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Eine Nacht mit Folgen

Eine Nacht mit Folgen

Titel: Eine Nacht mit Folgen
Autoren: Anne Haven
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etwas mehr aus sich herausgehen sollen.
    Oder aber auch nicht. Sie bezweifelte, ob selbst solche Maßnahmen gewirkt hätten, um Dirks Interesse an ihr zu wecken.
    Ihr Vater und Cassandra hatten wahrscheinlich Recht. Sie wäre wahrscheinlich glücklicher, wenn sie sich in Bob Bennington verlieben könnte, den Sohn des Vizepräsidenten in der Kosmetikfirma ihres Vaters. Ihre Eltern hatten in den vergangenen Jahren mehrere Treffen arrangiert, und Serena hatte sich wirklich Mühe gegeben, Bob zu mögen. Er war eigentlich auch ganz nett, und offensichtlich hegte er Sympathie für sie. Aber er besaß eine nervtötende Stimme, benutzte zu viel Gel im Haar und besaß so viel Persönlichkeit wie ein feuchter Waschlappen.
    Sie schaute zu Graham Richards hinüber, der immer noch an ihrer Seite stand. Obwohl er unnahbar und stolz wirkte, war er auf keinen Fall ein Waschlappen. Seine zurückhaltende Art machte ihn nur noch interessanter. Stille Wasser sind tief, dachte sie.
    Vielleicht kochte brodelnde Lava unter dieser kalten Oberfläche.
    So heiß, dass man sich leicht verbrennen konnte.
    Was geht dich das an, rügte Serena sich. Graham Richards war nur ein bedeutungsloser Fremder für sie, dazu noch ein Mann, der sich nie für eine Frau wie sie interessieren würde.
    Außerdem, und das war wohl die Hauptsache, war sie ja in Dirk verliebt.
    Ziemlich hoffnungslos, wie es aussah. Gerade in diesem Moment verkündete wahrscheinlich der Priester, dass Dirk und Elaine jetzt Mann und Frau waren.
    Sie seufzte leise. Um ehrlich zu sein, war dieser Tag nicht so unerwartet gekommen, wie sie gern getan hätte. Tief in ihrem Inneren hatte sie immer gewusst, dass sie bei Dirk keine Chance hatte. Nachdem er sich zwölf Jahre nicht um sie gekümmert hatte, wäre es auch dumm gewesen, etwas anderes zu denken.
    Und obwohl sie jung und in mancher Hinsicht noch ein wenig einfältig war, war sie ganz bestimmt nicht dumm.
    Ein Kurzschluss in ihrem Gehirn musste dafür verantwortlich gewesen sein, dass sie einige Momente lang geglaubt hatte, die Heirat zwischen Dirk und Elaine verhindern zu können. Hatte sie denn tatsächlich angenommen, dass Dirk Elaine hätte stehen lassen und stattdessen mit ihr zum Altar gegangen wäre?
    Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
    Das hier war das wirkliche Leben und kein Hollywoodfilm.
    Ihr melodramatischer Ausbruch hätte nur eine Verzögerung gebracht. Wenige Minuten, für die sie sich vor der ganzen Hochzeitsgesellschaft bloßgestellt hätte.
    Graham bemerkte, wie eine leichte Röte in das Gesicht der jungen Frau stieg, als ob ihr gerade bewusst werden würde, welch peinliche Szene ihr erspart geblieben war.
    Sie wirkte bestürzt und beschämt.
    Er spürte Mitgefühl in sich aufsteigen. Und zwar so viel Mitgefühl, dass es in keinem Verhältnis zur Situation stand.
    Schließlich war diese junge Frau eine Fremde für ihn. Und obwohl er kein gefühlskaltes Monster war, hatte er Richards Enterprise doch nicht durch Sentimentalität zu der anerkannten Größe auf dem internationalen Markt gemacht, die es heute war.
    "Ich muss Ihnen danken", sagte sie und lächelte tapfer. "Sie haben mich vor einer Blamage bewahrt."
    "Vergessen Sie es einfach."
    Sie atmete tief durch. "Ich wollte Dirk daran hindern, diese Frau zu heiraten."
    "Ich weiß."
    "Es hätte sowieso nicht geklappt."
    Graham nickte nur und betrachtete sie. Sie saß steif auf der Steinbank, die kleine Handtasche fest umklammert, und wirkte wie ein Häufchen Elend. Ihr hellbraunes Haar war streng aus dem Gesicht frisiert und im Nacken zu einem Knoten zusammengehalten. Ihr hübsches Gesicht wirkte angespannt, und ihre Augen waren von Schlafmangel oder Tränen, vielleicht von beidem, leicht angeschwollen.
    Er hatte sofort bemerkt, dass sie etwas für Elaines Bräutigam empfand. Er hatte die Bewunderung bemerkt, die in ihren Augen aufgeleuchtet war, als sie Dirk Emerson betrachtete, und ihm war auch ihre wachsende Nervosität während der Zeremonie aufgefallen.
    Diese sichtbare Erregung war der Grund gewesen, warum er aufmerksam geworden war. Sein sechster Sinn hatte ihm gesagt, dass sie drauf und dran war, etwas sehr Dummes zu tun.
    Als sie sich dann erhob, hatte er bereits neben ihrer Bankreihe gestanden. Er hatte gewusst, dass er sie aufhalten musste.
    Arme liebeskranke Närrin, dachte er jetzt. Dirk und Elaine passten so wunderbar zusammen und waren so ineinander verliebt, dass selbst Graham mit seiner zynischen Einstellung der Ehe gegenüber glaubte, dass diese
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