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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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aber nicht von der schamlosen Sorte. Holländerin, übersät mit Sommersprossen, du hast ja keine Ahnung, wie viele Sommersprossen so eine sommersprossige Rote haben kann, überall, wirklich. Heute Morgen ist sie abgereist, aber das hier hat sie mir zur Erinnerung dagelassen.«
    Die anderen zwei lachten höhnisch auf. Gnarra war bekannt für seine Frauengeschichten, seine Verführungsrate – beziehungsweise die Zeitspanne vom Moment des Kennenlernens bis zum Sex – war rekordverdächtig, er brauchte einer Frau nur in die Augen zu schauen und schon zog sie sich aus. Doch nicht nur von ihren Slips trennten sich Pedros Damen freigiebigst, auch von ihren Ketten und Armbändern, natürlich durchweg aus Gold, die der Brigadiere sich gerne stolzgeschwellt umhängte, so dass er schon den Spitznamen »Maronna ’ell’Arco« weghatte, die güldene Madonna von Neapel.
    »Was gibt’s denn da zu lachen, ihr Scherzkekse, ich bin echt verliebt, ich habe ihr versprochen, sie im Winter in Rotterdam zu besuchen.«
    »Ja klar! Und da gehst du zu Fuß hin, nach Rotterdam!« Manfredi schlug sich lachend auf die Schenkel. Gnarra sah ihn beleidigt an, doch seine krankhafte Angst vor allem, was aus eigenem Antrieb vorankam, war legendär: Schiffe, Flugzeuge, Züge, alles war ihm verwehrt, und auch im Auto bewegte er sich nur mit äußerster Vorsicht fort und immer deutlich unter achtzig Stundenkilometern.
    »Wenn ihr fertig seid, euch auf meine Kosten zu amüsieren, könnten wir vielleicht mit dem Fall weitermachen.«
    »Du hast recht, sorry, aber manchmal bist du wirklich zu gut.«
    »Ja, ja, du bist guuut, das hat die Sommersprossige sicher auch gesagt.«
    »Ruhe, Manfredi, nur keinen Neid, weil du selbst quasi vonGeburt an verheiratet bist. Obwohl, bei einer Frau wie deiner würde ich vielleicht auch nicht nein sagen.«
    »Pietro, halt die Klappe, über meine Frau werden keine Witze gemacht.« Und schon war Manfredi gereizt, sein Gesicht gerötet, der Blick verfinstert. Gnarra war ein ernst zu nehmender Rivale, er hingegen untersetzt und stämmig, mit viel weniger Haaren, als ihm lieb war. Manchmal tröstete sich Santomauro bei seinem Anblick; bei ihm hatte der Haarausfall schon früh eingesetzt, und nun, mit dreiundvierzig, trug er einen glänzenden, gebräunten, perfekt rasierten Schädel zur Schau, was zu seinen blauen Augen und gleichmäßigen Gesichtszügen gar nicht übel aussah, und Männer seines Alters, die jetzt mit ihrem grauen oder schütteren Haar zu kämpfen hatten, entschädigten ihn irgendwie für die Leiden seiner Jugend.
    »Was habt ihr heute nur alle gegen mich?! Also gut, dann werde ich mich mal ein wenig umhören, während ihr euch hier die Schenkel platt haut. Bis dann.«
    Immer noch eingeschnappt machte sich Gnarra zu seiner Erkundungstour auf, um zu tun, was er am besten konnte, am Strand entlangschlendern und durch Bars, Läden und Restaurants ziehen und mit allen reden, die ihm über den Weg liefen. Santomauro argwöhnte manchmal, dass er dabei insgeheim an einer zukünftigen Karriere als Politiker strickte, so bekannt, wie er war, aber er sammelte auch unumstritten die meisten Informationen, Neuigkeiten und Gerüchte von der gesamten Cilento-Küste. Wenn in Ogliastro Cilento, Casale Marino oder Pisciotta etwas passierte, erfuhr Gnarra es als Erster, und aufgrund dieser Gabe durfte er nach Gutdünken umherstreifen und die ungeliebte Schreibtischarbeit den weniger umtriebigen Kollegen überlassen.
     
    »Maresciallo, hier spricht Staatsanwalt Gaudioso. Ich will ganz offen sein: Hier in Vallo versinken wir in Arbeit, es ist heiß und meine Frau muss jeden Moment niederkommen, mit dem fünften Mädchen, unter uns gesagt, ich kann Sie also nur bitten, mir mit dieser namenlosen Leiche vom Hals zu bleiben,kümmern Sie sich darum und halten Sie mich auf dem Laufenden, und wenn Sie etwas herausfinden, teilen Sie es mir mit, und wir schließen die Sache ab.«
    »Aber vielleicht wird es nicht ganz so einfach …«
    »Hauptsache, Sie verschwenden nicht meine Zeit! Finden Sie heraus, wer sie war, und garantiert ist der Ehemann dann der Mörder! Sie wissen doch genauso gut wie ich, Maresciallo, dass die meisten Morde innerhalb der Familie geschehen, nicht wahr? Also dann, tun Sie Ihre Arbeit und lassen Sie mich damit in Frieden, wenn ich meine Frau nach der ersten Schwangerschaft um die Ecke gebracht hätte, ginge es uns heute auch allen besser.«
    »Ja, aber …«
    »Finden Sie den Mann!«
     
    »Einen viertel Liter
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