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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford
Autoren: Julia Justiss
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Narbe über seinem rechten Auge. Ein gut aussehender, geheimnisvoller Mann mit einer Narbe – eine abenteuerliche Figur, die aus einem der Romane von Mrs. Edgeworth hätte stammen können.
    Clarissas Lachen wandelte sich in ein leises Seufzen. Ihr Leben musste wahrhaftig langweilig sein, wenn sie nun schon anfing, romantische Lektüre mit einem Fremden, den sie zufällig auf der Straße getroffen hatte, in Zusammenhang zu bringen. Zweifellos war der Mann irgendein armer Buchhalter mit einer Frau und einer Familie, den sie niemals wieder sehen würde. Sie schob sein Bild mit einem Gefühl des Bedauerns, das sie selbst überraschte, beiseite.

2. Kapitel
     
    Lady Sarah Stanhope, die Marchioness of Englemere, erwartete sie im Salon, wie Glendenning Miss Beaumont mitteilte. Er öffnete ihr die Tür; doch bevor Clarissa ihre beste Freundin begrüßen konnte, flog schon ein Spielzeuggeschoss knapp an ihrem Kopf vorbei.
    "Clarissa! Spiel mit mir Soldat!"
    "Aubrey, du hättest sie beinahe getroffen!" rief seine Mutter. "Junge Herren, die eine Dame nicht angemessen begrüßen, werden in das Schulzimmer geschickt, um ihr Benehmen zu verbessern."
    "Unsinn, so schnell trifft er mich nicht." Voller Zuneigung für den teuersten Menschen in dem sehr kleinen Kreis von Personen, die ihr nahe standen, kniete Clarissa sich nieder, um ihren Patensohn zu umarmen. "Ich freue mich auch, dich zu sehen, du Prachtexemplar", sagte sie und strich die schwarzen Locken des Jungen zurück, der sie aus ernsten grünen Augen, die beinahe genauso funkelten wie ihre eigenen, ansah. "Wir spielen, sobald ich Tee getrunken habe."
    Lady Englemere schüttelte den Kopf. "Also wirklich, Clarissa. Wie kann ich ihn dazu bringen, sich zu benehmen, wenn du ihn so schamlos ermutigst?"
    "Papperlapapp, Sarah. Er hat noch genug Zeit, um all die Regeln zu erlernen, die uns quälen. Lass ihn frei sein, solange er noch darf."
    "Du bedauerst dein Benehmen genauso wenig wie er."
    "Natürlich. So habe ich es bisher immer gehalten, oder nicht?" Ohne einen Gedanken an ihr neues Kleid zu verschwenden, setzte sie sich auf den Boden und zog ihren Patensohn auf den Schoß. "Also, General, wo ist mein Tee?"
    "Pass auf dein Kleid auf", warnte Sarah. "Aubrey hat schon gefrühstückt, und seine Finger sind bestimmt noch klebrig."
    "Unsinn! Was bedeuten schon ein paar Flecken unter Soldaten, nicht wahr, General?"
    Lady Englemere schüttelte den Kopf. "Nun, die Flecken aus deinem Kleid zu bekommen wird das Problem deiner Zofe sein."
    "Deshalb hat man ja auch einen Offiziersburschen", erklärte Clarissa lachend.
    Der kleine Junge auf ihrem Schoß fuhr mit einem tatsächlich ziemlich schmutzigen Finger die goldenen Verzierungen nach, mit deren ihr Oberteil geschmückt war. Er lachte voll Begeisterung. "Clarissa Soldat! Schau, Mama! Tante Clarissa auch Soldat."
    "Sehr gut. Ich habe dieses Kleid extra wegen dir machen lassen. Gefällt es dir? Also, welche Einheit?"
    "Sar!"
    "Jawohl, Husar. Wäre er nicht ein ausgezeichneter Offizier, Sarah? Wie schade, dass er nicht mehr in den Genuss kommt, dienen zu dürfen."
    Sarah schüttelte sich. "Ich bin sehr froh, dass er noch zu jung dafür war."
    "Oh, jetzt hätte ich es beinahe vergessen." Clarissa hob das Kind von ihrem Schoß. "Schau in meine Handtasche. Ich habe dir etwas mitgebracht."
    "Soldaten!" sagte das Kind begeistert und öffnete rasch die Tasche, um ein paar uniformierte Figürchen herauszuholen.
    "Clarissa, nicht noch mehr", stöhnte die Freundin. "Du hast ihm bereits ein halbes Schlachtfeld mitgebracht."
    "Dann brauchen wir ja nur noch die andere Hälfte."
    "Dich faszinieren Soldaten genauso wie Aubrey."
    "Wieso auch nicht? Zumindest haben sie etwas Wichtiges und Bedeutsames vollbracht und sind herumgekommen." Sie nahm zwei der Figuren. "Siehst du, Aubrey, das sind Preußen. Dieser alte Mann ist General Blücher."
    "Aubrey, trage die Figuren ins Kinderzimmer und stell sie bei den anderen auf. Dann bist du zum Spielen bereit, wenn Tante Clarissa ihren Tee getrunken hat."
    "Ja, Mama." Der Junge stand auf. "Danke, Tante Clarissa." Er verbeugte sich mit ernstem Gesicht und hüpfte dann fröhlich zur Tür, die Zinnsoldaten an seine Brust gedrückt. "Komm bald", bat er und verschwand.
    "Welch einen entzückenden Sohn du doch hast", sagte Clarissa voller Zuneigung.
    "Die Tatsache, dass er ein fast ebenso großer Taugenichts wie seine Patentante ist, vergrößert zweifelsohne noch seinen Charme."
    "Unsinn." Clarissa erhob sich vom
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