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Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]

Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]

Titel: Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]
Autoren: Arena
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Motte doch ein neues Haus für Maja kaufen!
    Sie zog die Beine an und kauerte sich zusammen. Hinten drückte das Buch, das sie in ihren Hosenbund gestopft hatte. Motte angelte es heraus und strich über den Titel. Es war eine alte Taschenbuchausgabe von Robinson Crusoe, die Papa ihr ausgeliehen hatte. Motte war schon zur Hälfte durch. Dieser Crusoe war echt ein Glückspilz. Klar war es blöd, dass sein Schiff untergegangen war, aber dafür hatte er eine ganze Insel für sich allein! Keine kleinen, nervigen Brüder wie Till und Ole. Keine Mutter, die dauernd Stress wegen der Schule machte, und schon gar keine Eindringlinge, die ihm seine Insel streitig machen wollten.
    Sie schlug das Buch auf. »Als ich eines Mittags nach meinem Boot hinauswanderte, entdeckte ich im Sande des Strandes die Spur eines Menschenfußes. Ich stand wie vom Donner gerührt, kein Gespenst hätte mich mehr in Schrecken setzen können.«
    Motte las die Stelle zweimal. Wie kam denn jetzt dieser Fußabdruck an den Strand? War Robinsons Insel doch nicht so unbewohnt, wie es den Anschein gehabt hatte? Motte konnte seinen Schock supergut nachvollziehen. Denn auch ihre Insel war in Gefahr.
    Sie legte das Buch zur Seite und starrte aus dem Fenster zum alten Kutscherhaus hinüber, das halb verdeckt unter der großen Kastanie stand. Früher waren dort im Stall vier Pferde und zwei Kutschen untergebracht. Und in der kleinen Wohnung darüber lebte der Kutscher. Natürlich war aus dem Kutscherhaus längst eine gewöhnliche Garage geworden, in der die Jacobis ihre Autos und Fahrräder parkten und im Winter die Tischtennisplatte unterstellten. Nur die Wohnung war erhalten geblieben. Zwischendurch hatte dort ein Au-pair gewohnt. Aber nun stand die Kutscherwohnung schon einige Jahre leer.
    Und wenn es nach Motte gegangen wäre, hätte sich daran auch nie etwas geändert! Sie war von Anfang an dagegen gewesen!
    Nicht dass dies die Entscheidung ihrer Eltern und ihrer Großmutter in irgendeiner Weise beeinflusst hätte.
    »Das ist doch kein Weltuntergang, Motte«, hatte Papa gesagt und versucht, sie an sich zu ziehen. »Sie ist deine Cousine!«
    Na und? Nur weil dieses Mädchen rein zufällig die Tochter von Papas Schwester war, brach Motte nicht automatisch in Freudentränen aus! Schlimm genug, dass die Briefe ihrer Cousine seit Jahren Grandmères Briefkasten verstopften! Jetzt würde sie sich auch noch mit ihrer ganzen Familie hier breitmachen. Motte knabberte an ihrer Unterlippe. Aber das würde sie nicht zulassen. Sie würde diese Blums aus dem Kutscherhaus vertreiben, ehe die bis drei zählen konnten!
    In diesem Augenblick drang von der Straße lautes Motorengeräusch herauf. Motte spähte zum Gartentor. Unten auf der Einfahrt kam ein alter weißer VW-Bus zum Stehen. An den Seiten war er mit Blumen aus schwarzer Folie beklebt. Selbst ausgeschnittenen Blumen. Wie peinlich war das denn! Dieser VW-Bus konnte wirklich nur den Blums gehören.
    Was um Himmels willen machten die schon hier? Ihre Mutter hatte doch behauptet, dass sie erst abends ankommen sollten. Und jetzt war es gerade mal Mittag. Aber Motte blieb keine Zeit, sich einen Reim darauf zu machen, denn schon wurde die hintere Tür des Busses aufgeschoben.
    Motte presste die Nase gegen die kalte Fensterscheibe.

2. Song

    »Herrjemine, wir sind viel zu früh!«, sagte Frau Blum und pustete sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. »Das wird Vanessa überhaupt nicht gefallen.«
    Herr Blum warf seiner Frau einen belustigten Blick zu. »Vielleicht hätten wir doch an der letzten Autobahnraststätte warten sollen, bis es fünf Uhr ist«, frotzelte er.
    »Nein!«, lachte Frau Blum. »Aber es wird ein Schock für sie sein.«
    Lou liebte das Lachen ihrer Mutter und beugte sich nach vorne zwischen ihre Eltern. »Im schlimmsten Fall kannst du sie ja medizinisch versorgen«, schlug Lou vor. Schließlich war ihre Mutter Ärztin.
    In diesem Moment meldete sich Anton zu Wort. »Freut sich Tante Vessa nicht?«, fragte er ängstlich.
    Lou sah zu ihm. Anton hatte genauso tiefblaue Augen wie ihr Vater. Nur mit einem ganz leichten Silberblick und seine runde Nase war übersät mit Sommersprossen.
    »Aber logo freut sie sich«, versicherte Lou.
    Anton presste seinen Strickkäfer, Kirk, an die Brust. Das tat er immer, wenn er unsicher war oder etwas nicht verstand. Antons einundzwanzigstes Chromosom war etwas anders gebaut als das von Lou – in der Medizinersprache hieß das Downsyndrom – und Ironie verstand er
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