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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
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Zeit zum Running Gag zwischen uns entwickelt.
    „Ich
konnte mich gerade noch so zurückhalten, aber gezuckt hat es schon in den
Fingern. Und bei Dir?“
    „Nicht
gleich am ersten Tag, da sollen sie sich noch ruhig in Sicherheit wähnen. Sag
mal, hast du am Freitag schon was vor? Wir geben eine kleine Party, sind aber
was die weiblichen Gäste angeht, ein wenig unterbesetzt und da fiel mir ein,
dass ich meine Lieblingsschwester schon länger nicht mehr gesehen habe…“
    „Ich
bin deine einzige Schwester“, fiel ich ihm ins Wort. Wie ich es geahnt hatte,
er wollte was von mir.
    „Hast
Du nun Zeit, oder nicht? Du weißt, meine Partys sind die Besten!“ Es stimmte,
seine Partys waren immer lustig und die Gäste in den meisten Fällen sehr
unterhaltsam. Zumal mein Alternativplan für diesen Abend Couch hüten hieß,
seine Einladung war auf alle Fälle die bessere Wahl.
    „Wie
kann ich bei dieser charmanten Einladung nur Nein sagen? Acht Uhr?“
    „Du
bist die Beste! Acht Uhr, bis Freitag, Schwesterlein!“
    „Bis
Freitag!“ Patrick war nicht als Mann der großen Worte bekannt und für ihn war
das Gespräch damit beendet. Ich legte auf und ließ mich auf mein Sofa fallen.
    Mit
geschlossenen Augen ließ ich den bisherigen Tag Revue passieren und ohne es zu
wollen, wanderten meine Gedanken zu Phil Berger. Er sah wirklich verboten gut
aus, und wenn man mal von seiner unglückseligen Parkplatzwahl absah, dann hatte
er auch einen recht netten Eindruck auf mich gemacht. Bestimmt war er ein Mann,
mit dem Frau eine ganze Menge Spaß haben konnte, aber für mich war er ein
absolutes Tabu. Nie wieder würde ich eine Beziehung mit einem Kollegen
anfangen, das hatte ich mir geschworen.
    Eine
solche Beziehung war der Grund, warum ich an eine Schule in einer anderen Stadt
gewechselt hatte. Es war meine erste Stelle nach dem Referendariat gewesen und
er war schon einige Zeit an der Schule beschäftigt. Schnell war ich von seinem
Charme beeindruckt, den er zuhauf einsetzte, um mich zu umgarnen. Nicht lange,
nachdem wir uns kennengelernt hatten, waren wir auch schon ein Paar. Oliver
hatte das Zeug für die große Liebe, auch wenn ein kleiner Teil von mir aus
unerfindlichen Gründen zweifelte. Aber diesen ignorierte ich geflissentlich,
stattdessen malte ich mir lieber in schillernden Farben unsere gemeinsame
Zukunft aus. Hätte ich mal nur auf meine innere Stimme gehört, aber das
erkannte ich erst im Nachhinein. Wir hatten die perfekte Beziehung, bis zu dem
Tag, an dem ich nach Schulschluss merkte, dass ich meine Unterlagen in einer
Klasse hatte liegen lassen. Vor der Tür des Klassensaals blieb ich stehen, da
ich dahinter Stimmen und Gekicher hörte. Merkwürdig, denn der Unterricht hatte
doch schon vor einiger Zeit aufgehört und die Schüler sollten auch schon alle
weg sein. Vorsichtig öffnete ich die Tür und was ich dort sah, ließ mir für
einen kurzen Augenblick das Blut in den Adern gefrieren und mein Herz zerfiel
in tausend Scherben auf dem Boden. Vor mir stand Oliver zusammen mit einer
Schülerin der 13. Klasse. In einer innigen Umarmung. Seine Hand in ihrer
geöffneten Bluse.
    „Ich
will nicht stören, lasst Euch nicht unterbrechen, ich bin gleich wieder weg“,
sagte ich vollkommen gelassen und cool, während ich an ihnen vorbei ging, meine
Sachen schnappte und den Saal verließ.
    Erst
als ich wieder auf der anderen Seite der Tür stand, erlaubte ich meinen
Gefühlen nachzugeben und begann zu weinen. Schwer zu erraten, dass Oliver
danach für mich gestorben war. Es folgten noch ein paar unschöne Szenen, in
denen er mir sogar vorwarf, dass ich an der Situation schuld sei, da ich zu wenig
Zeit für ihn gehabt hätte. Ich musste ihn wohl wirklich stark vernachlässigt
haben, denn einige Zeit später fand ich heraus, dass die angehende Abiturientin
nicht die Einzige war, der er nach der Schule „Nachhilfe“ gegeben hatte. Das
Ganze gab einen Riesenskandal, er wurde sogar deswegen des Schuldienstes
verwiesen. Damit war Oliver zwar von der Bildfläche verschwunden, nicht jedoch
die mitleidigen Blicke der Kollegen und das Getuschel, das immer dann abrupt
endete, wenn ich mich einer Gruppe näherte. Da half nur noch eins: Ein klarer
Schnitt musste her und ich bat um Versetzung an ein anderes Gymnasium. Und
irgendjemand im Ministerium meinte es gut mit mir und schon nach kurzer Zeit
konnte ich meine neue Stelle am Albert-Einstein-Gymnasium antreten.
    Die
Wunden aus dieser Zeit waren inzwischen längst verheilt. Es hatte
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