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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle
Autoren: Charlaine Harris
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machte ein Bild. Ich kannte sie, es war die hübsche Werwölfin Maria-Star Cooper, die Assistentin von Al Cumberland, eines namhaften Fotografen in Shreveport. Ich lächelte Maria-Star an, und sie schoss noch ein Foto. Dann setzte ich meinen Weg über den roten Teppich fort, konzentrierte mich darauf, zu lächeln, und versuchte, all den Lärm aus meinem Kopf zu vertreiben.
    Doch da fielen mir in der Menge plötzlich vereinzelte Punkte tiefer Stille auf. Ein Zeichen, dass Vampire unter den Gästen waren. Glen hatte ausdrücklich um eine Hochzeit am Abend gebeten, damit er seine wichtigsten Vampirkunden einladen konnte. Als Portia sich darauf einließ, war ich sicher, dass sie ihn wirklich liebte, denn sie konnte die Blutsauger überhaupt nicht leiden. Ja, es gruselte sie regelrecht vor ihnen.
    Ich mochte Vampire irgendwie ganz gern, weil ich ihre Gedanken nicht lesen konnte. In ihrer Gesellschaft fühlte ich mich immer seltsam entspannt. Okay, es gab Anspannungen anderer Art, aber wenigstens kamen meine eigenen Gedanken mal zur Ruhe.
    Schließlich erreichte ich die vorgesehene Stelle. Ich hatte vorhin beobachtet, dass Portias und Glens Begleiter sich in Form eines liegenden V aufgestellt hatten, mit dem Hochzeitspaar an der Spitze. Unsere Gruppe tat jetzt genau das Gleiche - und wow, ich hatte es nicht vermasselt! Erleichtert atmete ich auf. Und weil ich nicht für die erste Brautjungfer eingesprungen war, war meine Aufgabe damit im Grunde erledigt. Jetzt musste ich nur noch still dastehen und interessiert gucken, und das sollte mir wohl gelingen.
    Die Musik brandete zu einem zweiten Crescendo auf, und der Priester gab erneut sein Zeichen. Die Gäste erhoben sich von ihren Stühlen und drehten sich nach der zweiten Braut um. Langsam begann Halleigh auf uns zuzuschreiten - sie sah fantastisch aus. Halleigh hatte sich für ein sehr viel schlichteres Kleid entschieden als Portia, und sie wirkte sehr jung und sehr hübsch. Halleighs Dad, der so braun gebrannt und fit war wie seine Ehefrau, trat, als seine Tochter auf seiner Höhe war, einfach auf sie zu und nahm ihren Arm. Eigentlich hatte auch Halleigh allein auf den Traualtar zugehen sollen, so wie Portia, deren Vater schon lange tot war.
    Als ich mich an Halleighs Lächeln sattgesehen hatte, ließ ich meinen Blick über die Menge schweifen, die sich mit jedem Schritt der Braut wieder mehr dem Podium zuwandte.
    Es waren so viele vertraute Gesichter darunter: Lehrer der Grundschule, in der Halleigh unterrichtete; Polizisten aus der Abteilung, in der Andy arbeitete; die Freunde der alten Mrs Caroline Bellefleur, die noch lebten und auf wackligen Beinen hergekommen waren; Portias Anwaltskollegen und andere Leute, die für die Justiz arbeiteten; und Glen Vicks Kunden sowie einige weitere Steuerberater. Fast jeder Stuhl war besetzt.
    Es befanden sich nur wenige mit dunkler Hautfarbe darunter, die meisten Hochzeitsgäste waren Weiße aus der Mittelschicht. Und die bleichsten Gesichter waren natürlich die der Vampire. Einen von ihnen kannte ich sehr gut, Bill Compton, meinen Nachbarn und früheren Liebhaber. Er saß in der hinteren Hälfte, trug einen Smoking und sah blendend darin aus. Was immer Bill auch anzog, es wirkte stets so, als würde er sich darin ausgesprochen wohlfühlen. Neben ihm saß seine (Menschen-)Freundin Selah Pumphrey, eine Immobilienmaklerin aus Clarice, deren burgunderrotes Kleid in schönem Kontrast zu ihrem dunklen Haar stand. Sonst waren vielleicht noch fünf weitere Vampire da, die ich aber nicht kannte. Vermutlich Kunden von Glen. Und was Glen nicht mal ahnte: Noch so einige andere seiner Gäste waren mehr (oder weniger) als »normale« Menschen.
    Mein Boss Sam beispielsweise war einer jener seltenen Gestaltwandler, die sich in jedes beliebige Tier verwandeln konnten. Al Cumberland, der Fotograf, gehörte wie seine Assistentin zu den Werwölfen. Die meisten Hochzeitsgäste sahen in ihm sicher nichts weiter als einen beleibten, ziemlich kleinen Afroamerikaner in einem guten Anzug und mit einer großen Kamera um den Hals. Doch Al verwandelte sich bei Vollmond genau wie Maria-Star in einen Werwolf. Es waren noch einige andere Werwölfe unter den Gästen, doch nur eine von ihnen kannte ich persönlich - Amanda, eine rothaarige Frau Mitte dreißig, der die Bar Hair of the Dog in Shreveport gehörte. Wer weiß, vielleicht machte Glens Steuerkanzlei sogar die Buchhaltung dieser Bar.
    Und auch ein Werpanther war anwesend, Calvin Norris. Er war in
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