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Eine Tankstelle fuer die Seele

Eine Tankstelle fuer die Seele

Titel: Eine Tankstelle fuer die Seele
Autoren: Anna E. Roecker
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(G.I.M. – Guided Imagery and Music)
    Wenn ich in diesem Buch häufig von Musiktherapie bzw. von Musikreisen spreche, geht es immer um G.I.M., eine Form der rezeptiven Musiktherapie. Die hierbei verwendete klassische Musik ist in besonderer Weise in der Lage, prägnante archetypische Bilder auftauchen zu lassen. Damit Sie selbst Erfahrungen damit machen können, finden Sie in Teil II bei den beschriebenen archetypischen Bildern Hinweise, welche Musik sich für eine entsprechende »Reise« ins Innere eignet. Grundsätzlich können Sie dazu auch Ihre Lieblingsmusik wählen. Begründet wurde diese Methode vor über 40 Jahren von der US-Amerikanerin Dr. Helen L. Bonny (Musikerin und Musiktherapeutin). Sie basiert u. a. auf der Analytischen Psychologie C.G. Jungs sowie auf nachfolgenden psychologischen Richtungen, wie sie von Abraham Maslow oder Roberto Assagioli vertreten wurden. Helen Bonny sammelte über zehn Jahre praktische Erfahrung über die Wirkung der Musik auf das Unbewusste, während sie zusammen mit Dr. Stanislav Grof am Psychiatrischen Hospital von Maryland / USA arbeitete. Ausgelöst von einer Art »Epiphanie-(Erleuchtungs-)Erlebnis«, das sie selbst als Musikerin erlebt hatte, war sie im Laufe der Jahre zu der Überzeugung gekommen, dass die Musik über ungeahnte Möglichkeiten verfüge, den Menschen mit den Bereichen des persönlichen sowie kollektiven Unbewussten in Kontakt zu bringen.
    Vor allem Klassische Musik hat durch ihre Vielschichtigkeit die Fähigkeit, Resonanz in den tiefsten Schichten der Seele hervorzurufen. Dabei können Erinnerungen an die früheste Kindheit wachgerufen werden und traumatische Verletzungen wieder ins Bewusstsein dringen. Genauso bringt die Musik aber auch die Möglichkeit der Heilung zum Vorschein. Sie kann trösten, ermuntern, neue Perspektiven aufzeigen. Musik ist wie kaum ein anderes Medium in der Lage, transpersonale, spirituelle Erfahrungen zu vermitteln. Klassische Musik, die in ihrem Aufbau selbst immer einen Prozess darstellt, kann uns durch die Phasen unserer eigenen Prozesse begleiten. Anleihen für diese Idee nahm Helen Bonny u. a. auch bei der Alchemie. Hier fand sie Übereinstimmungen zu seelischen Wandlungsphasen, alchemistischen Prozessen und Verläufen in der Musik, die gekennzeichnet sind von Hoch und Tief, Laut und Leise, Schnell und Stagnierend, von Vorwärtsstürmen und Pausen, um nur einiges zu nennen. So stellte sie Programme zusammen, die aus mehreren ausgewählten Musikstücken bestehen und eine gewisse Einheit, einen abgeschlossenen kleinen Prozess, zu jeweils unterschiedlichen Themen darstellen. Am Ende einer solchen Musikreise, die 30 bis 50 Minuten dauert, ist es zu einer – manchmal kaum wahrnehmbaren – Wandlung des ursprünglichen Themas gekommen und damit zu einer neuen Erkenntnis.
    Am Anfang der musiktherapeutischen Arbeit stehen ein oder mehrere Gespräche, um die Beweggründe des Menschen herauszufinden, der in die Therapie kommt. Während der Musiksitzung selbst liegt die Klientin / der Klient mit geschlossenen Augen auf einer Liege, während ich danebensitze. Die »Reise« beginnt mit einer tiefen Entspannung und einer Bewusstmachung des Themas, das bearbeitet werden soll. Ein Fokus, der dieses Thema symbolisch aufgreift, bildet den Einstieg in die Musikreise (zum Beispiel eine Brücke, wenn es um eine Entscheidung geht). Für die Musikauswahl gilt das sogenannte Iso-Prinzip (Ähnlichkeitsgesetz). Es ist leicht nachzuvollziehen, dass ein trauriger Mensch keine Faschingsmusik hören oder ein depressiv Verstimmter nicht mit einer fröhlich aktivierenden Musik seine Reise beginnen möchte. Ein sanftes Adagio wird diese Stimmung eher aufnehmen und so der Klientin / dem Klienten helfen, sich verstanden zu fühlen. Nur dann kommen nämlich in der Regel die entsprechenden Bilder und Botschaften aus dem Unbewussten hervor. Meine Hauptaufgabe dabei ist neben der Wahl des passenden Musikprogramms, den Prozess des Klienten empathisch zu begleiten, entsprechende Fragen zu stellen, zu vertiefen und zu reflektieren, dabei aber nicht regulierend in den musikinduzierten Prozess einzugreifen.
    In den ersten Musikreisen kommen meist unbewusste persönliche Themen ins Bewusstsein, wie Erinnerungen an die Kindheit, weit zurückliegende Ereignisse und die damit verbundenen Gefühle. Die Musikstücke sind so aufeinander abgestimmt, dass sie zwar an bestimmten Stellen tief berühren und oftmals auch tiefen Schmerz hervorrufen, aber auch die positiven
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