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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut
Autoren: Theo Pointner
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auf seinem fast kahlen Schädel und riss ihn zurück.
    »Du wirst unverschämt«, grinste der Riese. »Pass auf, was du sagst.«
    Locke biss sich vor Schmerz auf die Lippen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Anscheinend würde er nie lernen, wann er die Schnauze zu halten hatte.
    »Ich habe dich etwas gefragt«, setzte Achmed ungeduldig nach.
    »Gib mir noch etwas Zeit«, ächzte Locke. Endlich ließ ihn Balu los. »In ein paar Wochen müsste ich das Geld zusammenhaben.«
    »Die ganzen fünfunddreißig Riesen? Wie willst du das denn anstellen?«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sich Locke die linke Schädelseite und beäugte Balu misstrauisch. »Das lass mal meine Sorge sein«, zischte er.
    Achmed lehnte sich in seinem Sessel zurück und starrte theatralisch an die Decke. »Kleiner, ich werde es mir überlegen. Du kriegst Bescheid.«
    Locke schoss aus seinem Stuhl und nickte schnell. »Kapiert.«
    Achmed blinzelte ihm noch einmal zu, dann war die Audienz scheinbar beendet. Doch bevor sich Locke durch die Tür schieben konnte, hielt ihn sein Kreditgeber zurück.
    »Vielleicht geht das Ganze ja auch schneller. Hast du noch ein wenig Kleingeld?«
    Misstrauisch drehte sich Locke noch einmal um. »Warum?«
    »Übermorgen kommt der Russe. Ein Platz ist noch frei.«
    Locke war überrascht. »So plötzlich? Ich dachte, nach dem letzten Mal hätte der die Nase voll.«
    Achmed zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich will er sich die Kohle wiederholen, die er letzten Monat verloren hat.«
    »Wer spielt noch mit?«
    »Caramba, Eddi und Lodda. Wie ist es, steigst du ein?«
    Locke musste nicht lange überlegen. »Klar, ich bin dabei.«

3
     
     
     
    »Soll das ein Witz sein?« Kriminalhauptkommissar Bernd Wielert starrte fassungslos auf den Berg Schriftkram vor ihm und traute seinen Ohren nicht. »Kann die ihren Antrittsbesuch nicht morgen machen?«
    Der Leiter des KK 11 hörte noch einen Moment zu und ergab sich dann in sein Schicksal. Das hatte er nun davon, dass er seinen Schreibtisch hatte aufräumen wollen, statt wie seine Mitarbeiter pünktlich Feierabend zu machen und den Rest des Sommertages zu Hause zu genießen. Außerdem kam gleich doch bestimmt Fußball in der Glotze.
    Wielert seufzte, schob den Papierberg angewidert von sich, legte den Hörer zurück auf die Gabel und seine Füße auf das freie Schreibtischeckchen neben dem Bildschirm. Dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und gönnte seinem verspannten Rücken eine kleine Pause.
    Im nächsten Monat war er genau zwei Jahre in Bochum. Meine Güte, was hatte er für einen Bammel gehabt, als er seine neue Stelle angetreten hatte! Bis zu jenem Tag war seine Karriere nach Plan verlaufen, seine Vorgesetzten waren voll des Lobes über ihn gewesen und schätzten seine Arbeit. Trotzdem hatte er den nächsten Sprung auf der Leiter nicht geschafft, die Stelle hier in der Ruhrgebietsmetropole war seine letzte Chance, sich zu profilieren. Doch seit seiner Ankunft streute ihm jemand Sand ins Getriebe.
    Mit einigen Attacken von alteingesessenen Neidern war natürlich zu rechnen gewesen. Aber was dieser Heinzel für eine Show abgezogen hatte und immer noch abzog, das konnte keiner erwarten. Dabei hatte Wielert sogar Verständnis für den zuvor kommissarischen Leiter der Abteilung. Flenner, Präsident der Bochumer Ordnungsmacht, hatte Heinzel ein ganzes Jahr lang erzählt, dass er der Chef des KK 11 werden würde, und dann war Heinzel der Außenseiter vor die Nase gesetzt worden. Wielert konnte natürlich nichts dafür, eine Zeit lang hatte er sogar versucht, das pubertierende Gehabe des zu kurz Gekommenen zu decken. Aber Heinzel hatte letzten Endes den Bogen überspannt, schlampig ermittelt und stellenweise die Arbeit des gesamten Kommissariats infrage gestellt. Bei der nächsten Auffälligkeit drohte ein Disziplinarverfahren.
    An Wielerts Tür krachte eine Faust, gleich darauf schwang die Tür auf. Kriminalrat Kwiatkowski, Leiter der Kriminalgruppe eins und damit Wielerts direkter Chef, stürmte in den Raum.
    Wielert sprang auf und stellte sich senkrecht hinter den Schreibtisch, bevor sein Boss seinen Körper ganz in das Zimmer geschoben hatte.
    »So, Wielert, dann zeigen Sie mal Ihre Schokoladenseite. Der erste Eindruck ist immer der wichtigste.«
    Kwiatkowski blinkerte Wielert kurz zu und hielt seiner Begleitung die Tür auf. Bei dem Kriminalrat wusste man wenigstens, woran man war. Er war äußerlich mit seiner gedrungenen Figur und der leuchtenden Glatze keine
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