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Einladung in den Palast des Prinzen

Einladung in den Palast des Prinzen

Titel: Einladung in den Palast des Prinzen
Autoren: Jennie Adams
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darüberzufahren oder sich an ihn zu lehnen, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
    Außerdem strahlte er Autorität und Würde aus, was genauso wenig zu einem Taxifahrer passte wie sein eleganter Anzug. Am unglaublichsten fand Mel seine Augen. Sie waren nicht braun, wie man hätte erwarten können, sondern tiefblau.
    „Ich würde mich am liebsten hinlegen und schlafen“, gestand sie leise und wunderte sich über ihre unpassenden Gedanken. Das Medikament hatte wirklich eine seltsame Wirkung.
    „Vielleicht sollten wir doch lieber erst Ihr Gepäck einladen, Nicol…“ Der Rest des Wortes ging unter in dem Piepton der automatischen Entriegelung des Kofferraums, die er betätigte.
    Offenbar habe ich meinen vollständigen Namen Nicole Melanie Watson angegeben, als ich das Taxi bestellte, überlegte sie. Seit sie mit acht Jahren in das Haus ihrer Tante und ihres Onkels gekommen war, hatte man sie immer nur Melanie oder Mel genannt. Auf einmal mit ihrem ersten Vornamen angeredet zu werden kam ihr nicht nur etwas ungewohnt, sondern auch irgendwie aufregend vor, denn der Akzent des Mannes und seine tiefe Stimme verliehen dem Namen einen ganz besonderen Klang.
    Oh nein, Mel, mahnte sie sich. Nimm dich zusammen. „Ich liebe diese Koffer wegen des extravaganten Blumenmusters“, erklärte sie, als er die Gepäckstücke eins nach dem anderen im Kofferraum verstaute, und zweifelte gleich darauf an ihrem Verstand. Sie hatte das Kofferset von ihrer Cousine Nicolette bekommen, die es aussortiert und sich ein neues gekauft hatte. Das brauchte der Mann natürlich nicht zu wissen, und sie wäre gut beraten, in seiner Nähe einen kühlen Kopf zu bewahren.
    „Bei dem auffallenden Muster geht Ihr Gepäck jedenfalls nicht so leicht verloren.“ Er warf ihr einen rätselhaften Blick zu. „Sind Sie wirklich fest entschlossen, die Sache durchzuziehen?“
    „Oh ja“, versicherte sie ihm entschieden. Was für eine eigenartige Frage. Was meinte er damit? Fürchtete er, um den Fahrpreis betrogen zu werden? Das würde sie nie tun, denn sie wusste aus eigener Erfahrung, was es bedeutete, mit wenig Geld auskommen zu müssen. Obwohl ihre Tante und ihr Onkel über ein beträchtliches Vermögen verfügten, hatten sie Mel nur mit dem Allernötigsten versorgt und ihr lediglich ein bescheidenes Taschengeld gezahlt. Und seit sie alt genug war, um zu arbeiten, erwarteten sie von ihr, dass sie sich als unentgeltliche Haushaltshilfe betätigte – im Gegenzug dafür, dass sie sie aufgenommen hatten. „Ich ändere meine Meinung ganz bestimmt nicht.“
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass es sich bei dem Auto nicht um ein Taxi handelte. Zwar hatte man ihr bei ihrem Anruf erklärt, es stünden momentan nicht genug Fahrzeuge zur Verfügung und sie müsse mit einer längeren Wartezeit rechnen, aber sie hatte nicht erwartet, in einem Privatauto abgeholt zu werden. Eigentlich war es unüblich, die Fahrer auch in ihrer Freizeit einzusetzen und mit ihrem eigenen Wagen loszuschicken.
    Und wieso konnte sich ein Taxifahrer solch eine Luxuslimousine leisten? Mel runzelte die Stirn.
    „Kommen Sie geradewegs von einem formellen Abendessen oder einem ähnlichen Anlass?“, fragte sie, ohne nachzudenken, obwohl er nicht so aussah, als hätte er die halbe Nacht gefeiert. Bei ihm bin ich in Sicherheit, ich habe nichts zu befürchten, schoss es ihr durch den Kopf.
    „Die meisten Abendessen, an denen ich teilnehme, sind formell, außer ich verbringe den Abend mit meinen Brüdern.“ Ric musste zugeben, dass er die junge Frau anders in Erinnerung hatte. Ihre Offenheit grenzte schon an Naivität, was vielleicht an der Allergie lag, unter der sie litt, oder an dem Medikament. Dennoch hatte er das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
    Aber er verdrängte die Gedanken und hielt ihr die Beifahrertür auf. „Sie können während der Fahrt schlafen, wenn Sie möchten. Vielleicht geht es Ihnen dann bei der Ankunft am Flughafen wieder besser.“
    „Das bezweifle ich. Ich habe so viel von dem Medikament genommen, dass ich mich wie betäubt fühle und kaum noch klar denken kann.“ Mel konnte das Gähnen nicht mehr unterdrücken.
    Anscheinend bin ich an eine moderne Version des Dornröschens geraten, sagte sich Prinz Richard Edouard de Braston leicht belustigt, nachdem die Formalitäten am Flughafen erledigt waren und er Nicolette Watson in sein Privatflugzeug trug und sie vorsichtig auf den bequemen Sitz setzte.
    Sie war auf der Fahrt zum Flughafen eingeschlafen und noch nicht
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