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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen
Autoren: Colleen Gleason
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zu verfluchen, erblickten seine verschwommenen Augen eine kleine Gestalt, die sich auf das Fallgitter zubewegte. Er drängte Rule weiter nach vorne und gelangte genau in dem Moment an den Gitterstäben an wie auch der Bewohner von drinnen.
    „Meine Lords? Begehrt Ihr Unterkunft? Und wer klopft hier an?“
    Er erkannte, dass die Gestalt nichts als eine alte Vettel war, dunkel gewandet und vom Alter gebeugt. „Lord Gavin de Mal Verne, Lord Thomas de Clervorne sowie zehn weitere Ritter, Herrin.“ Er musste sich anstrengen, um seine Stimme nicht zittrig klingen zu lassen, als ein jähes Aufblitzen vor seinem inneren Auge ihm verriet, dass seine Kräfte weiter nachließen. „Wir haben Verwundete bei uns und bitten Euch um Unterschlupf und wenn Ihr dazu in der Lage seid, um Pflege für unsere Wunden.“
    Selbst das Schlucken war schmerzhaft und als er auf die Antwort der Frau wartete, schien das Tor zur einen Seite zu kippen, um sich dann wieder gerade aufzurichten.
    Dann schwangen die Torflügel auf und die Frau trat beiseite. „Meine Lords, seid willkommen im Kloster Lock Rose“, sprach sie mit einer kräftigen Stimme, die mit ihrem zerbrechlichen Aussehen wenig gemein hatte. „Kommt.“
    Die Männer ritten einer hinter dem anderen durch den Eingang und warteten dann ab, während sie hinter ihnen das Tor mit lautem Geräusch wieder verschloss. Langsam ging sie voran und führte sie durch einen großen Hof, den man vom Waldbewuchs befreit hatte, der außerhalb der Mauern sonst allenthalben wuchs, und machte vor einem Außengebäude Halt.
    „Ihr werdet Euch um Eure Pferde selbst kümmern müssen“, sagte sie sogleich, „da wir nur einen Stallburschen haben und sie auch noch krank ist.“
    Gavin glitt aus dem Sattel, landete mit einem harten Plumps auf den Beinen und lehnte sich gegen Rule. Er konnte zwar noch auf eigenen Füßen stehen, aber es schwindelte ihm ganz schrecklich und Übelkeit stieg ihm in den Mund hoch. Bevor er nur einen Schritt in Richtung Stall tun konnte, spürte er, wie ein Arm um seine Taille glitt, der ihn stützte. Schwach vernahm er die Stimme von Thomas sagen, „Clem, kümmert Euch um Mal Vernes Pferd. Herrin, bringt uns zu einem Bett für ihn.“
    Die Wunde an seiner Seite brannte wie siedendes Pech und Gavin unterdrückte ein Stöhnen, als Thomas – selber geschwächt von den eigenen Wunden – ihn auf einem schier endlos scheinenden Gang durch das Kloster schleppte.
    Gerade als er spürte, wie ihm das letzte bisschen Bewusstsein entschwand, erblickte Gavin die ihm zugedachte Bettstatt und gestattete seinen Knien nachzugeben. Als Letztes nahm er das angenehm scharfe Prickeln von einem mit Stroh gepolsterten Bett wahr.
    * * *
    „Er hat keine Anzeichen von Fieber, Mylord. Ich habe die Wunde mit einem Umschlag versehen und jetzt muss er nur ruhen.“
    Allmählich wurde Gavin der Stimmen gewahr. Die erste war eine sanfte, weibliche und ihr folgte dann die raue, vertraute von Thomas de Clervorne.
    „Er wird also wieder gesunden?“
    „Ja, wenn das Fieber nicht kommt.“
    Gavin versuchte die Augenlider zu öffnen, so dass er das Gesicht sehen könnte, das zu der ruhigen Stimme wie aus Seide gehörte. Sie fuhr fort zu reden, während er darum kämpfte, klar zu sehen. „Auch wenn das Schwert eine tiefe Wunde schlug, ist das Blut gut geronnen und wir konnten den Schnitt zusammennähen.“
    Endlich: Seine Lider gehorchten und er konzentrierte sich auf das Gesicht zu der Stimme, die seinen Arm mit etwas Kühlem abtupfte. Als er das Gesicht erblickte, das heruntergebeugt nah an seinem war, zuckte er vor Schreck beinahe zurück. Das Gesicht passte nicht zu der wunderschönen Stimme.
    Es war das Gesicht eines alten Weibes: langgezogen, mit Falten überall in der Haut und Leberflecken allenthalben. Ihre Augen waren grau und wässrig, und die unteren Augenlider bildeten weit abstehende, rote Taschen. Sie trug ein Kopftuch, welches ihren gesamten Kopf bedeckte, bis auf das Gesicht, welches in all seiner schrecklichen Hässlichkeit dennoch einen friedvollen Ausdruck hatte.
    „Er wacht auf.“ Diese Stimme war alt und dünn und kam von den verschrumpelten Lippen der gebrechlichen Alten.
    Schon waren die anderen beiden an seiner Seite und schauten auf ihn herab. Einer war Thomas, Gavins ältester Freund, und das andere war die Madonna.
    Sie musste ein himmlisches Wesen sein, denn nie zuvor hatte er solche Schönheit und solch heiteren Frieden im Gesicht eines Sterblichen erblickt. Ihre Augen waren
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