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Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Eine Geschichte von Liebe und Feuer

Titel: Eine Geschichte von Liebe und Feuer
Autoren: Victoria Hislop
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muss noch ganz klein gewesen sein, als dein Mann gestorben ist.«
    Â»Damals war er noch gar nicht geboren.«
    Darauf schwieg Katerina einen Moment und nahm den kleinen Jungen auf den Arm. Dimitri und er sahen sich in die Augen, und der Kleine verbarg, plötzlich eingeschüchtert, das Gesicht an der Schulter seiner Mutter.
    Â»Theodoris ist dein Sohn, Dimitri.«
    Â»Mein Sohn!« Dimitri starrte sie fassungslos an.
    Â»Ja. Er ist dein Sohn. Daran besteht keinerlei Zweifel.«
    Dimitris Verwirrung verwandelte sich in unfassbare Freude, als er begriff, was sie ihm damit sagen wollte.
    Nachdem sich Katerina mit Theodoris auf dem Schoß wieder an den Küchentisch gesetzt hatte, nahm Dimitri ihre Hand.
    Â»Aber du hast nichts davon geschrieben. Nicht ein Wort!«
    Â»Ich hab mir Sorgen gemacht. Ich dachte, du könntest dich gezwungen fühlen zurückzukommen, bevor du dafür bereit warst. Also dachte ich mir, es sei besser so.«
    Â»Katerina, meine Liebe. Ich danke dir. Ich musste warten, bis mein Vater tot war, aber wenn ich von Theodoris gewusst hätte, wäre mir das sicher viel schwerer gefallen. Du hast es ganz richtig gemacht.« Er war fast überwältigt vor Liebe für diese Frau.
    Er hielt Katerinas Hand fest, konnte aber den Blick nicht von seinem Sohn wenden, der jetzt fröhlich spielend auf dem Boden saß. Es war nicht zu leugnen, dass er eine starke Ähnlichkeit mit ihm hatte.
    Â»Und ich konnte ihm nicht den Namen deines Vaters geben. Theodoris schien besser zu passen.«
    Â»Gottesgeschenk«, sagte Dimitri. »Das ist ein ganz wundervoller Name.«
    Den ganzen Nachmittag saßen sie zusammen und sprachen über ihre Zukunft.
    Das Stigma, an der Seite der Kommunisten gekämpft zu haben, würde Dimitri noch lange tragen müssen, und er wollte nicht, dass Katerina und sein Sohn darunter litten.
    Â»Für mich ist das kein Hindernis, dich zu heiraten«, versicherte sie ihm.
    Â»Ich werde aber kein staatliches Führungszeugnis bekommen. Das ist dir doch klar, oder?«
    Das Führungszeugnis war notwendig für eine Anstellung im öffentlichen Dienst, ohne dieses konnte er weder seine medizinische Ausbildung fortsetzen noch in einem Kranken haus arbeiten. Die rechtsgerichtete Regierung machte es ehemaligen kommunistischen Partisanen nicht gerade leicht, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
    Â»Wir schaffen das schon«, sagte Katerina zuversichtlich. »Und deine Mutter wird uns sicher auch helfen.«
    Â»Ich kann nichts vom Vermögen meines Vaters annehmen, nicht eine einzige Drachme«, erwiderte Dimitri.
    Â»Ich verdiene genug, um uns durchzubringen«, antwortete Katerina. »Und bei den vielen Aufträgen, die ich habe, kommen wir sicher gut über die Runden.«
    Zwei Monate später – Dimitris Papiere waren nun in Ordnung, hatten aber so viel Geld gekostet, dass er sich doch an seine Mutter wenden musste – fand die Hochzeit statt.
    Zum zweiten Mal waren Eugenia und Pavlina Gäste bei Katerinas Hochzeit, aber diesmal nahm auch Olga daran teil. Lefteris, Dimitris bester Freund aus Studientagen, war Trauzeuge. Auch Sofia und Maria wurden eingeladen, aber beide hatten erst kurz zuvor Kinder zur Welt gebracht und konnten deshalb nicht kommen. Katerina hatte auch nach Athen geschrieben, um Zenia einzuladen, aber keine Antwort erhalten.
    Katerina hatte sich ein wundervolles Kleid aus Crêpe de Chine mit einem perlenbesetzten Schleier genäht und für Theodoris einen kleinen weißen Anzug mit Matrosenkragen. Dimitri trug den dunklen Anzug, den er mit achtzehn bekommen hatte und der ihm immer noch passte. Die kleine Familie ging zu Fuß zur Kirche von Agios Nikolaos Orfanos, wo Katerina so viele Male gebetet hatte. Nicht alle ihre Gebete waren erhört worden, doch als sie an diesem Tag in der Kirche stand, hatte sie das Gefühl, es sei ein Wunder geschehen.
    Der Priester war überrascht, dass die ganze siebenköpfige Hochzeitsgesellschaft zusammen erschien, und sah geduldig zu, wie jeder eine Handvoll Kerzen nahm und sie anzündete.
    Alle beteten für die Moreno-Familie, für Saul, Roza, Isaac und Esther, aber vor allem für Elias, in der Hoffnung, dass er irgendwo auf der Welt in Sicherheit war und vielleicht dafür sorgte, dass der Familienname nicht ausstarb.
    Katerina betete auch für die Gesundheit ihrer Mutter und Schwester. Eines Tages würde sie nach Athen fahren
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