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Ein Tropfen Blut

Ein Tropfen Blut

Titel: Ein Tropfen Blut
Autoren: Theo Pointner
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angeblinzelt, während er ihm die dreißig braunen Scheine hinblätterte. Locke grinste. Wenn alles so klappte, wie er sich das dachte, dann würde dieses Arschloch in ein paar Wochen noch viel größere Augen machen.
    Die Zigarette war heruntergebrannt; bevor er sie aus dem Fenster warf, zündete er an der Glut die nächste an. Sein Mund war trocken – obwohl die Sonne erst gegen Mittag durch die Wolken gekrochen war, herrschten immer noch mindestens fünfundzwanzig Grad.
    Vor der Bar entstand Bewegung. Zwei Asiaten traten an den Eingang und malträtierten die Klingel. Über den beiden frühen Gästen bewegte sich die kleine Kamera und zu Lockes Erstaunen hörte er den Summer bis zu seinem Warteplatz. Sein Blick glitt wieder auf die kleine Uhr. Sechs Minuten zu früh.
    Der zartrosa Schriftzug über der Tür glomm auf. Die Asiaten, wahrscheinlich Japaner, die sich den Staub von der Palme wedeln lassen wollten, enterten den Eingang. Locke atmete durch, nahm einen letzten tiefen Zug von seiner Zigarette und ließ sie dann den gleichen Weg wie ihre Vorgängerin nehmen. Mit einem Ruck zog er den Zündschlüssel ab, kurbelte das Fenster hoch und stieg aus.
    Während er langsam die Straße überquerte, genoss er den leichten Wind, der ein wenig Abkühlung bescherte. Ein letztes Mal überprüfte er den Inhalt seiner Innentasche, dann hatte er den Eingang erreicht.
    Mit Ertönen des Klingelzeichens trat die Kamera wieder in Aktion. Der Summer piepte, Locke zog die Tür auf und ging die vier Stufen abwärts.
    Im Inneren der Bar war es angenehm kühl, die Klimaanlage lief auf Hochtouren. Die beiden Japaner hatten sich in eine der mit schon leicht angeschmuddelten beigen Bezügen dekorierten Nischen verdrückt. Der Ältere konnte sich anscheinend an dem schummrigen Ambiente nicht satt sehen, während der Jüngere kein Auge von den fünf Frauen ließ, die sich gelangweilt an dem Tisch neben dem Eingang zu den Toiletten lümmelten.
    Locke gönnte der Szene keinen weiteren Blick und trat an die Theke. Aus der kleinen Küche hinter dem Tresen hörte er undeutlich leise, scheppernde Geräusche, dann glitt der schwere Vorhang, hinter dem sich das Versteck für die Mikrowelle und die Leckereien aus einem Billigsupermarkt befand, die Achmed mit einer Gewinnspanne von tausendfünfhundert Prozent unter die Leute brachte, beiseite.
    »Hallo, Mausi«, grüßte Locke.
    Eine Blondine in einem atemberaubend geschnittenen Kleid warf das Geschirrtuch unter die Theke und sah auf. »Hi, Locke. Was machst du denn hier? Ist doch gar nicht dein Abend, oder?«
    Locke klemmte seinen rechten Fuß auf die Trittleiste und lehnte sich lässig auf die gepolsterte Bar. »Nee, stimmt. Ist Achmed da?«
    Die Frau blinzelte ihm zu und warf einen düsteren Blick zu den übrigen Angestellten. Scheinbar widerwillig lösten sich zwei der angestellten Damen aus dem Pulk und wanderten zu den beiden Asiaten.
    »Wart mal ‘nen Moment, ja? Bin gleich wieder da.«
    Locke nickte und parkte seinen Hintern auf einem Hocker. Aus dem Tross der Gruppe neben den Toiletten löste sich eine weitere Frau, höchstens zwanzig, und schlenderte auf ihn zu. Zwei Meter vor ihm stellte sie ihr eingeübtes Lächeln an und zog ihren beachtlichen Ausschnitt ein Stückchen weiter nach Süden.
    »Na, mein Süßer, so allein heute Abend?«
    Der Mann auf dem Hocker grinste. Das Mädchen war neu in dem Laden.
    »Wie heißt du?«, fragte Locke.
    »Angie«, kam zuckersüß die Antwort. »Und du?«
    »Schieb ab«, kommandierte Mausi leise, aber bestimmt. »Ich hab dir doch gesagt, du wartest auf mein Zeichen. Ich such deine Kunden aus.«
    Angie zog einen Schmollmund und machte auf den Hacken kehrt.
    »Kompliment«, meinte Locke. »Du hast deine Mädels im Griff.«
    »Einige brauchen halt ein wenig, bis sie das kapieren. Die lernt das auch noch.«
    »Wie lange ist sie schon da? Ich hab die noch nie hier gesehen.«
    Mausi kurvte wieder hinter die Theke und beförderte zwei Flaschen der Hausmarke ans Tageslicht. Locke hatte das Gesöff einmal probiert. Es würde ihn sehr wundern, wenn das Zeug im Einkauf mehr als zwei Mark pro Hektoliter kostete.
    »Seit gestern Abend. Ich mach jede Wette, länger als drei Wochen hält sie das nicht aus.«
    Mit einem sanften ›Plopp‹ flutschte der erste Korken aus der Flasche, kurz darauf folgte der zweite. Mausi stellte die Flaschen jeweils in einen Kühler und gab den beiden beschäftigten Mädels ein Zeichen. Sofort sprang eine auf und holte die Getränke
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