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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford
Autoren: Julia Justiss
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das Pferd richtete, dem sie nun den Hals streichelte.
    Angewidert verzog sich Sandifords Mund, als er die teuren Kleider der Reiterin bemerkte. Da er genügend Erfahrung mit den hohen Rechnungen seiner Mutter besaß, wusste er, über wie viel Geld die Dame auf dem Pferd verfügen musste. Ihr Reitkostüm, das von einem italienischen Schneider zu stammen schien, war aus feinster Wolle und kostete gewiss mindestens einen Sovereign pro Elle. Die Samthaube mit den Straußenfedern und die fein gearbeiteten Lederstiefel, die in den silbernen Steigbügeln steckten, mussten ebenfalls ein kleines Vermögen wert sein. Der Preis der goldenen Spitze, die nach der Art einer Uniformverzierung in das Jackenoberteil der Dame eingearbeitet war, hätte wohl eine ganze Schwadron für ein Jahr ernähren können.
    Und erst der Hengst – Sandiford vermutete, dass dieses stolze Tier, das ungeduldig vor ihm hin und her tänzelte, mindestens seine fünfhundert Pfund wert war. Außerdem schien das Pferd für eine Dame ganz und gar unpassend zu sein, denn sie hatte es nicht einmal geschafft, das Tier im Zaum zu halten, als sie durch die Londoner Straßen ritt.
    Hinter der Reiterin sammelte der Hausierer geduldig seine Pfannen ein. In Sandiford stieg plötzlich Zorn auf. Wie gedankenlos musste der Vater dieser Dame sein, ihr ein solches Pferd zu erwerben? Und dann das Mädchen selbst! Wie konnte diese verwöhnte, beschützte und frivole Kreatur es wagen, eine Uniform zu imitieren, die er selbst mit so viel Stolz getragen und mit so viel Bedauern abgelegt hatte! Wie konnte sie eine Jacke tragen, die an den blutigen Kampf so vieler Soldaten erinnerte? Er dachte an Uxbridge, der ein Bein, und an Alastair, der einen Arm verloren hatte.
    Während dieses Mädchen zweifelsohne seine Vormittage schlafend in seinem Boudoir, seine Nachmittage vor dem Spiegel und seine Abende auf dem Tanzparkett verbracht hatte, waren viele tapfere Männer auf dem Schlachtfeld gestorben …
    Wenn sein Verstand nicht vor Zorn umnebelt gewesen wäre, hätte er vielleicht die funkelnden smaragdgrünen Augen, die sich auf ihn richteten, und die Vollkommenheit der vollen, weichen Lippen bewundert, die sich öffneten, um zu sprechen.
    "Helfen Sie mir bitte herunter, und führen Sie dann mein Pferd zu den Ställen."
    Sandiford wurde in diesem Moment durch den Butler, der nun die Tür von Sarahs Haus öffnete, abgelenkt. Deshalb bemerkte er erst einen Augenblick später, dass die Schönheit ihn angesprochen hatte.
    "Machen Sie das doch selbst, Miss", fuhr er sie an.
    Noch immer zu aufgebracht, um klar denken zu können, drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon. Er nahm Valiants Zügel vom Pfosten, schwang sich in den Sattel und trieb dann sein Pferd in Richtung des Parks.
     
    Überrascht sah Clarissa Beaumont dem großen blonden Mann hinterher, der verschwand, ohne einen Blick zurückzuwerfen. War er ein Buchhalter, ein Bauer oder – ein Gentleman? Auf jeden Fall war er kein Diener, wie sie vermutet hatte. Auf Grund seiner schäbigen Kleidung und der Tatsache, dass er vor Sarahs Haus stand, wo gewöhnlich ein Stallknecht auf sie wartete, konnte man ihr den Irrtum wohl kaum zum Vorwurf machen.
    Mit erfahrenem Auge hatte sie die Schönheit seines Pferdes und die Eleganz bemerkt, mit der er das Tier gelenkt hatte. Vielleicht war er also doch ein Gentleman? Dann war er aber der unhöflichste und am schlechtesten gekleidete Gentleman, dem sie jemals begegnet war.
    Und der am wenigsten beeindruckte, folgerte sie mit einem trockenen und ironischen Lächeln. Ihre häufig bewunderte Schönheit hatte anscheinend nichts in ihm ausgelöst – weder Überraschung noch Ergebenheit, wie sie das nach vier Saisons als Ballkönigin gewohnt war.
    Dennoch, ihr Interesse war geweckt. Falls er tatsächlich ein Gentleman war und sie ihn wieder treffen würde, könnte es mit ihm recht anregend werden.
    Clarissa sah, dass Glendenning an der offenen Tür wartete. Hinter dem Butler erschien ein Stallknecht, der Diablos Zügel nahm und ihr vom Pferd half. Ehe sie sich dem Haus zuwandte, strich sie dem Hengst noch ein letztes Mal über das samtene Maul. "Gib meinem Prinzen bitte eine Ration Futter mehr, Stebbins. Ich hätte ihn beinahe einem Fremden überlassen."
    Ein strenger Mund und das Aufblitzen blauer Augen war alles, was ihr von dem Gesicht des Mannes im Gedächtnis geblieben war. Clarissa lächelte amüsiert und stieg die Stufen zum Haus hinauf. Außerdem erinnerte sie sich noch an eine
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