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Eisvampire

Eisvampire

Titel: Eisvampire
Autoren: Henry Quinn
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– auf ihn warten.
    Meter um Meter legte er zurück, sein Atem flog, und trotz der beißenden Kälte wurde ihm warm unter seiner dicken Kleidung.
    Und die Schneeflocken tanzten und wirbelten, verformten sich zu grotesken Gebilden, die mit weißen, formlosen Klauenhänden nach ihm griffen.
    Nur ruhig, redete Szargosh sich ein. Gleich hast du es geschafft. Nur noch ein paar Schritte, dann ist alles überstanden.
    Szargosh stolperte. Verzweifelt ruderte er mit den Armen, um sein Gleichgewicht zu bewahren, aber vergeblich. Er fiel lang hin. Die Müdigkeit ließ rote Punkte vor seinen Augen tanzen, der klirrende Frost und eine merkwürdige Schwäche lähmte seine Glieder.
    So muß es auch Drunkley ergangen sein, durchzuckte es ihn. Der Gedanke half ihm, sich wieder aufzurappeln.
    Wo war er? Hatte er sich verirrt, die Orientierung verloren?
    Das Zelt... Er hätte es längst erreicht haben müssen. Wo war das Zelt?
    Furcht beschlich Szargosh. Sein Herz hämmerte laut und hastig in seiner Brust.
    Wo war das Zelt?
    Gewaltsam zwang er sich zur Ruhe, rekonstruierte Schritt für Schritt seinen bisherigen Weg.
    Natürlich, er hätte sich etwas weiter nach rechts wenden müssen.
    Die Erleichterung äußerte sich in einem befreienden Lachen. Frischen Mutes stapfte Szargosh weiter. Aber nachdem er Meter um Meter zurückgelegt und noch immer nichts von dem Zelt bemerkt hatte, kehrte die Furcht erneut zurück.
    »Hilfe!« schrie er schließlich. »Rubett – wo bist du!«
    Ihm wurde bewußt, daß Drunkley vielleicht ebenfalls um Hilfe gerufen hatte. Aber die daumendicke Wand des Zeltes und der Lärm des Sturmes ließen ein derartiges Unterfangen als aussichtslos erscheinen.
    Szargosh wurde heiß und kalt zugleich. Wenn ihm nicht bald etwas einfiel, war er verloren. Er würde erfrieren, vielleicht nur wenige Schritte von der rettenden Wärme des Zeltes entfernt.
    Aber was konnte er unternehmen? Was konnte er tun in dieser Hölle aus Eis und Schnee?
    Der Sturm toste mit unverminderter Heftigkeit. Es konnte Stunden oder Tage dauern, bis er abflaute. Und dann wäre er schon längst erfroren.
    Wieder schrie er um Hilfe. Seine Stimme überschlug sich fast. Er schrie, bis er heiser war, torkelte ziellos durch den Sturm, durch das Schneetreiben, schrie und betete und fluchte und schrie.
    Vergeblich.
    Szargosh stutzte. War da nicht etwas? Ein Schatten? Vielleicht das Zelt?
    Neue Hoffnung keimte in ihm auf. Hastig arbeitete er sich durch mehrere Schneeverwehungen hindurch, auf den Schatten zu.
    Enttäuscht blieb er stehen. Seine Hoffnung hatte ihn getrogen. Was er gesehen hatte, war nicht das Zelt, sondern ein unregelmäßig geformter Felsblock gewesen, der mit der Spitze aus der Schneedecke hervorragte.
    Trotzdem bedeutete diese Entdeckung einen kleinen Triumph. Jener Felsen mußte zu der Ansammlung von Steinbrocken gehören, die knapp fünfzig Meter südöstlich des Lagerplatzes die ebene Landschaft durchbrachen.
    Er mußte sich jetzt konsequent in nordwestlicher Richtung bewegen, dann würde er das Zelt doch noch erreichen.
    Allmählich spürte er, wie die Kälte in seinen Körper kroch. Keine noch so dicke Kleidung konnte diese Temperaturen abhalten. Er spürte, daß ihm nur noch wenig Zeit blieb. Gerade als er sich umdrehen und aufbrechen wollte, sah er die im Schneetreiben verschwimmende Gestalt auf sich zukommen.
    Szargosh stieß pfeifend die Luft aus der Lunge.
    »Rubett!« rief er freudig. »Gut, daß du kommst! Ich hätte mich beinahe verirrt! Hast du Drunkley auch gefun...«
    Szargosh verstummte mitten im Wort. Irgendwie erregte das Schweigen der Gestalt sein Mißtrauen. »Rubett?« wiederholte er vorsichtig. »Warum sagst du nichts? Was ist los mit dir? Rubett...«
    Die Gestalt kam näher. Szargosh schluckte. Allmählich konnte er Einzelheiten erkennen. Nein, das war auf keinen Fall sein Partner. Rubett war wesentlich kleiner; dieser Mann mußte ein wahrer Riese sein. Außerdem trug Rubett keinen weißgrauen Fellmantel.
    »Wer sind Sie?« fragte Szargosh heiser.
    Der Mann schwieg. Da schälte sich eine zweite Gestalt aus dem Wirbel aus Schnee und Eis. Szargosh stockte der Atem.
    »Steve!« ächzte er entsetzt. »Aber – du bist doch tot!«
    Das letzte Wort schrie er fast. Drunkley kam unaufhaltsam näher, ebenso der Unbekannte. Szargosh wich zurück. Der Fluchtweg war ihm versperrt, und in seinem Rücken befand sich die meterhohe Felswand.
    Szargosh begann zu zittern, aber nicht wegen der Kälte. Er zitterte und trat Meter für
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