter; trotz des Sturmes war es deutlich zu vernehmen.
    Verzweifelt sann Rubett nach einem Mittel, der Gefahr zu begegnen.
    Das Gewehr?
    Die alten Sagen und Legenden verneinten diese Möglichkeit. Die Eisvampire waren gegen Waffen und Geschosse immun. Die Kugel würde zwar etwas Substanz aus ihren kristallenen, frostigen Körpern schlagen, aber diese Verletzungen konnten die Vampire augenblicklich wieder regenerieren.
    Eis und Schnee war ihr Element. Sie herrschten über die Kälte – vielleicht stellte sogar dieser selbst für einen harten Winter ungewöhnlich starke Sturm ihr Werk dar.
    Das einzige, wovor sich diese unheimlichen Wesen fürchteten, war die verzehrende Kraft des Feuers. Die Hitze zerschmolz sie in Sekundenschnelle.
    Aber wie konnte er hier im Zelt ein Feuer entfachen? Er würde sich selbst gefährden.
    Nur das Heizgerät gewährte ihm einen relativen Schutz. Solange es arbeitete und warme Luft ausströmte, würden die Eisvampire nicht eindringen. Die Wärme schränkte ihre Macht ein, das wußte Rubett aus den Mythen der Eskimos.
    Um sich abzulenken, überprüfte er es. Befriedigt nickte der Prospektor. Die starken Batterien waren noch zu drei Vierteln voll. Er konnte es noch einige Tage aushalten.
    Wenn nur diese Geräusche nicht wären!
    Hastig griff er nach der Whiskyflasche und nahm einen großen Schluck. Die Flüssigkeit verbrannte ihm fast die Speiseröhre, aber danach fühlte er sich etwas besser. Alkohol betäubte das Gehirn, und somit auch die Angst, die nagende Furcht.
    Inzwischen hatte das Kratzen und Schaben sich mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher