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Einmal scheint die Sonne wieder

Einmal scheint die Sonne wieder

Titel: Einmal scheint die Sonne wieder
Autoren: Betty McDonald
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Kerl, aber sie hat jetzt gar keinen Mut mehr. Sie sagt, sie hätte sich nie wieder wohl gefühlt, seit sie sie von Ihnen und Kimi weggelegt haben. Zimmergefährtinnen sind schrecklich wichtig, wenn man im Bett liegen muß; und die Oberschwester ist ja wirklich eine gute Schwester, aber sie weiß gar nicht, daß es am wichtigsten ist, wer mit wem liegt.“
    Als ich schließlich fünf Haltestellen nach Goranell aus der Straßenbahn stieg, beschloß ich, erst nach dem Mittagessen zur Stellenvermittlung zu gehen. Ich sollte Mary um 1 Uhr in einem italienischen Restaurant zum Essen treffen; und obwohl es jetzt erst 11 Uhr 45 war und das Restaurant gleich um die Ecke, ging ich trübsinnig hinein, setzte mich an die Theke und bestellte eine Tasse Kaffee.
    „Sind Sie nicht Betty Bard?“ fragte eine angenehme männliche Stimme dicht neben mir. „Bin ich wohl,“ sagte ich und wandte mich um. Bill Wilson, ein alter Freund von Mary, strahlte mich an. „Na, das ist aber nett.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah mich mit Interesse an. „Waren Sie nicht im Fichtenhain ?“ „Ja,“ sagte ich, senkte die Augen, fummelte an meinen Handschuhen herum und wünschte, Bill hätte kein so lautes Organ. „Wann sind Sie rausgekommen?“ fragte er mit der gleichen tönenden Stimme. Ich erzählte es ihm. „Glänzend sehen Sie aus!“ sagte er begeistert. „Sind Sie wieder gesund?“ – „Ja,“ sagte ich, „ich bin sogar heut in die Stadt gekommen, weil ich mich nach einer Stelle umsehen will.“ – „Sie meinen, Sie haben keine Stelle und suchen eine?“ fragte er eifrig. „Ja.“ – „Gottseidank,“ meinte er. „Seit drei Wochen laß ich mir Sekretärinnen kommen und hatte schon jede Hoffnung aufgegeben, eine zu finden, die Stenographie und Englisch zugleich schreibt. Können Sie morgen anfangen?“ Ich antwortete: „Und wenn ich jeden Morgen mit bloßen Füßen kilometerweit über alte Grammophonnadeln, gehen müßte, würde ich’s mir nicht lange überlegen.“ Mein neuer Chef lachte und bestellte mir ein Brot mit Roastbeef. „Wie war es draußen im Fichtenhain?“ erkundigte er sich. „Ich hab gehört, daß das eine ziemliche Schinderei ist?“ – „Aber ganz und gar nicht,“ hörte ich mich sagen.
    „Ich bin wirklich gern da gewesen. Die Disziplin ist natürlich streng, aber bei der Tuberkulosekur ist das auch nötig…
    Von fernher hörte ich die Tore des Fichtenhains für immer zufallen. Coranell hatte schon recht. Das allerwichtigste ist: Wer mit wem.
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