Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Lokalsender mit der aktuellen Wettervorhersage hören. Nach nur wenigen Minuten ließ er die Stadtgrenze von Wilson Creek hinter sich und trat aufs Gas, um Zeit zu gewinnen, selbst wenn es lediglich ein paar Sekunden waren. In ihm baute sich eine andere Art Vorfreude auf, scharf und stark. Sam. In ein paar Minuten würde er seinen Jungen wiedersehen, und sein Herz schlug schneller vor Freude.
    Vier Meilen die Straße hinunter bog er zwischen zwei riesigen Fichten in eine betonierte Auffahrt ein. Hinter den Bäumen lag ein weißes Haus mit gediegenen schwarzen Fensterläden und einer Garage für drei Autos.
    Die Eingangstür flog schon auf, als er schlingernd zum Stehen kam. Ein kleines dunkelhaariges Energiebündel stürzte aus dem Haus und brüllte: »Dad! Dad!«
    Gabriel ließ den Motor seines Ford laufen und sprang gerade noch rechtzeitig aus dem Wagen, da machte Sam auch schon einen Satz. Er fing das Kind in der Luft auf, und dürre Ärmchen schlangen sich ihm so fest um den Hals, dass er kaum noch atmen konnte. Aber er musste ja auch nicht atmen. Er musste seinen Sohn nur festhalten.
    »Wir durften früher von der Schule heimgehen!«, sagte Sam und strahlte ihn an. »Es soll einen Eissturm geben. Granny macht schon jede Menge Suppe; sie hat gesagt, dass wir sie vielleicht brauchen werden.«
    »Klingt gut«, erwiderte Gabriel.
    Sam trug einen Mantel, dessen Reißverschluss jedoch offen stand, und die Kapuze war ihm nach hinten gerutscht, sodass ihm der kalte Regen, der nun viel stärker geworden war, auf den Kopf prasselte. Gabriel zog zuerst Sams Kapuze hoch, dann machte er die hintere Autotür auf, um nach seinem Seesack zu greifen, und drückte dann mit der Schulter die Wagentür zu. Seinen Sohn in einem Arm und den Seesack im anderen, rannte er durch den Regen zur rückwärtigen Veranda. Seine Mutter stand in Jeans und Stiefeln da, sie wirkte bodenständig und tüchtig – das breite Lächeln auf ihrem Gesicht vermochte die Sorge in ihren grünen Augen allerdings nicht so recht zu verbergen.
    »Er wollte nicht abwarten«, sagte sie und umarmte Gabriel stürmisch, dann drückte sie auch Sam einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    »Ach, Granny«, sagte er verlegen, wischte sich die Wange jedoch nicht ab.
    Gabriel grinste; er erinnerte sich noch, wie kränkend es immer für ihn gewesen war, wenn sie ihm in dem Alter einen Kuss gab. Vielleicht würde Sam sich ja auch daran gewöhnen, denn nichts vermochte Valerie McQueen davon abzuhalten, die Menschen zu küssen, die sie liebte.
    Gabriel ließ seinen Seesack fallen und stellte Sam auf die Beine; dann ging er in die Hocke und fing an, in seinem Gepäck nach einem Messer und einer Taschenlampe zu suchen.
    »Der Kaffee ist fast fertig«, sagte seine Mutter. »Ich habe schon eine Thermoskanne mit Suppe vollgefüllt, und hier ist noch einer der imprägnierten Regenponchos deines Vaters.« Sie reichte ihm den Poncho, machte kehrt und eilte in die Küche.
    »Danke«, sagte er in der Hoffnung, das Ding dann doch nicht zu brauchen.
    Gabriels Stiefel waren imprägniert und für jedes Wetter geeignet, somit müssten seine Füße also warm und trocken bleiben, aber er stopfte sich ein extra Paar Socken in die Manteltasche, nur für den Notfall. Sein Mantel war dick und schwer, und im Ford hatte er Handschuhe und auch eine Decke liegen; Sam hatte sie vor über einem Jahr unter den Rücksitz geschoben, und er war nie dazu gekommen, sie wieder herauszuziehen. Wie ihm schien, war er für seinen kurzen Trip den Berg hinauf nun bestens gerüstet.
    »Wohin fährst du?«, fragte Sam, der ihm bei den Vorbereitungen zusah. »Du bist doch gerade erst gekommen.« In seiner Stimme schwang Enttäuschung mit. Er schmollte.
    »Ich muss eine Frau in ihrem Haus auf einem Berg oben retten«, erwiderte Gabriel betont energisch, damit Sam wusste, dass für eine Auseinandersetzung jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war; aber er legte den Arm um ihn, um ihn kurz und fest zu drücken. »Ich möchte auch nicht schon wieder wegfahren, aber wenn etwas getan werden muss, dann muss eben jemand ran und die Sache erledigen.«
    Sam dachte darüber nach. Da Gabriel bei der Armee Karriere gemacht hatte und sein Großvater Sheriff war, hatte er in seinem kurzen Leben schon ein großes Verantwortungsbewusstsein entwickelt und gesehen, wie Dinge, die notwendig waren, in die Tat umgesetzt wurden. Selbst wenn es ihm nicht passte, verstand er, worum es ging. »Ist sie verletzt?«
    »Ich glaube nicht, aber dein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher