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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut
Autoren: Emma Wildes
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Tabak, und in der Luft hing der Geist von Tausenden Gläsern Brandy. Langsam bewegte Alex sich vorwärts. Er zog den Ring mit Dietrichen, den er sich ausgeliehen hatte, aus der Tasche. Zuerst durchsuchte er die Schubladen im Schreibtisch, die sich einfach öffnen ließen, ehe er sich daranmachte, die beiden verschlossenen Laden zu knacken.
    Nichts. Kein silbernes Kästchen. Kein verfluchter Schlüssel.
    Verdammt.
    Das erste Geräusch, das ihn auf die drohenden Probleme hinwies, war ein kurzes, aufgeregtes Bellen. Dann hörte er die Stimme einer Frau, die leise, aber im stillen Haus gut vernehmlich sprach. Er hob alarmiert den Kopf. Die Stimme klang, als käme sie näher. Aber das konnte auch eine akustische Täuschung sein. Wenigstens klingt das Bellen nicht nach einem großen Hund, redete er sich ein. Er tastete vorsichtig in einer Schublade nach einem doppelten Boden, ehe er die Papiere wieder hineinlegte und die Schublade leise zuschob.
    Eine Dienerin? Vielleicht. Aber das war unwahrscheinlich, da es inzwischen mitten in der Nacht war und der Tagesanbruch nur noch wenige Stunden entfernt war. So früh, wie die meisten Bediensteten aufstanden, bezweifelte er, dass einer von ihnen zu dieser späten Stunde noch auf war. Es sei denn, ihr Arbeitgeber rief sie zu sich.
    Erneut hörte er die Stimme leise murmeln. Da niemand antwortete, schien sie mit dem Hund zu reden. Er glitt in den Flur und schaute sich um. Am Fuß der Treppe stand eine weibliche Gestalt und beugte sich zu einem kleinen Bündel herab, um es hinter den Ohren zu kraulen. Der Hund war ein ungebärdiges Knäuel aus Fell, ein Welpe noch, weshalb er auch nicht angeschlagen hatte, als Michael und er ins Haus eingedrungen waren.
    Sie war blond, schlank, und – was viel wichtiger war – sie trug ein sehr modisches, helles Abendkleid …
    Von wegen, wir haben noch ein paar Stunden Zeit! Eines von Lord Hathaways Familienmitgliedern war früher nach Hause gekommen.
    Es war sein Glück, dass sie ihre Laterne auf den Boden stellte und das sich windende Fellbündel hochhob. Sie entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung, statt sofort die Treppe heraufzusteigen. Sie trug ihre glückliche Fracht durch eine Tür auf der anderen Seite der Eingangshalle. Vermutlich ging es dort zur Küche.
    Alex schlich sich durch die Halle und eilte rasch die Treppe hinauf. Er versuchte, so leise wie möglich zu laufen, und steuerte die Tür an, hinter der Michael verschwunden war. Er öffnete sie nur einen Spaltbreit und wisperte: »Da ist gerade jemand nach Hause gekommen. Eine junge Frau, mehr konnte ich nicht erkennen.«
    »Verdammt.« Michael konnte sich so leise wie eine Katze bewegen. Augenblicklich stand er neben Alex. »Ich habe erst die Hälfte durchsucht. Wir müssen vielleicht verschwinden und ein zweites Mal herkommen.«
    Alex stellte sich vor, wie er sich ein zweites Mal über fragwürdige, stinkende und unter ihm gähnende Abgründe zwischen Londons Dächern hangelte. »Mir wäre es lieber, wir bringen die Sache jetzt zu Ende.«
    »Wenn Lady Amelia allein zurückgekommen ist, sollte das kein Problem sein«, murmelte Michael. »Es ist unwahrscheinlich, dass sie das Schlafzimmer ihres Vaters betritt. Ich brauche nur noch wenige Minuten. Ich würde dich ja bitten, mir zu helfen, aber du weißt nicht, wo ich bereits gesucht habe, und wenn wir zwei hier flüsternd umherschleichen, wäre das ein unnötiges Risiko. Verlass das Haus auf dem Weg, auf dem wir gekommen sind. Warte, bis sie zu Bett gegangen ist, und behalte sie im Auge. Wenn sie Anstalten macht, ihr Zimmer zu verlassen, weil sie etwas gehört hat, musst du sie irgendwie ablenken. Ich werde auf dieser Seite aus dem Fenster steigen. Wir treffen uns auf dem Dach.«
    Mit diesen Worten zog er sich ins Innere des Gemachs zurück und zog die Tür leise ins Schloss.
    Alex unterdrückte einen Fluch. Er hatte Schlachten geschlagen, war durch Gräben gekrochen und hatte andauernde Regenfälle und eisige Nächte ertragen, er war mit seinem Bataillon meilenweit marschiert. Aber er war kein verfluchter Spion. Doch wenn er noch einen Moment zögerte, könnte das ein schlimmes Ende nehmen, denn Miss Patton würde zweifellos bald in ihr Schlafzimmer gehen. Und was sollte er tun, wenn sie ihre Zofe weckte?
    Als Soldat hatte er gelernt, schnelle Entscheidungen zu treffen. In diesem Fall vertraute er vor allem darauf, dass Michael wusste, was er tat. Rasch schlüpfte er in das Schlafzimmer der Lady und eilte zum Balkon. Sie
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