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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle
Autoren: Charlaine Harris
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war es. Überall liefen geschäftig Kellner in weißen Jacketts umher, die das kunstvoll geschwungene schwarze Firmenlogo E(E)E zierte. Elegante (Extreme) Events plante und organisierte extravagante Veranstaltungen in ganz Amerika. Ich spürte einen Stich im Herzen, als ich das Logo sah, denn mein verschollener Freund arbeitete für ein Tochterunternehmen von E(E)E, das hauptsächlich für Supras tätig war. Doch mir blieb nur ein kurzer Augenblick, diesem Schmerz nachzuspüren, denn Halleigh zog mich in erbarmungslosem Tempo die Treppe hinauf.
    Gleich das erste Zimmer quoll über von jungen Frauen in goldfarbenen Kleidern, die sich um Halleighs zukünftige Schwägerin Portia Bellefleur drängten. Doch daran lief Halleigh vorbei und betrat den zweiten Raum auf der linken Seite, der genauso überquoll von noch jüngeren Frauen, die alle mitternachtsblauen Chiffon trugen. In dem Zimmer herrschte das reinste Chaos: Überall stapelten sich die Straßenkleider der Brautjungfern, und in einer Ecke war ein Schmink- und Frisierbereich eingerichtet, wo eine Frau in einem rosa Kittel stoisch einen Lockenstab in der Hand hielt.
    Wie Papierkügelchen flogen Halleighs Worte durch den Raum, als sie mich vorstellte. »Mädels, das ist Sookie Stackhouse. Sookie, das ist meine Schwester Fay, meine Cousine Kelly, meine beste Freundin Sarah, meine andere beste Freundin Dana. Und hier ist das Kleid. Größe 36.«
    Erstaunlich, dass Halleigh die Geistesgegenwart besessen hatte, Tiffany das Brautjungfernkleid auszuziehen, ehe sie ins Krankenhaus abtransportiert wurde. Aber Bräute scheinen in der Beziehung kein Erbarmen zu kennen. Innerhalb von Sekunden stand ich ausgezogen bis aufs Nötigste da. Zum Glück trug ich schöne Unterwäsche, denn für Schamgefühle blieb hier keine Zeit. Wie peinlich, wenn ich in einem löchrigen Omaschlüpfer dagestanden hätte! Das Kleid war gefüttert, ich brauchte also keinen Unterrock, noch so ein Glücksfall. Und ein Paar halterlose Strümpfe war auch noch übrig. Ich hatte sie kaum angezogen, da wurde mir auch schon das Kleid übergestreift. Manchmal trage ich Größe 38 - na ja, eigentlich meistens daher hielt ich die Luft an, als Fay den Reißverschluss hochzog.
    Wenn ich nicht allzu tief atmete, würde es gehen.
    »Super!«, rief eine der anderen (Dana?) hocherfreut. »Und jetzt die Schuhe.«
    »Oh Gott«, sagte ich nur, als ich sie sah. Es waren echte High Heels, passend zum Kleid in Mitternachtsblau, und als ich hineinschlüpfte, machte ich mich bereits auf den Schmerz gefasst. Kelly (glaube ich) schloss die Riemchen, und ich erhob mich von meinem Stuhl. Wir hielten alle gemeinsam den Atem an, als ich einen ersten Schritt machte und dann noch einen. Die Schuhe waren etwa eine halbe Nummer zu klein. Eine entscheidende halbe Nummer.
    »Die Trauungszeremonie halte ich durch«, sagte ich schließlich, und alle klatschten.
    »Dann hierher«, rief der rosa Kittel. Ich setzte mich in ihren Stuhl und ließ noch mehr Make-up über mein eigenes auftragen und mein Haar neu frisieren, während die echten Brautjungfern und Halleighs Mutter Halleigh ins Brautkleid hineinhalfen. An Haar, das frisiert werden konnte, mangelte es mir nicht. In den letzten drei Jahren hatte ich immer nur die Spitzen schneiden lassen, und jetzt fiel es mir schon bis über die Schulterblätter herab. Und meine Mitbewohnerin Amelia hatte mir einige helle Strähnchen hineingemacht, was richtig toll aussah.
    Als der rosa Kittel fertig war, begutachtete ich mich in dem großen Spiegel. Unglaublich, dass ich innerhalb von zwanzig Minuten derart verändert werden konnte. Von der Barkeeperin in einem gerüschten weißen Smokinghemd und schwarzer Hose zur Brautjungfer in einem mitternachtsblauen Chiffonkleid - und noch dazu sieben Zentimeter größer.
    Hey, ich sah großartig aus. Die Farbe des Kleides stand mir prima, der Rock fiel in einer sanften A-Linie herab, die kurzen Ärmel saßen nicht zu eng, und der Ausschnitt war nicht so tief, dass es billig wirkte. Bei einem Busen wie meinem ist die Grenze des guten Geschmacks schnell erreicht, wenn ich nicht aufpasse.
    Die praktisch veranlagte Dana riss mich aus meiner Selbstbewunderung. »Jetzt erkläre ich dir den Ablauf«, sagte sie. Und von dem Augenblick an hörte ich nur noch zu und nickte. Und betrachtete eine kleine Zeichnung. Prägte sie mir ein. Und nickte noch einige weitere Male. Einfach unglaublich, wie organisiert diese Dana war. Sollte ich je in ein Land einmarschieren wollen,
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