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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle
Autoren: Richard Gordon
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Untersuchung anzuraten, habe ich mich hier eingefunden.»
    Ich erinnerte mich nun auch, daß er ein entsetzlicher Hypochonder war, der stets in meinem Zimmer herumschlich, um etwas Neues aus Conybeares «Medizin» aufzuschnappen.
    «Freilich schwant mir, daß die Ehe so ungefähr das hirnrissigste Ding ist, das ich mir in den Kopf gesetzt hab», fuhr Basil trübsinnig fort. «Fassen doch zwei Koffer unterm Bett der Bude bequem meine irdischen Habseligkeiten. Du hast völlig recht gehabt, Grim - ich hätte schon vor Jahren der Bühne den Rücken kehren und statt dessen lieber einen netten kleinen einbringlichen Dauerposten annehmen sollen, etwa von Tür zu Tür mit Wörterbüchern hausieren. Aber du weißt ja, wie's geht. Kein wahrer Schauspieler gibt je seine letzte Vorstellung, außer sie ist von einem Blumenregen und langsamer Musik begleitet. Und nun hat die süßeste und reizendste Person auf Erden - Ophelia O’Brien - geruht, meine Hand anzunehmen. Du kennst sie doch?»
    «Leider glaube ich, noch nicht die Ehre gehabt zu haben -»
    «Sie ist das Mädel auf den Waschmittel-Reklamen, die man überall in den Autobussen sieht.»
    «Ach ja! Die mit den schneeweißen Dingsda.»
    «Jungchen, du sollst sie kennenlernen!» Basil blühte plötzlich auf. «Sie kommt mich gleich abholen.»
    «In diesem Fall verfüge dich lieber gleich hinter den Wandschirm in der Ecke und leg dein Hemd ab», wies ich ihn an. «Über die Rechnung brauchst du dir nebenbei keine Sorgen zu machen. Diese eine Untersuchung geht auf Kosten des Hauses.»
    «Schrecklich lieb von dir!»
    «Betrachte dies als mein Hochzeitsgeschenk», sagte ich.
    Hingerissen vor Begeisterung war ich nicht darüber, Basils künftiges Gespons kennenzulernen. Habe seinerzeit ein paar Fotomodelle gekannt, und wenn sie auch auf den Seiten der Vogue in knappsitzenden Schottenhosen oder ähnlich zweckentsprechender Kleidung recht reizvoll aussehen, entpuppen sie sich im allgemeinen als dürre Geschöpfe mit lauten Stimmen, die sich fortwährend vier Pence von einem ausborgen, um mit ihren Agenten zu telefonieren. Deshalb bedeutete es einige Minuten später eine nette Überraschung für mich, der entzückendsten kleinen Blondine, die ich je im Leben gesehen, die Hand reichen zu dürfen.

2

    «Bist du wirklich fest überzeugt, Gaston, daß du dich von deiner Operation völlig erholt hast?» fragte mich mein Cousin Miles Grimsdyke, Mitglied des Königlichen Chirurgenkollegiums.
    Wir saßen, Papierhütchen auf dem Kopf, über den Resten des Weihnachtsmahls; seine Gattin Connie hatte sich eben zurückgezogen, um deren weitere vom Gesicht ihres zwei Jahre alten Söhnchens wegzuwischen.
    Miles schenkte sich Portwein nach. «Im Vorjahr warst du die Seele unserer kleinen Feier —»
    «Und diesmal sitze ich da und stoße so tiefe Seufzer aus, daß der Pudding davon fortgeblasen werden könnte», bestätigte ich.
    «Du scheinst wirklich kaum mehr der alte zu sein, das muß ich schon sagen. Klein-Bartholomew war auch recht enttäuscht, glaube ich.»
    Ich entzündete mir eine seiner Zigarren. «Die Sache ist die, Alter, ich befinde mich augenblicklich in einer einigermaßen schwierigen Lage.»
    «So? Das hör ich nicht gerne.» Miles schob mir die Karaffe herüber. «Aber sosehr ich dir behilflich sein möchte, bitte ich dich, dessen eingedenk zu sein, daß ich nun ein Kind zu erhalten habe. Glaub mir, die Kosten, die die Fortpflanzung der Menschheit bedingt -»
    «Mein Zustand kann, Gott sei’s geklagt, diesmal nicht durch bloße Geldzuwendungen erleichtert werden.»
    Er fuhr auf. «Du hast doch nicht am Ende etwas Fürchterliches angestellt? Dich betrunken oder ungebührlich auf geführt? Oder -der Himmel sei davor! - dich Drogen verschrieben?»
    «Ich habe mich verliebt.»
    «Was, das ist das Ganze?»
    «Du hast leicht den Blasierten spielen», seufzte ich. «Gewiß hab ich in vergangenen Tagen da und dort getändelt, in jenen munteren Zeiten, da ich Schwestern nächtlicherweile über das Gitter bei der Leichenkammer des St. Swithin hob, um sie heim zu befördern. Doch das waren reine Windpocken, verglichen mit dem akuten Leiden, das mich jetzt mit all seinen Komplikationen befallen hat.»
    «Hm. Wie ist der Name der Glücklichen?»
    «Ach ja.» Ich knackte mir eine Nuß. «Den kann ich dir leider jetzt noch nicht nennen. Weißt du», erklärte ich ihm, «sie ist zufälligerweise mit jemand anderem verlobt.»
    «Wirst du zur Hochzeit eingeladen sein?»
    Es hatte mich nicht einmal
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