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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft
Autoren: Stephanie Laurens
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dass ihr Plan wunderbar aufgehen könnte.
    »Mrs. Carrington, Ihr Diener.«
    Die gedehnt gesprochenen Worte rissen sie aus ihren rosigen Zukunftsträumen. Sie verbarg geschickt ihre mangelnde Begeisterung und drehte sich ruhig um, verzog die Lippen und reichte dem Gentleman die Hand, der sich vor ihr verneigte.
    »Mr. Ruskin. Wie schön, Sie hier zu sehen.«
    »Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite, meine Dame, lassen Sie sich das versichern.«
    Ruskin richtete sich auf und bedachte sie bei diesen Worten mit einem beredten Blick und einem Lächeln, das ihr einen warnenden Schauer über den Rücken sandte. Er war ein großer Mann, einen halben Kopf größer als sie, und kräftig gebaut; er kleidete sich gut und hatte das Auftreten eines Gentlemans, aber er hatte etwas an sich, das sie - trotz ihrer Unerfahrenheit - als alles andere als vertrauenswürdig einstufte.
    Aus irgendeinem unseligen Grund hatte Ruskin von ihrem ersten Kennenlernen an ein Auge auf sie geworfen. Wenn sie verstünde, warum, hätte sie etwas getan, das zu verhindern; ihre immer rege Phantasie malte ihn als Schlange und sie als hypnotisiertes Opfertier. Sie gab vor, den Ton seiner Aufmerksamkeiten nicht zu verstehen, hatte versucht, ihn zu entmutigen. Als er sie schockiert hatte, indem er ihr ganz unverhohlen eine Carte Blanche anbot, hatte sie so getan, als begriffe sie nicht, was er meinte. Als er später eine Ehe angedeutet hatte, hatte sie sich taub gestellt und von etwas anderem zu sprechen begonnen. Aber alles vergebens: Er suchte dennoch weiter ihre Nähe, wurde immer eindeutiger in seinen Avancen.
    Bislang war es ihr gelungen, einen Antrag zu vermeiden - und ihn ablehnen zu müssen. Unter Rücksicht auf ihre Maskerade wollte sie keinen Korb geben, keinerlei Aufmerksamkeit auf sich ziehen; sie wagte es nur, kühl zu bleiben.
    Ruskins Blick war über ihr Gesicht geglitten; dann sah er ihr in die Augen.
    »Wenn Sie mir die Gunst erwiesen, ein paar Minuten ungestört mit Ihnen sprechen zu können, meine Liebe, wäre ich Ihnen überaus dankbar.«
    Er hielt immer noch ihre Finger in seiner Hand. Mit unverbindlicher Miene entzog sie sie ihm und deutete zu Adriana.
    »Ich fürchte, mein Herr, dass ich, da meine Schwester unter meiner Obhut ist, mich unmöglich …«
    »Ah!« Ruskin schaute zu Adriana, betrachtete die hingerissenen jungen Adligen und vornehmen Jünglinge um sie und Miss Tiverton herum, die Adriana unter ihre Fittiche genommen hatte, was ihr die unsterbliche Dankbarkeit Lady Herfords eingebracht hatte.
    »Was ich zu sagen habe, wird, schätze ich, auch für Ihre Schwester wichtig sein.«
    Ruskin schaute zu Alicia zurück, fing ihren Blick auf. Sein Lächeln blieb ungezwungen - ein Gentleman, der sich seiner Sache sicher war.
    »Allerdings ist Ihre … Sorge verständlich.«
    Sein Blick löste sich von ihr, er schaute sich im Saal um, in dem sich die modische Welt versammelt hatte. Lady Amerys Soirée hatte die Crème de la Crème der guten Gesellschaft angelockt; sie waren zahlreich vertreten, unterhielten sich, tauschten die neusten Gerüchte aus, ergötzten sich an den jüngsten Skandalen.
    »Vielleicht könnten wir uns an den Rand des Saales zurückziehen?« Ruskin sah ihr wieder ins Gesicht.
    »Bei diesem Lärm wird uns niemand hören; wir werden miteinander reden können, und Sie werden Ihre so bezaubernde wie liebreizende junge Schwester … nicht aus den Augen lassen müssen.«
    Seine Worte hatten einen unnachgiebigen Unterton; Alicia ließ jeden Gedanken daran, abzulehnen, fahren und neigte zustimmend den Kopf und täuschte Gleichgültigkeit vor; so legte sie ihm die Hand auf den angebotenen Arm und gestattete ihm, sie durch die Menge zu führen.
    Welche unwillkommene Herausforderung würde sich ihr nun bieten?
    Hinter ihrem ruhigen Äußeren schlug ihr Herz schneller; ihre Lungen fühlten sich eingezwängt an. Hatte sie sich die Drohung in seiner Stimme nur eingebildet?
    Ein Alkoven hinter einem Sofa, auf dem mehrere Witwen saßen, bot eine gewisse Ungestörtheit. Wie Ruskin gesagt hatte, konnte sie Adriana und ihre Bewunderer immer noch sehen. Wenn sie mit gesenkter Stimme redeten, würden noch nicht einmal die Witwen, die sich eifrig Klatschgeschichten erzählten, etwas verstehen können.
    Ruskin stellte sich neben sie, schaute über die Menge.
    »Ich würde vorschlagen, meine Liebe, dass Sie mich in Ruhe aussprechen lassen - sich alles anhören, was ich zu sagen habe - ehe Sie eine Antwort geben.«
    Sie schaute ihn
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