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eine Elfenromanze

eine Elfenromanze

Titel: eine Elfenromanze
Autoren: Manuela Forst
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jüngste der drei Dienstmägde, die für Bruna arbeiteten, ließ sie selten eine Gelegenheit ungenutzt verstreichen, um Adorata zu hänseln.
    Das Schankmädchen warf stolz den Kopf in den Nacken. „Irving wird mir ein neues Kleid für das Tanzbankett am Wochenende kaufen.“
    „Was hat eine Magd wie du auf einem Bankett verloren? Sollst du das Buffet auftischen oder doch eher den Boden schrubben, wenn man den letzten betrunkenen Adeligen hinausgetragen hat?“, höhnte Ria.
    „Pah!“, machte Adorata. „Wenn mich Irving erst zur Frau genommen hat, wird man mir die Speisen auftischen.“
    „ Wenn er dich zur Frau nimmt, wirst du seine Hosen nähen dürfen“, konterte Ria.
    „Ria! Adorata! Hört auf, euch zu zanken!“, grollte Bruna. „Selina, du bist ja immer noch hier! Hast du nichts zu tun? Los, los! Du weißt ja, wo der Beutel mit den Münzen für den Einkauf ist.“
    „Aber es ist schon Mittag“, hob die Halbelfe zu einem letzten Protestversuch an. „Und ich habe noch drei Zimmer zu ...“
    „Dann wäre es besser, wenn du dich beeilst!“, schnitt ihr die Wirtin scharf das Wort ab.
    Selina nickte stumm und eilte mit dem Wäschekorb bepackt zur Hintertür des Gasthofs. Deutlich konnte sie Adoratas triumphierenden Blick in ihrem Nacken spüren. Selina hasste es, wenn Bruna das Schankmädchen ihr gegenüber bevorzugte.
    Ria kam hinter ihr hergelaufen. „Warte, ich helfe dir.“ Selina nickte dem Mädchen dankend zu, das unter dem Wäschekorb hindurchschlüpfte und den Riegel der Tür zur Seite schob. Sie traten ins Freie.
    Durch den Hinterhof des Gasthauses floss ein kleiner Kanal. Und obwohl Selina ernsthaft an der Sauberkeit des Wassers zweifelte, das sich in seinem schmalen Bett quer durch die Stadt schlängelte, hatte sie die strikte Anweisung, die Bettlaken hier zu waschen. Das Schmutzwasser des Geschirrs fand ebenfalls seinen Weg in das kleine Bächlein und die Halbelfe wagte gar nicht daran zu denken, was sich flussauf- und abwärts noch alles dazugesellen mochte.
    „Wenn du willst, kann ich in der Zwischenzeit die Zimmer für dich fegen“, bot Ria an. „Ich bin mit der Küche fertig.“
    Selina lächelte ihr dankend zu. Sie hatte aufgehört, sich zu fragen, wie die quirlige, junge Magd es immer schaffte, auch mit der schwersten Arbeit im Handumdrehen fertig zu werden.
    Ria und sie hatten sich von dem Tag, da sie nach Ametar gekommen war, ausgezeichnet verstanden. Ohne ihre neue Freundin würde sich Selina in dieser Stadt wohl unendlich einsam fühlen.

Schlachtgänse, Diebesgesindel und Edelmänner
     

    Selina und Ria schlenderten über den belebten Marktplatz.
    Der Frühsommer zeigte sich von seiner besten Seite. Ein leichter Ostwind hatte die letzten Wolken vom Himmel gefegt, der wie ein azurfarbenes, seidenes Tuch das Firmament überspannte. Die Sonne sandte unermüdlich ihre Strahlen herab. Ihre Wärme hinterließ ein angenehmes Prickeln auf der Haut.
    Die beiden jungen Mägde spazierten angeregt schwatzend zwischen den Marktständen umher, deren Tische sich unter dem Angebot der Waren bogen. Hier gab es von saftigem Obst, über frisches Gemüse, bis hin zu Fisch und Fleisch alles, was den Gaumen zu erfreuen vermochte. Und so manche Rübe, Kartoffeln und auch eine frisch geschlachtete Gans hatten den Weg in die Körbe der Mädchen gefunden.
    Selina warf forschend einen Blick zum Himmel und schätzte anhand des Sonnenstandes die Uhrzeit ab. „Wir sollten uns beeilen“, meinte sie. „Wenn wir nicht rechtzeitig zurück sind und Bruna merkt, dass du mich begleitet hast, reißt sie dir den Kopf ab.“
    Ria kicherte ob der Wortwahl ihrer Freundin. Doch Selina fand an der Vorstellung überhaupt nichts Komisches. Sie hatte noch nicht gelernt, mit den Launen der Wirtin umzugehen, wie das Menschenmädchen es tat. Sie respektierte Bruna. Nein, respektieren war das falsche Wort. Sie fürchtete Bruna und die Konsequenzen, die ihr Zorn nach sich zog. Selina konnte es sich nicht leisten, bei der Wirtin in Ungnade zu fallen. Wenn sie ihre Arbeit als Dienstmagd verlor, würde sie zugleich auch Unterkunft und Verpflegung verlieren. Und wo sollte sie dann hingehen? Abgesehen von Ria, die wie sie im Gasthof wohnte, hatte sie niemanden, an den sie sich hätte wenden können. Nein, sie musste versuchen, Bruna in Zukunft besser zufriedenzustellen. Jetzt gleich würde sie damit anfangen! Deshalb würden sie sich auch sofort auf den Weg zurück zum Gasthof machen.
    Entschlossen wandte sie sich an ihre
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