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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition)
Autoren: Cecilia Grant
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»Es tut mir leid, dass dir solch ein Unglück widerfahren ist, und dass ich dir keine größere Hilfe gewesen bin. Aber ich werde dir jetzt helfen, wenn du mich lässt. Du wirst es gut haben bei mir und Lucy.«
    Die Pfingstrosen auf der Tapete glänzten einen Augenblick lang silbern auf und drohten dann zu verschwimmen. Es war, als sei sie wieder sieben, und Andrew achtzehn; dieselbe Hand auf ihrer Schulter und er verlegen und ratlos. Sie hatten das schon einmal erlebt, nur dass sie damals nebeneinander auf der Steinmauer gesessen hatten, auf der er sie nach langem Suchen gefunden hatte. Damals hatten seine stockenden Worte des Trosts mit dem Himmelreich und der Seele ihrer Mutter zu tun gehabt.
    Mir tut es auch leid. Ich wünschte, ich würde wollen, was du mir anbietest. Ich weiß auch nicht, weshalb ich das nicht kann. Sie schluckte die Worte hinunter. »Es war sehr nett von dir, zu kommen«, sagte sie. »Du bist mir eine große Hilfe gewesen. Ich weiß nicht, was ich die letzten Tage getan hätte, wenn du nicht hier gewesen wärst. Ich schreibe dir, wenn … Ich werde dir schreiben.« Kaum hatte sie den großen Zeh in die Wogen der Gefühle gesteckt, da zog sie ihn auch schon wieder heraus.
    Er reiste nach London ab. Martha winkte ihm, bis die Kutsche von der Auffahrt in die Straße abbog, dann ließ sie den Arm sinken und marschierte los. Sie ließ das Haus hinter sich und ging auf die sich im Süden erhebenden Hügel zu. Die Augustsonne kannte keine Gnade für eine Frau in Trauerkleidung, und schon gar nicht für eine, die so rasch ausschritt wie Martha. Einerlei. Sie beschleunigte ihre Schritte.
    Bald hatte sie den Fuß des höchsten Hügels erreicht und spürte, wie sich ihre Schritte verkürzten, als der Anstieg begann. Irgendwo in der Nähe hörte sie Schafe blöken, mal wehleidig klagend, mal verdrießlich. Und einen bellenden Hund und eine Männerstimme, die knappe Befehle gab. Hinter einer Biegung erblickte sie sie: Einer ihrer Pächter richtete einen neuen Hund ab, indem er ihn immer wieder um eine Gruppe dreier missmutig blickender Schafe herumführte. Als Mr Farris sie erblickte und den Hut abnahm, war Martha gezwungen, stehen zu bleiben und einige Worte mit ihm zu wechseln.
    Über einen Schäferhund konnte man nicht unendlich viele lobende Worte verlieren. Sie erschöpfte sie alle, während der Pächter seinen Hut zwischen den kräftigen Fingern hin und her drehte und weise nickte. »Von meiner Jane soll ich fragen, falls ich Sie sehe, ob wir wohl davon ausgehen dürfen, dass Sie hierbleiben werden«, sagte er, als die Komplimente gemacht waren.
    »Ich fürchte, das ist unwahrscheinlich.« Es war mehr als unwahrscheinlich, doch die Antwort, die sie ihren Pächtern gab, musste sich mit dem decken, was sie Mr Keene gesagt hatte.
    »Das wird vielen hier mächtig leidtun.« Er pfiff, und der Hund fuhr in seiner halb kauernden Stellung herum und machte kehrt. »Jane sagt, das neue Dach verdanken wir Ihnen.«
    »Nun, hauptsächlich Mr Russells Großzügigkeit.« Sie senkte den Blick und fegte sich einen Krümel vom Ärmel.
    »Die erste Mrs Russell hat sich nie für Neuerungen interessiert. Und er auch nicht, bevor Sie gekommen sind. Meint Jane. Sie hält es Ihnen zugute.«
    »Ihre gute Meinung ehrt mich.« Sie wischte erneut über ihren Ärmel, bevor sie den Kopf hob. »Es geht ihr gut, hoffe ich? Und den Kindern?«
    »Jepp, es geht allen gut.« Er machte eine Armbewegung, und der Hund machte wieder kehrt. »Ben und Adam freuen sich auf die Eröffnung der Schule.«
    »Die Schule?« Freude wallte in ihr empor, wusch die Enttäuschung des Vormittags fort und ließ ihre Stimme sonderbar schrill klingen. »Sie standen nicht auf Mr Atkins Liste, als ich ihn das letzte Mal gesprochen habe. Nehmen sie jetzt doch teil?«
    »Nur an drei von fünf Tagen, für den Anfang. Mein jüngstes Mädchen auch. Everetts Jungs werden mir ein wenig aushelfen, und meine ihm, und den Rest kriegen wir schon irgendwie hin.«
    »Wollen Sie damit sagen, die Everett-Kinder kommen auch zur Schule?« Sie bemühte sich, ihre Stimme wieder zu dämpfen, um die Schafe nicht zu verscheuchen.
    »Drei von fünf Tagen, jepp. Im Winter vielleicht mehr.«
    »Es freut mich sehr, das zu hören! Sie tun Ihren Kindern einen guten Dienst, sie zur Schule zu schicken.«
    »Tja, sie sind ganz helle Köpfchen.« Er zuckte die Schultern und drehte seinen Hut erneut in den Händen. »Verstand und Bildung, und ein junger Mann kann werden, was er
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