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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar
Autoren: Andreas Eschbach
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darüber nachdachten, einen Krankenwagen zu rufen. Vier Millionen! Vier Millionen!
    Er sah ihn wieder an, den Anwalt aus dem fernen Florenz. Das Licht des heißen Frühlings ließ sein schütteres Haar aussehen wie einen Heiligenschein. Er hätte ihn küssen können. Er hätte sie alle küssen können. Kamen daher und legten ihm vier Millionen Dollar in den Schoß! Er lachte wieder, lachte und lachte.
    »Wow!«, sagte er noch einmal, als er wieder zu Atem kam. »Ich verstehe. Sie hatten Angst, dass mich der Schlag trifft, wenn Sie mir aus dem Stand heraus sagen, dass ich vier Millionen geerbt habe, richtig?«
    »So könnte man es ausdrücken«, nickte Gregorio Vacchi mit der Andeutung eines Lächelns um die Mundwinkel.
    »Und wissen Sie was? Sie haben Recht. Mich hätte der Schlag getroffen. Oh, Mann…« Er schlug die Hand vor den Mund, wusste gar nicht, wohin mit seinem Blick. »Wissen Sie, dass ich vorgestern die schrecklichste Nacht meines Lebens hatte – und nur, weil mir das Geld für die U-Bahn fehlte? Ein lausiger Dollar, lausige fünfundzwanzig Cent? Und jetzt kommen Sie und reden von vier Millionen…« Puh. Puh, puh, puh. Weiß Gott, das war nicht gelogen mit dem Herzschlag. Sein Herz raste. Die bloße Vorstellung von Geld ließ seinen Kreislauf toben, als habe er Sex.
    Vier Millionen Dollar. Das war… Das war mehr als nur Geld. Das war ein anderes Leben. Mit vier Millionen Dollar konnte er machen, was er wollte. Mit vier Millionen Dollar brauchte er keinen Tag seines Lebens mehr zu arbeiten. Ob er studierte oder nicht, ob er der beschissenste Maler der Welt war oder nicht, es spielte keine Rolle. »Das ist wirklich wahr?«, musste er plötzlich fragen. »Ich meine, es taucht nicht plötzlich jemand auf und sagt: ›Ätsch, Sie sind in der Versteckten Kamera !‹, oder so was? Wir reden von richtigem Geld, von einer richtigen Erbschaft?«
    Der Anwalt hob seine Augenbrauen, als sei diese Vorstellung für ihn der Inbegriff des Absurden. »Wir reden von richtigem Geld. Keine Sorge.«
    »Ich meine, wenn Sie mich hier verarschen, werde ich jemanden erwürgen. Und ich weiß nicht, ob das den Zuschauern der ›Versteckten Kamera‹ gefällt.«
    »Ich kann Ihnen versichern, wir sind ausschließlich zu dem Zweck hier, Sie zu einem reichen Mann zu machen.«
    »Schön.« Es war nicht so, dass er sich tatsächlich Sorgen gemacht hätte. Aber das war ein Gedanke gewesen, den er hatte loswerden müssen, gerade so, als könne durch das bloße Aussprechen die Gefahr gebannt werden. Irgendetwas ließ ihn wissen, dass er nicht belogen wurde.
    Es war heiß hier drinnen. Das Merkwürdige war, dass er, als sie hereingekommen waren, den Raum als kühl empfunden hatte, als zu niedrig klimatisiert. Jetzt war ihm, als müsse das Blut in seinen Adern jeden Moment anfangen zu kochen. Ob er Fieber hatte? Vielleicht eine Nachwirkung der vorletzten Nacht, als er zu Fuß über die Brooklyn Bridge nach Hause marschiert war, durch einen feuchten, kalten Wind, der vom Meer her geweht und ihn zum Eiszapfen hatte werden lassen.
    Er sah an sich herab. Seine Jeans schienen plötzlich schäbiger geworden zu sein, sein Jackett – die Enden der Ärmel waren abgewetzt; das war ihm bisher noch nie aufgefallen. Der Stoff begann, fadenscheinig zu werden. Und sein Hemd war ärmlich, ein billiger Lumpen aus dem Trödelladen. Nicht einmal als es neu gewesen war, hatte es richtig gut ausgesehen. Ramsch. Tand. Er fing einen Blick Eduardos auf, der leise lächelte, als errate er seine Gedanken.
    Die Skyline draußen glitzerte noch immer wie ein Traum aus Glas und Kristall. Er war jetzt also ein gemachter Mann. John Salvatore Fontanelli, Schuhmachersohn aus New Jersey, hatte es geschafft – ohne eigene Leistung, ohne eigenes Dazutun, einfach durch eine Laune des Schicksals. Vielleicht hatte er so etwas immer geahnt und sich deshalb nie groß angestrengt, nie besondere Mühe gegeben? Weil ihm eine Fee an der Wiege geflüstert hatte, dass er das alles nicht nötig haben würde?
    »Okay«, rief er und klatschte in die Hände. »Wie geht es weiter?«
    »Sie nehmen das Erbe also an?«
    » Yes, Sir!«
    Der Anwalt nickte zufrieden und klappte seine Aktenmappe wieder zu. John lehnte sich zurück und atmete tief aus. Was für ein Tag! Er fühlte sich wie mit Champagner gefüllt, voller kleiner, lustig blubbernder Bläschen, die aufstiegen und aufstiegen und sich zu einem albernen Kichern im oberen Teil seines Brustkorbs sammelten.
    Er war gespannt, wie so eine
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