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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut
Autoren: Theo Pointner
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ab.
    »Kann ich denn nun Achmed sprechen?«, bohrte Locke nach.
    »Sei doch nicht so ungeduldig«, gab Mausi zurück. »Er hat noch etwas mit Balu zu besprechen. Wenn die fertig sind, kannst du zu ihm rein. Etwas zu trinken?«
    »Gern. Ein Wasser.«
    Mausi holte eine Flasche Evian aus dem Kühlschrank und stellte sie; ihm zusammen mit einem Glas vor die Nase. Als Locke in die Hosentasche greifen wollte, winkte sie ab. »Das geht aufs Haus«, erklärte sie.
    Locke grinste und goss sich etwas Wasser ein. Dann zündete er sich eine neue Zigarette an und wartete.
    Während der nächsten zwanzig Minuten trank er sein Wasser, rauchte zwei Zigaretten und behielt die Tür mit dem kleinen Schild Privat im Auge. Einmal ging der Summer und drei bereits leicht angetrunkene Anzugträger stolperten in die Bar. Angesichts der hohen Temperaturen und der frühen Zeit schien das ein lohnender Abend für Achmed zu werden. Die Asiaten waren schon bei der dritten Flasche Hausmarke.
    Endlich schwang die Tür zu den Hinterzimmern auf und Balu erschien in Lockes Blickfeld. Angesichts seiner Größe von knapp zwei Metern und einem Gewicht von ungefähr drei Zentnern kam sein Spitzname nicht von ungefähr. Dabei war Balu nicht dick. Unter dem Stoff seines eng anliegenden T-Shirts malten sich ausschließlich Muskeln ab. Locke wäre lieber freiwillig in einen Zwinger voller Pitbulls gestiegen, als mit Balu in den Clinch zu gehen.
    Der wandelnde Peacemaker gähnte herzhaft und trottete langsam auf die Theke zu. Als er Locke entdeckte, nickte er ihm kurz zu. Für ihn war das schon beinahe ein emotionaler Ausbruch.
    »Wie läuft’s?«, fragte Locke, als sich der Hüne neben ihn an die Theke stellte.
    »Durchwachsen«, brummte Balu. »Achmed hat anscheinend schlechte Laune.«
    »Vielleicht hab ich ja ein Mittel dagegen. Kann ich mit ihm reden?«
    Balu lupfte ein Augenlid einen ganzen Millimeter nach oben. »Er ist, glaub ich, nicht so gut auf dich zu sprechen.«
    »Das möchte ich ändern. Darf ich zu ihm?«
    Der Riese überlegte einen Moment und nickte.
    Locke vernichtete den letzten Schluck seines Wassers und folgte dem Bären zu den Privaträumen. Balu rammte einen Schlüssel ins Schloss, gleich darauf hatten sie das Lokal hinter sich gelassen. Auf der rechten Seite zweigte eine Tür zum Spielzimmer ab, geradeaus führte der kleine Gang ins Büro. Balu hämmerte seine Rechte gegen das Holz und gab Locke dann den Weg frei.
    Wie Achmed zu seinem Spitznamen gekommen war, das war Locke ein Rätsel. Eigentlich hieß das Würstchen Werner Peeren und lief bei Gegenwind mit seinen höchstens fünfundfünfzig Kilo permanent Gefahr, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wenn sich Balu mal versehentlich auf den Mann setzte, würde jede Hilfe zu spät kommen.
    »Was willst du denn hier?«, knatschte Achmed mit einer unangenehm hohen Fistelstimme, die gut zu seinem Äußeren passte.
    »Mit dir reden«, erwiderte Locke. »Hast du einen Moment Zeit?«
    Achmed warf einen Blick zu Balu, worauf das Mädchen für alles die Tür schloss und Locke auf den Stuhl vor Achmeds Schreibtisch drückte.
    »Fang an«, befahl Achmed.
    Statt einer Antwort griff Locke langsam in seine Jacke und holte vorsichtig ein Kuvert hervor. Als er die Lasche des Umschlags hochzog, leuchteten Achmeds Augen auf.
    »Hier, zwanzigtausend«, erklärte Locke mit trockenem Mund. »Zähl nach, falls du mir nicht traust.«
    Blitzschnell befand sich der Umschlag in Achmeds Griffeln. Demonstrativ ließ der Kredithai einen Schein nach dem anderen durch seine Finger gleiten. Dann zog er einen Tausender hervor und hielt ihn prüfend gegen das Licht. Schließlich nickte er zufrieden.
    »Sieh mal an, es geht also doch. Immerhin ein Anfang.«
    »Gib mir einen der Schuldscheine«, forderte Locke bestimmt.
    Achmed und Balu lachten gleichzeitig auf.
    »Riskier hier nicht so eine dicke Lippe«, empfahl der Kleine auf der anderen Seite des Schreibtisches. »Immerhin warte ich schon seit ein paar Wochen auf die Kohle.«
    »Und ich hab dir immer gesagt, du kriegst das Geld. Also, einen Teil hast du nun.«
    »Dann sind es ja nur noch fünfunddreißig Riesen«, seufzte Achmed und zog die oberste Schublade auf, aus der er eine Plastikfolie mit Papierkram hervorholte. Nach einigem Suchen fand er einen bestimmten Bogen und reichte ihn Locke herüber. »Und wann folgt der Rest?«, fragte er.
    »Du kriegst den Hals wohl nie voll«, antwortete Locke ein wenig zu forsch. Nur eine Sekunde später landete Balus Pranke
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