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Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire
Autoren: Henry Quinn
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Meter zurück. Dann stieß er auf Widerstand. Der Felsen.
    Aus, dachte Szargosh. Aus und vorbei.
    Er fühlte, wie ihm unter seiner Gesichtsmaske der Angstschweiß ausbrach.
    Drunkley und der Unbekannte waren nur noch wenige Schritte von dem von Grauen geschüttelten Szargosh entfernt.
    In diesem Moment verlor der Sturm etwas an Intensität; die Schneeflocken sanken zu Boden.
    Deutlich konnte Szargosh den Unbekannten sehen. Szargosh kreischte auf. So sah kein Mensch aus. Es war kein Mensch ...
    Drunkley hatte Szargosh nun erreicht. Mit unnatürlich eckigen Bewegungen hob er eine Hand. Szargosh duckte sich, wollte unter dem ausgestreckten Arm wegtauchen, aber der Riese wuchs plötzlich vor ihm auf und trieb ihn zurück.
    Szargosh starrte in Drunkleys kristallartiges Gesicht, betrachtete mit der Klarheit des kurz vor dem Tode Stehenden seinen dämonisch verwandelten Partner.
    Eine fast schmerzende Kältewelle raubte ihm den Atem. Zwei tote und doch auf eine unmenschliche Art mit Leben erfüllte Kristallaugen schlugen ihn in ihren Bann. Die Hand erreichte seine Schulter und berührte ihn.
    Szargosh wimmerte. Irgend etwas schien jegliche Wärme aus ihm herauszusaugen, schien seine Gedanken erstarren zu lassen und sein Herz in einen Eisklumpen zu verwandeln.
    Szargoshs Bewußtsein erlosch, wurde erstickt.
    In Sekundenschnelle fand eine furchtbare Verwandlung mit seinem Körper statt. Szargosh wurde zu Eis.
    Ein letztes Zittern durchlief ihn, dann war aus dem Menschen ein kälteausströmendes Ungeheuer geworden.
    Der Riese gesellte sich zu den beiden Wesen, die mit toten Augen in der Eiswüste standen. Es schien, als überzöge ein zufriedenes Lächeln seine frostigen Gesichtszüge.
    Gemeinsam stapften sie in den Schneesturm hinein.
    Rubett wartete eine volle Stunde ungeduldig auf Drunkleys und Szargoshs Rückkehr. Als sie dann noch nicht zurück waren, setzte sich ein grauenvoller Verdacht in ihm fest.
    Mit bebenden Händen verriegelte er sorgfältig die Eingangstür und schob die Kisten mit den Lebensmitteln, den technischen Geräten und die ugefügen Propangasflaschen davor.
    Er stellte das Heizgerät auf die höchste Stufe. Rubett hatte Angst.
    Er hielt sich lange genug in Alaska auf, um zu wissen, was aus seinen beiden Begleitern geworden war.
    Unwillkürlich erinnerte er sich an die Worte des alten Eskimos, den er vor Jahren in der kleinen Siedlung am Yukon-River, ein paar hundert Kilometer westlich von Fairbanks, getroffen hatte:
In den Stunden des Windes,
in der Zeit des Eises
und den Tagen des Frostes,
wenn die weiße Decke ausgebreitet ist
und die Flüsse und Bäche zugefroren sind,
dann
entfacht die Feuer,
zündet an die Lichter
und tanzt die Tänze wider den Tod.
Denn mit dem Gewimmer des Sturmes
öffnet sich die Erde
und speit aus das kalte Gewürm.
Jene, die nicht atmen, nicht essen, nicht singen,
nicht leben und nicht lieben
verwandeln mit ihrem Atem
alles in Kälte und Tod.
Sie nehmen die Wärme
und geben nur Frost.
    Rubett erschauerte. Sie mußten hier ganz in der Nähe sein.
    Sie, die Eisvampire . . .
     
    Patrick Logan stand mit vor der Brust verschränkten Armen neben seinem uralten, wurmstichigen Schreibtisch und starrte nachdenklich durch die wenigen klaren Flecke des kleinen Doppelglasfensters.
    Logan war ein großer, kräftig wirkender Mann mit bereits etwas schütteren grauen Haaren, einem energischen Gesicht und tiefliegenden, dunklen Augen. Seinen schwieligen Händen konnte man ansehen, daß sie Zeit ihres Lebens schwere Arbeit vollbracht hatten.
    Der betagte Schreibtisch füllte den kleinen Raum fast völlig aus. Ihm gegenüber nahm ein bis zur Decke reichender Bücherschrank die ganze Wand ein, und der in der Ecke stehende altmodische Ofen verbreitete angenehme Hitze.
    An der Tür klopfte es laut. Logan fuhr zusammen und drehte sich um.
    »Ja, bitte!« sagte er halblaut.
    Knarrend schwang die dicke Holztür auf. Ein Schwall eisiger Luft ließ Logan frösteln. Unwillig musterte er seinen Besucher.
    Arthur T. McClosen klopfte sich die Schneeflocken von seinem Pelzmantel und nahm die weiche, anschmiegsame Gesichtsmaske ab. Unbeholfen zog er den fast steifgefrorenen Mantel aus.
    »Hallo, Mister McClosen!« begrüßte ihn Logan mit einem unverkennbar spöttischen Unterton.
    Der dickleibige, glattrasierte Mann murmelte etwas Unverständliches und ließ sich schnaufend in den einzigen Besucherstuhl fallen. Dann blickte er Logan offen an.
    »Drei Männer werden vermißt«, eröffnete er ihm polternd.
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