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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter
Autoren: Daniela Frenken
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wäre.“
    „Du meinst, er verstellt sich?“
    „Er bemüht sich lediglich, höflicher zu mir zu sein als zum Rest der weiblichen Bevölkerung. Den musst du mal erleben, wenn der mit seinem Bruder in der Kneipe sitzt. Oder beim Schützenfest. Unmöglich! Und wenn der eine Frau hätte, dann würde er diese ganz bestimmt genau so behandeln, wie sein Bruder die Lisbeth. Der Toni wohnt direkt nebenan und das ist vielleicht ein Dreckskerl.“
    „Aber wenn du dich unwohl fühlst in seiner Gegenwart, dann sag ihm doch, er soll nicht mehr kommen. Denk dir doch irgendeine Ausrede aus.“
    „Was soll ich denn sagen? Er meint es ja nur gut. Er tut ja nichts. Außerdem ist er ja nach ein paar Minuten wieder verschwunden. Und öfter als einmal in der Woche kommt er sowieso nicht vorbei.
    „Wie du meinst“, beendete Josefine die Angelegenheit. „Ich hab die Kuh gemolken, Margot. Was kann ich denn jetzt tun?“
    „Ich muss heute Nachmittag ins Dorf, zum Arzt. Ich hab mich gefragt, ob du mitkommst?“
    „Aber sicher komm ich mit. Warum musst du denn hin? Und am Samstag? Geht es dir doch nicht gut?“
    „Doch, doch. Aber der Doktor will mich zur Sicherheit öfters sehen, wo es bei mir ja so heikel ist. Ich war vorgestern da, und er hat gesagt, ich soll in zwei Tagen wiederkommen. Irgendetwas gefiel ihm nicht.“ Langsam legte Margot den Putzlappen beiseite.
    „Es wird schon alles gut gehen, Margot.“ Tröstend nahm Josefine ihre Cousine in die Arme.
    „Ja“, seufzte Margot. „Das hoffe ich auch.“
     
    Josefine strich noch einmal die Decke glatt, die sie auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte, ehe sie einen Schritt zurücktrat, um sich das Werk anzusehen. Ja, das sah doch gut aus. Der alte Mann würde keinen Grund zur Klage finden, weil die nötige Hausarbeit nicht verrichtet wurde. Margot lag  im Bett. Seit sie vor zwei Tagen vom Arzt gekommen waren, ging es ihr gar nicht gut. Herr Fagel hatte sich nach dem Essen ebenfalls hingelegt, um seinen Mittagsschlaf zu halten und hatte Josefine davon in Kenntnis gesetzt, dass sein Tee Punkt zwei Uhr auf seinem Nachtschränkchen zu stehen habe. Nur dann könne er den Rest des Tages bewältigen. Sie hob gerade die Tasse mit dem Tee, den sie dem alten Mann aufgegossen hatte, von der Spüle, um ihn nach oben zu bringen, als sie spürte, dass jemand hinter ihr in den Raum trat. In der Erwartung, Margot zu erblicken, drehte sie sich um und verdutzt ließ sie ihren Blick ein ganzes Stück nach unten schweifen, ehe sie auf ein kleines, dreckiges Gesicht starrte. „Na, du. Wo kommst du denn her?“, fragte sie belustigt. Das Kind schwieg und starrte sie nur mit großen Augen an. Josefine stellte die Teetasse wieder ab und hockte sich vor das kleine Mädchen. „Wie heißt du denn?“, versuchte sie es erneut.
    „Ich bin die Lina. Ich wohne hier.“ Sie zeigte auf die Wand hinter sich. „Aber dich kenn ich nicht“, fuhr sie fort. „Wo ist denn die Margot?“
    „Die war ganz müde und hat sich was hingelegt.“
    „Och, die hat sonst immer leckere Plätzchen für mich.“
    „Da guck ich mal nach, ob ich die Plätzchen finde.“
    „Da drin.“  Das Mädchen zeigte auf eine Dose auf dem Schrank. „Aber da darfst du nicht einfach dran.“
    „Doch, das darf ich. Ich wohne nämlich jetzt auch hier.“ Josefine holte ein paar Plätzchen aus der Dose und gab sie der Kleinen. „So, bitte schön.“
    „Danke.“
    „Entschuldigung, dass ich hier so reinplatze, aber die Türe war offen.“ Eine junge Frau , deren linke Gesichtshälfte sich gerade von blau zu gelb verfärbte, stand in der Küchentür und sah Josefine unsicher an. „Hab ich mir doch gedacht, dass die Lina wieder hier steckt. Tut mir leid, wenn sie Sie belästigt hat.“ Entschuldigend lächelte sie Josefine an.
    „Schon gut, sie hat mich nicht gestört. Außerdem wollte sie sich nur einen Nachtisch holen. Ich bin die Cousine von Frau Fagel und bin hier für eine Weile zu Besuch.“
    „Und ich bin Elisabeth Fracht.“ Sie trat auf Josefine zu und ergriff die dargebotene Hand. „Wir wohnen gleich nebenan.“
    Josefine versuchte, nicht allzu offensichtlich auf das Gesicht der Frau zu starren. Zu Hause hatten sie auch eine Nachbarin, die in regelmäßigen Abständen ganz ähnliche Blessuren davon trug. Das schien die Frage zu beantworten, warum ihre Cousine den Nachbarn als Dreckskerl bezeichnet hatte. Es sei denn, die Frau war mit voller Wucht mit dem Gesicht vor eine Wand gelaufen. Was Josefine bezweifelte.
    „Ja,
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