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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle
Autoren: Charlaine Harris
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hätte den Bellefleurs nicht erzählt, dass er ihr Vorfahr war. »Nein, natürlich nicht. Darum hattest du mich doch gebeten.«
    »Ich dachte, du hättest es ihnen vielleicht aus lauter Wut verraten.«
    Ungläubig sah ich ihn an. »Nein, einige von uns haben tatsächlich so was wie Ehre im Leib«, gab ich zurück, und er wandte einen Moment lang den Blick ab. »Übrigens, die Wunden in deinem Gesicht sind ja wieder gut verheilt.«
    Bei dem Bombenanschlag der vampirfeindlichen Bruderschaft in Rhodes war Bills Gesicht der Sonne ausgesetzt gewesen - mit wirklich Übelkeit erregenden Folgen.
    »Ich habe sechs Tage geschlafen«, erzählte er. »Und als ich schließlich wieder aufwachte, war das meiste fast abgeheilt. Und was deine spitze Bemerkung wegen meiner Ehrlosigkeit betrifft, dazu kann ich nichts zu meiner Verteidigung vorbringen... außer vielleicht, dass ich Sophie-Annes Auftrag, dir nachzustellen ... nur zögerlich nachgekommen bin, Sookie. Anfangs wollte ich nicht mal so tun müssen, als hätte ich eine feste Beziehung mit einer Menschenfrau. Für mich war das eine Erniedrigung. Ich kam nur ins Merlotte's, um dich ausfindig zu machen, als ich es nicht länger aufschieben konnte. Aber der Abend verlief ganz und gar nicht so, wie ich es geplant hatte. Ich bin mit diesen Ausblutern hinausgegangen, und dann überschlugen sich die Ereignisse. Und als ausgerechnet du mir zu Hilfe eiltest, hielt ich es für Schicksal. Ich tat, was meine Königin mir aufgetragen hatte. Und dabei bin ich in eine Falle getappt, der ich nicht mehr entkommen konnte. Bis auf den heutigen Tag nicht.«
    Die Falle der LIIIEBEEE, dachte ich sarkastisch. Aber er war zu ernst, zu ruhig, um ihn zu verspotten. Mit meiner Bissigkeit versuchte ich lediglich, mein eigenes Herz zu schützen.
    »Du hast doch eine Freundin«, sagte ich. »Geh zurück zu Selah.« Ich sah zu Boden, um das schmale Riemchen der zweiten Sandalette aufzubekommen. Dann zog ich den Schuh aus. Als ich wieder aufsah, ruhten Bills dunkle Augen auf mir.
    »Ich würde alles dafür geben, dir wieder beiwohnen zu dürfen«, sagte er.
    Ich erstarrte. Meine Hände hielten buchstäblich mitten im Herabrollen des halterlosen linken Strumpfes inne.
    Okay, das erstaunte mich dann doch ziemlich, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Erstens wunderte ich mich über dieses biblische »beiwohnen«. Und zweitens darüber, dass er mich für eine so unvergessliche Bettgefährtin zu halten schien.
    Vielleicht erinnerte er sich nur an die Jungfrauen.
    »Ich habe heute Abend keine Lust auf deine Spielchen, außerdem wartet Sam im Garten darauf, dass ich ihm hinter der Bar helfe«, gab ich barsch zurück. »Also verschwinde.« Ich stand vom Hocker auf, drehte ihm den Rücken zu und zog mir die Hose und das Smokinghemd an. Dann fehlten nur noch die flachen schwarzen Schuhe. Nach einem kurzen prüfenden Blick in den Spiegel - musste ich den Lippenstift nachziehen? - sah ich wieder zur Tür.
    Bill war verschwunden.
    Eilig lief ich die breite Treppe hinunter und durch die Flügeltür über die Veranda in den Garten hinaus, froh, den vertrauten Platz hinter der Bar einnehmen zu können. Die Füße taten mir immer noch weh. Und auch die Wunde in meinem Herzen namens Bill Compton.
    Sam schenkte mir ein Lächeln, als ich hinter der Bar auftauchte. Miss Caroline hatte uns die Bitte, ein Gefäß für Trinkgeld aufstellen zu dürfen, abgeschlagen, aber ein paar der Hochzeitsgäste hatten bereits einige Dollarscheine in ein hohes leeres Glas gestopft. Und das würde ich genauso dort stehen lassen.
    »Gut hast du ausgesehen in dem Kleid«, sagte Sam, der gerade eine Cola-Rum mixte. Ich reichte ein Bier über den Tresen und lächelte den älteren Mann freundlich an, der es entgegennahm. Er gab mir so viel Trinkgeld, dass ich erst mal an mir herabsah. Oje, bei der eiligen Umzieherei hatte ich einen Knopf übersehen, mein Ausschnitt war ganz schön tief. Wie peinlich, dachte ich im ersten Augenblick. Doch warum eigentlich? Man sah eben einfach, dass ich Busen hatte, es wirkte überhaupt nicht billig. Also ließ ich den Knopf offen.
    »Danke«, sagte ich zu Sam, der meine Knopfgedanken hoffentlich nicht bemerkt hatte. »Ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht.«
    »Natürlich hast du das«, erwiderte Sam, als würde ihm nie in den Sinn kommen, dass ich meinen Brautjungfernauftritt ebenso gut hätte vermasseln können. Das ist genau der Grund, warum Sam wirklich der großartigste Boss ist, den ich je hatte.
    »Hallo, guten
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