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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: Varg Gyllander
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aufgereiht, nachdem man ihnen Wasser gegeben und sie gelobt hatte.
    Auf einem Parkplatz etwa hundert Meter vom Platz entfernt hatten sich die Journalisten versammelt, zumindest jene, die so klug gewesen waren, Abstand zu wahren, und die deswegen die Demonstration hatten mitverfolgen können. Einige ihrer Kollegen, die den Ausschreitungen zu nahe gekommen waren, hatten den Demonstranten trotz heftigstem Gefuchtel mit Presseausweisen in den Bussen, die weit ins Land fuhren, Gesellschaft leisten müssen.
    Er beschloss, doch noch irgendwo einen Platz zu suchen, wo er sitzen konnte. Nachdem er sich eine Weile umgesehen hatte, fand er einen Felsblock am Rand des Grabens. Dort ließ er sich auf einer Zeitung, die er in einem Mülleimer in der Nähe gefunden hatte, nieder. Die Zeitung war dünn, deswegen drang die Kälte trotzdem durch seinen Mantel, aber das war besser als nichts, und er konnte ohnehin nicht mehr stehen. Er hatte keine Kraft mehr und Angst, dass er es nicht bis zum Schluss durchstehen würde. Vielleicht hoffte er es sogar. Er rieb sich die gefühllose Haut seiner Wange und dachte darüber nach, was geschehen würde.
    Als der Lichtschein nach einer weiteren halben Stunde endlich auftauchte, erinnerte ihn das an die Vergangenheit. Ein Feuerschein vor dem schwarzen Himmel. Es sah aus wie das Nordlicht, das er während seiner Reisen, von denen er jetzt nur noch träumen konnte, gesehen hatte. Langsam wurde der Lichtschein heller, und taktfeste Trommelschläge waren zu ahnen.
    Die Polizisten nahmen erneut Aufstellung. Einige warfen ihre Pappbecher weg. Es dampfte, als der heiße Kaffee auf die Erde lief.
    Sie machten sich bereit. Sie setzten ihre Helme auf, aber die Visiere blieben geöffnet. Ihre Schilde ließen sie stehen. Sie schienen es nicht eilig zu haben.
    Das Licht der vielen Fackeln wurde heller und das Schlagen der Trommeln lauter, je näher sie kamen. Die Reihen waren dicht, und die Fackeln schienen kein Ende zu nehmen. Er fand, dass das Polizeiauto mit eingeschaltetem Blaulicht, das vor den Leuten mit den flammenden Fackeln herfuhr, unpassend aussah.
    Abgesehen von dem rhythmischen, dumpfen Trommelschlag war es fast vollkommen still, auf dem Parkplatz allerdings begannen sich jetzt die Journalisten wie Rennpferde vor dem Start zu regen. Einige Fernsehkameras liefen an, und grelle Scheinwerfer warfen funkelnde Lichtstrahlen auf den Polizeiwagen und den scheinbar endlosen Zug. Ein halbes Dutzend Polizisten bemerkte, was auf dem Parkplatz los war, und reihte sich rasch vor den Journalisten auf, damit diese auf dem ihnen zugewiesenen Platz blieben. Ein Beamter in einer gelben Weste mit dem Wort »PRESS« auf dem Rücken versuchte offenbar, mit ihnen zu verhandeln, hatte aber keinen sonderlichen Erfolg.
    Er hörte trotz des großen Abstands ihr Fluchen und sah, wie sich einige vom Parkplatz entfernten und in der Dunkelheit verschwanden. Er fragte sich, wohin sie gingen und wo sie wohl in den nächsten Stunden auftauchen würden, schüttelte diese Sorge dann jedoch ab und wandte seinen Blick wieder zur Bühne auf dem Platz. Er versuchte, die Zahl der Menschen, die sich dort versammelt hatten, zu schätzen. Sie schritten in Viererreihen mit einem Abstand von einem Meter in perfekter Formation einher. Schweigend und mit einer Fackel in der Hand. Viele Hundert, vielleicht Tausende. Junge Männer in grünen oder schwarzen, glänzenden Bomberjacken. Das Geräusch ihrer Schritte wurde vom Schnee gedämpft. Nur die Trommeln waren zu hören und manchmal das Knurren der kräftigen, geifernden Hunde, die von ihren Besitzern, den Männern in den glänzenden Jacken, an kurzen Leinen gehalten wurden.
    Er spürte wieder die Kälte und wünschte, etwas Warmes zum Trinken mitgebracht zu haben. Seine Hände waren eiskalt, obwohl sie in dicken Handschuhen steckten. Immer wieder zog er die Schultern hoch, der aussichtslose Versuch, Wärme zu erzeugen. Jetzt sah er, dass in dem Zug auch junge Frauen mitmarschierten. Auch sie trugen grüne Jacken und bewegten sich mit derselben Präzision. Ihr langes blondes Haar verriet sie jedoch. Die Männer hatten fast alle sehr kurzes Haar und trugen keine Kopfbedeckung.
    Je näher sie kamen, desto deutlicher waren ihre Gesichtszüge zu erkennen. Alle waren jung, und er meinte in ihnen eine aufgestaute Wut zu erkennen. Die Kälte schien ihnen nichts auszumachen. Sie marschierten einfach, schweigend und zielbewusst. Der Atem stand ihnen vor dem Mund, die Wangen und Nasen waren von der
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