Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine sueß saure Liebesgeschichte

Eine sueß saure Liebesgeschichte

Titel: Eine sueß saure Liebesgeschichte
Autoren: Frieda Lamberti
Vom Netzwerk:
Wunsch. Er hatte nun freie Bahn, um sich ein richtiges Hausmütterchen zu suchen, denn das war ich eindeutig nicht. Die Zeit war reif für einen Neuanfang. Ich verließ unser Stadthaus in Hamburg und zog aufs Land. Ohne Kind, denn das war mittlerweile erwachsen. Und ohne die geringste Aussicht auf einen neuen Job in leitender Position. »Die ticken doch nicht mehr ganz richtig mit ihrem Jugendwahn«, schimpfte ich, nachdem ich die zigste Absage auf eine piffige Teamleiterposition erhalten hatte. Anja sprach mir immer wieder Mut zu. Meine langjährige Freundin war nun auch meine Nachbarin, denn ich siedelte zu ihr und ihren Kindern in die Nordheide um. Wir teilten uns ein Doppelhaus im grünen Speckmantel südlich von Hamburg. Ich bezog die Hälfte 12a und sie die Hälfte 12b. Kurzentschlossen gründeten wir einen Lieferservice für Bio Delikatessen. Mit selbstgemachten Konfitüren, Brotaufstrichen und Chutneys fingen wir an. Es lief schon nach kurzer Zeit so gut, dass ich entschied, mein Erdgeschoss in eine Gastroküche zu verwandeln. Meine Möbel wanderten ins Dachgeschoss, der Teppich wich weißen Fliesen und die Wände wurden deckenhoch gekachelt. Nach und nach schafften wir uns Öfen, Kühlschränke und Arbeitstische aus Edelstahl an. Nach fünf Jahren investierten wir in eine eigene Nudelmaschine und erweiterten unser Sortiment um frische Pasta, Essige und Liköre, die wir mit Kräutern und Blüten aus unserem gemeinsamen Garten verfeinerten und an Bioläden und Feinschmecker Restaurants der Region verkauften. Reichtümer konnten wir mit unserer Hände Arbeit nicht verdienen, aber gut leben. Ich war rundum zufrieden. Anja nicht. Sie wollte wieder einen Mann. Einen festen Partner. Keine Affären mehr, die sich nach drei Monaten verabschiedeten. Mir reichte eine Quartalsliebschaft. Spätestens dann wollten die Männer mit mir zusammenziehen und mein Leben auf den Kopf stellen. Oh, lieber nicht, dachte ich stets bei mir. Um kein Geld der Welt wollte ich meine Unabhängigkeit aufgeben. Allein die Vorstellung, morgens neben einem Mann aufzuwachen, in sein verquollenes Gesicht zu schauen, ihm seine Wäsche hinterher zu räumen, um sie dann zu waschen und zu bügeln, löste bei mir eine Herpes Attacke aus. Nee, danke. Ich kam doch wunderbar klar. Fürs Grobe hatte ich meinen Sören. Der ehemalige Mitarbeiter meiner alten Agentur war die Zuverlässigkeit in Person. Er kam prompt auf meine Bitten und übernahm alle anfallenden Handwerker Aufgaben. Zum Quatschen und Feiern hatte ich zahlreiche Bekannte und gekuschelt wurde mit meinen Rüden Kurt. Er und mein Sohn Julian waren die einzigen Y Chromosom Träger, denen ich keinen Wunsch abschlagen konnte.

Seit im Haus gegenüber, ein alleinerziehender Vater mit seinen drei Söhnen wohnt, bekomme ich keinen Schlaf mehr. »King Kong«, wie ich den glatzköpfigen Nachbarn nenne, hat eine derartig ungehobelte Art, seine Jungs zu behandeln, dass es mir jedes Mal die Nackenhaare aufstellt. Ständig brüllt er sie an.
   »Die sollten mal einen Hörtest machen«, räumte Anja gestern ein. Auch sie ist genervt von den lautstarken Kommandos unseres Gegenübers, genauso wie die restlichen Anwohner der Straße. Seine Lärmbelästigung beginnt bereits morgens um halb sechs. Dann raucht er die erste Zigarette vor der Eingangstür und lässt seine Söhne raus, wie andere Menschen ihren Hund zum Pinkeln raus lassen. Vater und seine drei Jungs lungern dann in ihrem Vorgarten herum und beobachten das Treiben der Mädchen in Hausnummer 12b. Kevin, der Älteste, ich schätze ihn auf 16 Jahre, hat sich Kopfhörer über seine abstehenden Segelohren gespannt. Vermutlich um dem Geblöke seines Vaters zu entgehen. Seine überlaute Rap Musik kann ich bis ins Schlafzimmer hören. Bestimmt ist der Junge längst taub. »Käääääviiiiiiiiiiien«, schreit King Kong über die Straße. »Bist du blind oder blöd. Siehst du nicht, dass da ein Auto kommt?« Ich tippe eindeutig auf blöd und bin mal wieder hell wach. Durch das Fenster sehe ich, wie der Affenvater in weißer Ripp Unterwäsche unter der hellen Beleuchtung der Straßenlaterne steht und den Rauch seiner Zigarette tief durch seine Lungen zieht. Kein schöner Anblick, der wenig Appetit auf mein bevorstehendes Frühstück macht. Danach prüft er, ob sein Wagen anspringt. Für eine Minute tritt er das Gaspedal voll durch und lässt den Motor seines alten Wagens solange laut aufheulen, bis eine Wolke blauer Abgase die Straße einhüllt. Nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher