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Eine Billion Dollar

Eine Billion Dollar

Titel: Eine Billion Dollar
Autoren: Andreas Eschbach
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in der Wohngemeinschaft bleiben, die war okay, nicht luxuriös, aber wenn er sparsam lebte – Mann, es würde noch für einen Gebrauchtwagen reichen! Dazu ein paar gute Klamotten. Dies und das. Ha! Und keine Sorgen mehr.
    »Nicht schlecht«, brachte er schließlich heraus. »Und was wollen Sie jetzt von mir wissen? Ob ich das Geld nehme oder nicht?«
    »Ja.«
    »Mal ‘ne ganz dumme Frage: Ist denn ein Haken bei der Sache? Erbe ich irgendwelche Schulden mit oder so was?«
    »Nein. Sie erben Geld. Wenn Sie zustimmen, erhalten Sie das Geld und können damit machen, was Sie wollen.«
    John schüttelte fassungslos den Kopf. »Können Sie sich vorstellen, dass ich dazu Nein sage? Können Sie sich vorstellen, dass irgendjemand dazu Nein sagt?«
    Der junge Anwalt hob die Hände. »Es ist eine Formvorschrift. Wir müssen fragen.«
    »Okay. Sie haben gefragt. Und ich sage Ja.«
    »Schön. Meinen Glückwunsch.«
    John zuckte mit den Schultern. »Wissen Sie, ich glaub’s erst, wenn ich die Scheine in den Händen halte.«
    »Das ist Ihr gutes Recht.«
    Aber es stimmte nicht: Er glaubte es jetzt schon. Obwohl es so absolut verrückt war, mehr als wahnwitzig – vier Anwälte kamen von Italien nach New York gejettet, um ihm, dem mittellosen, unbegabten Pizza-Ausfahrer achtzigtausend Dollar zu schenken – einfach so, mir nichts, dir nichts –, glaubte er es. Es war etwas in diesem Raum, das ihn sicher machte. Sicher, an einem Wendepunkt in seinem Leben zu stehen. Es war, als habe er sein Leben lang darauf gewartet, hierher zu kommen. Verrückt. Er spürte eine wohltuende Wärme, die sich in seinem Bauch ausbreitete.
    Eduardo Vacchi schloss seine Aktenmappe wieder. Als habe er darauf gewartet, schlug neben ihm sein Vater – wie hieß der noch mal? Gregorio? – die seine auf. John spürte ein Kribbeln im Nacken und hinter den Augenbrauen. Das sah jetzt zu einstudiert aus. Jetzt kam es, das dicke Ende, die große Abzockmasche. Jetzt hieß es aufpassen.
    »Aus Gründen, die noch zu erklären sein werden«, begann Eduardos Vater, und seine Stimme klang so teilnahmslos, dass man fast meinte, Staub aus seinem Mund kommen zu sehen, »ist Ihr Fall, Mister Fontanelli, einzigartig in der Geschichte unserer Kanzlei. Obwohl die Vacchis sich seit Generationen mit Vermögensverwaltung befassen, haben wir noch nie ein Gespräch wie das heutige geführt und werden es wohl auch nie wieder führen. In Anbetracht dieser Situation hielten wir es für das Beste, im Zweifelsfall lieber zu vorsichtig als zu sorglos zu sein.« Er nahm seine Brille ab und hielt sie so in der Hand, dass einer der Bügel in Johns Richtung wies. »Ein befreundeter Kollege hatte vor einigen Jahren das betrübliche Erlebnis, anlässlich einer Testamentseröffnung einen der Anwesenden einem plötzlichen Herztod erliegen zu sehen, ausgelöst aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Schock der freudigen Überraschung, plötzlich Erbe eines bedeutenden Vermögens zu sein. Es hatte sich, das muss hinzugefügt werden, zwar um eine etwas größere Summe gehandelt, als mein Sohn Sie Ihnen eben genannt hat, aber die betreffende Person war nicht wesentlich älter gewesen als Sie es sind, und bis zu diesem Zeitpunkt hatte man von einer Gefährdung seines Herzens nichts gewusst.« Er setzte die Brille wieder auf, rückte sie sorgsam zurecht und fasste John dann wieder ins Auge. »Sie verstehen, was ich damit sagen will?«
    John, der seinem Vortrag nur mit Mühe gefolgt war, nickte automatisch, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein. Nein, ich verstehe nichts. Erbe ich jetzt, oder erbe ich nicht?«
    »Sie erben, keine Sorge.« Gregorio spähte an seiner Nase entlang auf seine Mappe hinunter, schob mit den Händen Papiere darauf umher. »Alles, was Eduardo Ihnen gesagt hat, stimmt.« Er sah ihn wieder an. »Bis auf den Betrag.«
    »Bis auf den Betrag?«
    »Sie erben nicht achtzigtausend, sondern über vier Millionen Dollar.«
    John starrte ihn an, starrte ihn an und hatte das Gefühl, dass die Zeit stehen blieb dabei, starrte ihn an, und das Einzige, das sich bewegte, war sein eigener Unterkiefer, der sich abwärts bewegte, unaufhaltsam, unbeeinflussbar.
    Vier!
    Millionen!
    Dollar!
    »Wow!«, entfuhr es ihm. Er griff sich mit den Händen ins Haar, hob den Blick zur Decke hoch und sagte noch mal: »Wow!« Dann fing er an zu lachen. Zerwühlte sich das Haar und lachte wie irrsinnig geworden. Vier Millionen Dollar! Er konnte sich gar nicht beruhigen, lachte, dass die wahrscheinlich schon
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