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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz
Autoren: Tessa Dare
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unserer Mutter am Sterbebett versprochen hab. Und du siehst heute Abend wirklich bezaubernd aus.«
    Nach einem schnellen Seitenblick auf die Umstehenden senkte er die Stimme.
    »Hey, bloß ein bisschen Kleingeld. Mehr brauch ich nicht.«
    Sie seufzte resigniert. Nicht mal Mitternacht, und seine Augen hatten bereits jenes wilde alkoholberauschte Funkeln, was darauf schließen ließ, dass er irgendetwas Unüberlegtes vorhatte.
    Sie löste sich aus der Gruppe der jungen Damen, fasste ihn am Ellbogen und schob ihn zur nächstbesten Tür. Warme, schwüle Nachtluft empfing sie, als sie auf die Terrasse traten, hell erleuchtet von dem Licht, das durch die geöffneten Saalfenster fiel.
    »Ich habe selbst nichts«, schwindelte sie.
    »Bitte, Amelia, bloß ein paar Schillinge.« Er griff nach dem Abendtäschchen an ihrem Handgelenk. »Wir wollen ins Theater, ein paar andere und ich.«
    Ins Theater, hahaha! In die nächste Spielhölle traf es wohl eher. Sie klemmte das perlenbestickte Beutelchen energisch an ihren Busen.
    »Und wie komm ich dann nach Hause?«
    »Ähm, Morland fährt dich heim.« Er zwinkerte ihr zu. »Gleich nach eurem Tanz. Ich hab heute Abend zwei Pfund auf dich gewettet.«
    Noch zwei Pfund, die sie von ihrem Ersparten abzweigen musste!
    »Und bestimmt mit einer sehr hohen Quote!«
    »Sag nicht so was.« Er streifte begütigend ihren Arm. Seine Miene wurde mit einem Mal ernst. »Also jetzt mal ganz ohne Quatsch. Er könnte sich verdammt glücklich schätzen, wenn er dich nehmen würde, Amelia. In dem Saal da kann dir keine von den Ladys das Wasser reichen.«
    Sie spürte Tränen in ihren Augenwinkeln. Seit ihr Bruder Hugh bei Waterloo gefallen war, hatte Jack sich sehr verändert, zum Negativen. In sehr seltenen Momenten kam jedoch der fürsorgliche, verständnisvolle Bruder zum Vorschein, den sie kannte und liebte. Am liebsten hätte sie ihn in ihre Arme geschlossen und festgehalten, Wochen, Monate … bis der gute alte Jack wieder aus dem harten Panzer schlüpfte, in dem er sich verkrochen hatte.
    »Komm schon, sei eine liebe Schwester und leih mir ein paar Kröten. Ich beschaffe dir bei Laurent auch einen von diesen schicken neuen Landauern. Damit wirst du im feudalen Stil nach Hause kutschiert, genau wie seine Kupfererbin.«
    »Diese Kupfererbin heißt Winifred und ist inzwischen Countess of Beauvale, folglich kannst du ruhig ein bisschen respektvoller von ihr sprechen. Im Übrigen hat sie mit ihrem Vermögen für Michaels Offizierspatent gebürgt, und sie zahlt das Schulgeld für den kleinen William. Ihr und Laurent ist es letztlich zu verdanken, dass ich überhaupt noch ein Dach über dem Kopf habe.«
    »Und ich bin der undankbare Chaot, der der Familie nichts als Ärger macht, ich weiß, ich weiß.« Als er ihr verschwörerisch zuzwinkerte, nötigte Amelia sich ein schmallippiges Lächeln ab. »Ein bisschen Kleingeld, und du bist mich los, ja?«
    »Du kapierst wohl gar nichts, hm? Ich will dich überhaupt nicht loswerden. Ich liebe dich, du Idiot.« Sie schob sich eine vorwitzige Haarsträhne, die sich an ihrer linken Schläfe ringelte, hinters Ohr. »Willst du dir denn nicht von mir helfen lassen, Jack?«
    »Klar doch. Ein oder zwei Schillinge würden mir für den Anfang locker reichen.«
    Mit fahrigen Fingern öffnete sie die Bänder ihres Täschchens.
    »Ich gebe dir alles, was ich dabeihabe, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Du musst mir versprechen, im Sommer mit nach Briarbank zu kommen.«
    Die d’Orsays verbrachten den Sommer immer in Briarbank – in einem verwitterten Backsteincottage mit Blick auf den Fluss Wye, am Fuß des Hügels, auf dem die Schlossruine von Beauvale Castle stand. Amelia plante diesen Sommerurlaub schon seit Monaten bis ins kleinste Detail, von der Tischwäsche bis hin zu den Vorräten, die sie mitnehmen wollte. Briarbank tat allen gut, das wusste sie intuitiv. Zumal sie sich dort immer blendend erholt hatten.
    Hughs Tod hatte der gesamten Familie schwer zugesetzt, Jack indes am meisten, denn von ihren Brüdern hatten sich Hugh und Jack am nächsten gestanden. Hugh war zwar nur ein Jahr älter gewesen, aber sehr reif und verständig für sein Alter, und er hatte mit seiner Ernsthaftigkeit ausgleichend auf Jacks impulsives Temperament gewirkt. Nach dem Tod des geliebten Bruders befürchtete Amelia, dass der draufgängerische Jack angesichts seiner tiefen Trauer den letzten Halt verlieren und vollends abrutschen könnte.
    Was er brauchte, waren
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