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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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unausgesprochene Fragen. Schließlich gab sich der Pater einen Ruck.
    »Wie sind Sie nur darauf gekommen? Denn Sie wussten es, habe ich recht?«
    »Ich wusste es, aber es hat mir nicht geholfen.«
    »Warum sagen Sie das? Sie haben Elena gerettet.«
    »Ich hätte lieber Valentina gerettet«, sagte Santomauro und sah ihm dabei fest in die Augen.
    Der andere nickte. »Sie war eine besondere Frau. Wenn man mit Valentina zusammen war, hatte man das Gefühl, für sie der wichtigste Mensch auf Gottes weiter Erde zu sein. Und Kinder vergötterten sie.«
    Sie gingen schweigend weiter. Der Wind trug von ferne das Läuten einer Glocke heran.
    »Es gab viele Kleinigkeiten, die zuerst nicht passten und irgendwann ihren Platz fanden. Wie, lässt sich schwer erklären, das würde auch zu lange dauern, ich müsste bei einem toten Kaninchen anfangen, das dann doch nicht tot war, aber das würde Sie nur langweilen. Das letzte Puzzleteilchen waren schließlich die Fingernägel.«
    »Die Fingernägel?«
    »Ja, die Fingernägel. Elena trug sie kurzgeschnitten und nicht lackiert, Valentina hingegen hatte lange, lackierte Nägel, auch an den Füßen, sehr auffällig.«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich.« Lillo lächelte und Santomauro spürte eine absurde Aufwallung von Eifersucht auf diesen Mann, der sie gekannt hatte, mit ihr gesprochen, sie vielleicht berührt hatte.
    »Elena benutzte nie Nagellack, deswegen hatte sie auch keinen Nagellackentferner zu Hause, das weiß ich sicher. Aus diesem Grund musste Pippo auch Valentinas Zehen amputieren, nicht nur wegen eventueller Fingerabdrücke. Aber das war einfach zu viel des Guten, und mir gingen diese Nägel, der ganze Nagellack, der Entferner einfach nicht aus dem Kopf.«
    Er senkte den Blick. Pippo hatte erst später beschlossen, Valentina ins Spiel zu bringen, als er merkte, dass der Verdacht auf sie fiel. Doch das würde niemand erfahren. Der Angriff in den Ruinen von Velia würde ihr Geheimnis bleiben. Der Moment, als er glaubte, Valentina würde ihn berühren, während es in Wahrheit der Mann gewesen war, der ihren Leib geschändet hatte, maskiert durch die Perücke, den Kaftan und den Nagellack, den er den D’Onofrios und den Pasqualettis gestohlen hatte.
    Nein, das würde er Pater Lillo nicht erzählen.
    Das Läuten der Glocke klang nun schon näher. Sie sahen sich um. Etwas weiter vorne erblickte der Maresciallo eine vertraute Silhouette. Der geschmückte Karren des Granitaverkäufers stand nah bei dem kleinen Mäuerchen. Die Glocke, mit der er die Kinder zusammenrief, schaukelte im Wind. Unter dem Karren lag halb verdeckt ein Körper. Schnell gingen sie näher.
    Peppino, der Granitaverkäufer, lag zusammengerollt unter dem Karren, den Kopf auf ein Handtuch gebettet. Er öffnete die Augen und sah sie einen Moment lang verdutzt an, fand aber sofort wieder zu sich.
    »Maresciallo Santomauro! Wollen Sie eine Granita? Und Sie auch, Signore?«
    Sie lehnten lachend ab. Peppino schulterte die Deichsel des Karrens.
    »Als ich eingeschlafen bin, schien die Sonne, und jetzt sehen Sie nur, was für ein Wetter.«
    »Und wieder geht ein Sommer vorbei, Peppino.«
    »Ja, aber nächstes Jahr kommt ein neuer, Maresciallo.«
    Und er wanderte den leeren Strand entlang, seinen Karrenvor sich her schiebend. Das Glöckchen bimmelte immer weiter im Wind.
     
    »Weißt du schon das Neuste von Evelina?«
    »Nein, erzähl!«
    »Ihre Polin ist weg, sie hat meiner erzählt, man ließe sie in diesem Haus verhungern.«
    »Sag bloß! Aber Evelina war ja schon immer ein wenig geizig.«
    »Stell dir nur vor, sie musste sich Essen klauen, das arme Ding. In der Nacht, also so was.«
    »Eine Schande! Tja, meine ist auch weg, und sie hat meine gesamten Klopapiervorräte mitgenommen.«
    »Oh, Poppi, wie schrecklich! Waren es viele Rollen?«
    »Hundertundfünfzig, es war ein Angebot, sie muss einen ganzen Laster dafür gebraucht haben.«
    »Jaja, diese Polinnen. Minas ist auch weg. Sie hat wohl auch Sachen mitgehen lassen.«
    »Ich muss Evelina anrufen. Ich glaube ja, dass diese Mädchen bei unserem Einbruch ihre Finger im Spiel hatten.«
    »Aber entschuldige, hieß es nicht, es sei Pippo gewesen?«
    »Ein paar Sachen wird er genommen haben, vielleicht den Kaviar oder sonst was, damit niemand merkte, dass er für zwei sorgen musste, aber kannst du mir vielleicht sagen, was er mit meinem Kaftan und Minas Perücken hätte anfangen sollen? Nein, das waren die Mädchen, die haben uns heimlich, still und leise Haus und
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