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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen
Autoren: Colleen Gleason
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Klingeln der Glocke zusammengezuckt, wenn dieser Ton die Ankunft von Gästen am Tor ankündigte. Äbtissin Berthilde, die in den vergangenen zehn Jahren genauso gelassen heiter und mütterlich war wie jetzt, hatte sie beschworen, sich doch in dieser Zuflucht hier endlich sicher zu fühlen – hatte ihnen gelobt, dass nur wenige das Kloster kannten und noch weniger den Weg dorthin fanden, sollten sie dies wünschen.
    Trotz der beruhigenden Worte der Äbtissin hatten Männer, die Fantin ausgesandt hatte, das Kloster dann doch gefunden, keine zwei Wochen, nachdem sie Tricourten verlassen hatten. Madelyne spürte immer noch die Übelkeit jener Angst, als sie erfuhr, dass Männer ihres Vaters am Tor stünden ... bis ihr mitgeteilt wurde, dass Seton de Masin der Anführer der Gruppe war.
    Als er sich heimlich mit ihrer Mutter Anne traf, überbrachte er Nachricht vom Zorn Fantins angesichts ihres Verschwindens – und das Versprechen, dass das Geheimnis ihres Aufenthaltsortes bei ihm sicher verwahrt sei. Seton verbarg das Treffen mit Anne vor den Männern, die ihn begleiteten. So würden sie die Kunde überbringen können, dass das Kloster ohne Ergebnis abgesucht worden war.
    Madelynes Gedanken wurden unterbrochen, als das weiche Geräusch eines Rockes, der über Stein streift, neben ihr erklang.
    „Mutter Berthilde.“ Madelyne erhob sich von dem Prie Dieu , an dem sie gekniet hatte und machte rasch einen Knicks.
    Die Äbtissin blickte mit wachen, blauen Augen kurz auf den Rosenkranz und murmelte, „ich wollte dich nicht stören, mein Kind, ich wollte nur sehen, wie es unseren Gästen geht.“
    „Die Jungfrau wird es verstehen“, erwiderte Madelyne. „Sie haben zur Ruhe gefunden, zumindest die meisten von ihnen. Zwei von ihnen hat das Fieber gepackt, aber Schwester Nell wacht über sie und wird mich wecken, sollte das nötig sein.“
    Berthilde steckte ihre kräftigen Hände in die Ärmel ihrer Kutte. Sie schürzte den Mund, was die feinen, weißen Härchen an ihrer Oberlippe dazu brachte, sich nach außen zu kräuseln. Es schien ihr, als müsse sie ihre Worte hier mit Bedacht wählen, und in der Tat, als sie schließlich sprach, geschah es wohlüberlegt. „Man muss sie so bald wie möglich wieder zum Gehen bewegen.“
    Madelyne starrte die Äbtissin überrascht an. „Mutter–“
    „Schick sie nicht weg, bis sie nicht wieder reiten können, aber ist dieser Zeitpunkt einmal gekommen, sieh zu, dass sie dann gehen. Ich...“ Sie schloss für einen Moment die Augen und öffnete sie dann wieder. „Sie bringen nichts als Ärger und Gefahr in die Abtei... Ich spüre es. Je eher sie unsere Mauern hinter sich lassen, desto eher werde ich wieder meine Ruhe finden.“ Ihre klaren, blauen Augen ruhten unverwandt auf Madelyne. „Du musst dafür sorgen, dass sie in den Zimmern der Kranken bleiben oder in den Ställen. Und darfst ihnen nicht gestatten irgendwo anders im Kloster hinzugehen. Wenn sie beten oder der Mette beiwohnen möchten, dann dürfen sie die kleine Kapelle benutzen, aber ich möchte nicht, dass sie irgendjemand von uns zu Gesicht bekommen oder in eines der übrigen Gebäude Einblick erhalten.“
    Während sie die Gebetsperlen um ihre Finger wickelte, konnte Madelyne nichts tun, außer zu nicken. Mit plötzlicher Klarheit erinnerte sie sich auf einmal daran, wie kalt und schmerzerfüllt die grauen Augen des Anführers, des Lord von Mal Verne, ausgesehen hatten, als er sie geöffnet hatte. Ein Schauder huschte ihr da über den Rücken und sie wusste, dass Mutter Berthilde Recht hatte. Dieser Mann brachte Gewalt und die Welt da draußen mit sich. Und irgendwie kündete das von einer Veränderung für das Leben all jener innerhalb des Klosters.
    Was auch immer bevorstand, sie bezweifelte, ob die Vorkehrungen von Mutter Berthilde sie beschützen würden.
    Nachdem die Äbtissin sie verlassen hatte, verrichtete Madelyne mit verstärkter Inbrunst weitere Gebete.

Zwei
     
    Diese dunkle Furcht glitt durch sie hindurch, und schnürte ihr den Atem in der Kehle ab.
    Er hielt etwas Langes und Dünnes, und es funkelte im Widerschein des Feuers, der dunkle Schatten auf das verängstigte Gesicht ihrer Mutter malte. Das Böse in den Worten, die er aus seinem schaumbefleckten Mund ausspie, traf sie wie Dolchstöße und machte, dass sie die Knie noch fester an die Brust zog, wie sie da in der Ecke zusammengekauert saß.
    Schreie hallten in der Kammer wider, wo das Licht des Feuers fröhlich tanzte, während sie seinen Wahnsinn
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