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Eine Frau geht ihren Weg

Eine Frau geht ihren Weg

Titel: Eine Frau geht ihren Weg
Autoren: Julia Howard
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Platz und jetzt empfand sie seine Nähe noch stärker. Ärgerlich runzelte sie die Stirn, während er mit präzisen Worten zur Sache kam.
    „Miss Pagel, nachdem ich Ihren wirklich ausgezeichneten Artikel im ,Training Quarterly’
    gelesen hatte, konnte ich verstehen, warum der ehemalige Geschäftsführer von Southey Ihrer Firma einen Beratervertrag angeboten hat. Ich habe beschlossen, den Vertrag zu übernehmen, damit Sie hoffentlich zuwege bringen, was Southeys Belegschaft nicht geschafft hat: die Produktionszahlen zu steigern.” Daniel Huntingdon blätterte den Stapel von Papieren durch, den er mitgebracht hatte, und fragte dann herausfordernd: „Aber haben die Thesen, die Sie in dem Artikel aufstellen, noch Gültigkeit?”
    „Aber natürlich”, gab Sybil vorwurfsvoll zurück. „Die Gründe, die Sie dazu bewogen, nicht mit Larson und Sterling zusammenzuarbeiten, haben meiner Meinung nach nichts mit diesem Artikel zu tun. Wollen Sie wirklich, dass Pagel das Projekt weiterhin betreut, Mr. Huntingdon?
    Wenn Sie lieber eine andere Firma beauftragen würden…” Hier brach Sybil ab und ließ den Satz wirkungsvoll im Raum stehen.
    „Das wäre mit ziemlichen Schwierigkeiten verbunden. Schließlich besteht ein Vertrag mit Ihrer Firma, und deshalb erwarte ich von Ihnen, dass Sie ihn erfüllen.”
    „Gut, dann können wir ja mit der Arbeit fortfahren.” Sybil beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf den Tisch und blickte Daniel Huntingdon herausfordernd an.
    Nun neigte auch er sich nach vorn, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Sekundenlang sahen sie sich schweigend an, Sekunden, in denen sich Sybil staunend der Anziehungskraft dieses Mannes hingab.
    „Selbstverständlich, Miss Pagel, sobald Sie es wünschen”, brach Daniel Huntingdon schließlich das Schweigen.
    Sein sarkastischer Ton verschlug ihr fast die Sprache. Sybil lehnte sich einen Moment in ihrem Stuhl zurück, bevor sie Daniel Huntingdon gefasst und mit kühler Stimme die nächsten Schritte unterbreitete.
    „Zunächst möchte ich mir den Betrieb ansehen und mit Ihren Angestellten sprechen. Dann hätte ich gern von jedem Abteilungsleiter einen schriftlichen Bericht über die speziellen Probleme des jeweiligen Arbeitsgebietes. Anhand dieser Berichte werde ich die Problemanalyse erstellen, die Voraussetzung für die Ausarbeitung eines Planes ist. Sind Sie mit diesem Vorgehen einverstanden?”
    Sybils Blick verriet nichts von dem Aufruhr, der in ihr herrschte. Nicht einmal Martin, mit dem sie vor neun Jahren gemeinsam zur Universität gegangen war, hatte sie ähnlich stark erregt. Die Affäre dauerte gerade ein Semester lang. Sybil musste zugeben, noch nie einem so faszinierenden Mann wie Daniel Huntingdon begegnet zu sein. Er stand auf, beugte sich zu ihr hinüber und schlug vor: „Den Betrieb können wir sofort besichtigen.”
    „Sofort?” wiederholte Sybil überrascht, die auf eine so schnelle Entscheidung nicht vorbereitet gewesen war. „Sollten wir nicht erst unsere Besprechung zu Ende führen? Ich wollte Ihnen noch einige Ideen unterbreiten.”
    „Das ist nicht nötig. Ihr Plan ist zufriedenstellend. Worüber also sollten wir noch reden?”
    Sybil erkannte instinktiv, dass es nicht ratsam war, in Daniel Huntingdons Begleitung, den Rundgang durch die Fabrikgebäude zu machen. Doch mit welchem Argument konnte sie seinen Vorschlag ablehnen? Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und atmete erleichtert auf. Es war fast zwölf. „Es tut mir leid, Mr. Huntingdon, aber ich habe eine Verabredung zum Mittagessen. Können wir den Rundgang nicht am Montag machen?”
    „Ich dachte, Sie wollten so schnell wie möglich mit dem Projekt anfangen? Wie wär’s mit heute nachmittag? Ich muss zwar an einigen Konferenzen teilnehmen, aber John Danton kann Sie herumführen. Können Sie um zwei Uhr wieder zurück sein?”
    Daniel Huntingdon blickte sie durchdringend an, und Sybil spürte, dass er ihre Unentschlossenheit missbilligte. Aber da nicht er sie am Nachmittag begleiten würde, sah sie Seite 5 von 73

    keinen Grund, seinen Vorschlag abzulehnen. „Um zwei Uhr passt es mir gut”, stimmte Sybil zu, während sie sich anmutig erhob.
    Gemeinsam traten sie auf den Flur hinaus, schweigend gingen sie nebeneinanderher zum Aufzug. Sybil sog tief den herben Duft von Daniels Rasierwasser ein. Plötzlich wurde die Stille unterbrochen, Bürotüren öffneten sich, und die Angestellten strebten dem Aufzug um zum Mittagessen zu
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