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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut
Autoren: Emma Wildes
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war intim.
    Es war betörend.
    Und dann war es vorbei.
    Herr im Himmel, zu ihrer Enttäuschung war es vorbei.
    Er richtete sich auf und schien höchst amüsiert zu sein über die Miene, die sich auf ihrem Gesicht abzeichnete. »Der Kuss einer Jungfrau. Das ist tatsächlich ein gelungener Streich.«
    Er wusste offenbar, dass es ihr erster Kuss war. Das war nicht sonderlich überraschend, denn wie die meisten unverheirateten, jungen Ladys wurde sie ständig von einer Anstandsdame begleitet. Dennoch witterte sie einen Affront, obwohl sie sich in Wahrheit gar nicht angegriffen fühlte. »Ihr seid kein Gentleman, Sir.«
    »Oh doch, das bin ich. Wenngleich ich in gewisser Weise abgestumpft bin. Andernfalls würde ich mich jetzt nicht verabschieden, damit Euer Ruf durch unsere Begegnung nicht weiteren Schaden nimmt. Denn das würde er, glaubt mir. Mein Rat wäre, dass Ihr meinen Besuch in Eurem Gemach heute Abend lieber für Euch behaltet.«
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, war er im nächsten Moment durch die Balkontür nach draußen getreten. Er stieg auf die Balustrade und stützte sich Halt suchend gegen die Hauswand, ehe er nach der Dachkante griff und sich mit einer einzigen sportlichen Bewegung nach oben schwang und in der Dunkelheit verschwand.

2
    Das Parlament tagte derzeit in London, weshalb der Lärmpegel im Klub etwas höher war als sonst. Man sprach heute vermehrt über Politik. Für ihn war das vollkommen in Ordnung, denn dieses laute Stimmengewirr ermöglichte ihm und seinen Freunden eine gewisse Ungestörtheit. Alex reichte einem Diener seinen tropfnassen Mantel. Das Wetter hatte umgeschlagen, und draußen herrschte frühlingshafter Nieselregen. Er erspähte Luke und Michael, die sich bereits ihren Lieblingsplatz in einer Ecke des Raums gesichert hatten. Vor ihnen auf dem Tisch stand eine Flasche vom guten Whisky, und ein drittes Glas schien geradezu auf ihn zu warten.
    Er verlor keine Zeit, sondern schenkte sich eigenhändig einen ordentlichen Schluck ein, ehe er sich in den Sessel fallen ließ. Ein selbstzufriedenes Grinsen hob seinen Mundwinkel. »Ich bin etwas spät, aber ich habe eine gute Entschuldigung.«
    »Wie heißt sie?«, fragte Luke Daudet, der Viscount Altea, ironisch. »Oder darf ich nicht fragen? Man erzählt sich neuerdings, eine sehr sinnliche italienische Opernsängerin sei durchaus gewillt, auf den geringsten Wink von dir eine private Arie für dich zum Besten zu geben.«
    Das Gerücht ging also immer noch um. Es war manchmal schon sehr lästig, einen älteren Bruder mit Johns Ruf zu haben. Alex war nun wirklich kein Heiliger, aber so berüchtigt war er nur deshalb, weil man ihn mit seinem Bruder in Verbindung brachte. Die bessere Gesellschaft schien von ihm zu erwarten, dass er in die Fußstapfen seines zügellosen Bruders trat, zumal John inzwischen ein verheirateter Mann war und Verführungen und Skandale für ihn der Vergangenheit angehörten. Alex war zwar nicht der Erbe des herzoglichen Titels, aber er hatte zumindest den schlechten Ruf seines Bruders geerbt. Erschwerend kam hinzu, dass John und er sich verblüffend ähnelten.
    »Nein, ich rede nicht von Maria.« Alex hob das Glas an den Mund und nippte an dem weichen, aromatischen Inhalt. Er beobachtete amüsiert seine Freunde über den Rand des Glases hinweg. »Ich bin heute Onkel geworden.«
    »Oh.« Michael hob seine Brauen.
    »Die schöne Frau meines Bruders wurde heute in den frühen Morgenstunden, während du und ich über die Hausdächer Londons tobten, von einem gesunden Baby entbunden. Es freut mich, mitteilen zu dürfen, dass Mutter und Kind wohlauf sind, obwohl mein Bruder aus mir unerfindlichen Gründen einfach schrecklich aussah. Ich verstehe nicht, wieso. Schließlich hat seine Frau den schwierigeren Teil der Arbeit erledigt. Aber er behauptet, es liege an seinem aufgeregten Hin-und-her-Laufen und am Brandy. Das geschieht ihm ganz recht und ist nur angemessen, wenn man die Sünden seiner Vergangenheit bedenkt. Ich habe ihn ehrlich gesagt noch nie so glücklich erlebt. Heute früh erging daher an mich die Aufforderung, mich in Berkeley House einzufinden.«
    »Ich nehme an, es handelt sich bei dem Kind um einen Jungen?«
    »Das Kind wird auf den Namen Marcus getauft, nach meinem Vater. Das bedeutet zugleich, dass ich in den Reihen der geeigneten Junggesellen auf einen niedrigeren Rang gerutscht bin. Anders als ihr zwei. Ihr bleibt aussichtsreiche Heiratskandidaten, obwohl ihr keinen besonders guten Ruf genießt.
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