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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
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liebevolle Zuwendung und Zeit, damit seine Wunden heilten. Eine Auszeit, die er weit weg von der Stadt verbrachte, in ihrem Sommerhaus und im Kreise der Familie, oder dem, was davon noch übrig war. Hier in London lockten ständig zweifelhafte Vergnügungen, vor allem weil er sich unter dem Druck wähnte, mit seinen verschwenderischen Freunden mitzuhalten. In Briarbank fand er bestimmt zu sich selbst und lebte wieder auf. Der kleine William würde die Schulferien mit ihnen zusammen verbringen. Michael war leider noch auf hoher See, aber Laurent und Winifred kamen sicher für ein, zwei Wochen zu ihnen.
    Amelia freute sich schon darauf, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Ihre Mama war immer eine perfekte Gastgeberin gewesen. Sie nahm sich fest vor, in jedes Zimmer große Vasen mit frischen Löwenmäulchen zu stellen, Spieleabende zu veranstalten und gebratenen Fasan mit Brombeersoße zu servieren.
    Sie wollte, dass alle glücklich waren, koste es, was es wolle. Selbst wenn sie jemanden bestechen musste.
    »Ich hab eine Krone und drei Schillinge dabei«, sagte sie, während sie die Münzen aus ihrer Geldbörse nahm, »sechs Pfund hab ich noch zu Hause.« Gespart, geknausert, zusammengekratzt, Penny für Penny. »Es gehört alles dir, wenn du mir versprichst, dass du den August mit uns in Briarbank verbringst.«
    Jack räusperte sich umständlich.
    »Hat er dir noch nichts erzählt?«
    »Wer? Wer hat mir was noch nicht erzählt?«
    »Laurent. Wir fahren diesen Sommer nicht, haben wir diese Woche beschlossen. Wir vermieten das Cottage.«
    »Ihr wollt vermieten?« Amelia fiel aus allen Wolken. Ihr Kopf war mit einem Mal wie leergefegt, und sie umklammerte benommen Jacks Arm. »Briarbank vermieten? An Fremde?«
    »Na ja, nicht direkt an Fremde. Wir haben in den Clubs annonciert und rechnen mit Anfragen von der einen oder anderen angesehenen Familie. Immerhin ist das Cottage ein Schmuckstück von einem Sommerhaus.«
    »Ja«, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ja, das weiß ich. Es ist traumhaft schön, deshalb verbringt die Familie d’Orsay dort seit Jahrhunderten die Sommermonate. Seit Jahrhunderten, Jack. Und jetzt kommst du mir damit, dass du das Cottage vermieten willst? Ich glaub, ich spinne!«
    »Komm, meinst du nicht auch, dass das Landleben mit Plätzchen backen und Friede, Freude, Eierkuchen eine altmodische Marotte von dir ist? In Briarbank ist es unerträglich langweilig. Hinzu kommt die weite Fahrt, bis fast nach Irland rüber.«
    »Langweilig? Was hat dich denn geritten? Du warst doch immer gern dort, du hast im Fluss geangelt und …« Die Erleuchtung traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie erstarrte. »Oh nein.« Sie grub ihre Finger in seinen Arm. »Wie viel hast du verloren? Wie hoch sind deine Spielschulden?«
    »Vierhundert Pfund«, antwortete er resigniert und wich ihrem Blick aus.
    »Vierhundert Pfund! Bei wem?«
    »Bei Morland.«
    »Der Duke of Midni…« Amelia biss sich auf die Lippe. Sie sträubte sich dagegen, den unrühmlichen Spitznamen des Herzogs in den Mund zu nehmen. Trotzdem war es absurd. »Aber … aber er ist noch nicht eingetroffen. Wie hast du es geschafft, vierhundert Pfund an ihn zu verlieren, wo er noch gar nicht hier ist?«
    »Die Schulden sind nicht von heute Abend. Das war vor ein paar Tagen. Deshalb muss ich schleunigst weg. Er kann jeden Moment hier sein, und ich möchte ihm nicht begegnen, solange ich das Geld nicht habe.«
    Amelia starrte ihn fassungslos an.
    »Schau mich nicht so an, das ertrage ich nicht. Ich war verdammt gut im Rennen, bis Faraday seinen Clubanteil ins Spiel brachte. Das brachte Morland an unseren Spieltisch, und er trieb es mit den Einsätzen auf die Spitze. Er will alle zehn haben, weißt du.«
    »Alle zehn was? Alle zehn Anteile?«
    »Ja natürlich. Diese Clubanteile bedeuten ihm alles.« Jack machte eine ausgreifende Handbewegung. »Komm schon, tu nicht so weltfremd, als hättest du noch nie von dem vornehmsten Herrenclub gehört, den London derzeit zu bieten hat.«
    Als sie ihn verständnislos anblinzelte, fügte er hinzu: »Harcliffe. Osiris. Ein Deckhengst, zehn Anteile in Form von Messingmünzen. Du hast bestimmt was darüber gelesen, oder?«
    »Tut mir leid, aber ich weiß nicht, wovon du sprichst. Willst du mir damit sagen, dass du unser historisches Anwesen als Wetteinsatz gegen eine Messingmünze gesetzt und verloren hast?«
    »Ich war schon mit ein paar hundert Pfund im Spiel, Amelia. Ich konnte keinen
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